Montag, 13. Februar 2017

Las Galeras oder "Alles für den Wal"



Letzten Freitag (3.2.) sind wir zu fünft (Alica, Fabienne, Kristina, ihre Tante und ich) nach Las Galeras gefahren – laut meinem Marco-Polo-Reiseführer ein „verschlafener Ferienort (5200 Ew.) an der Ostspitze der Halbinsel Samaná“, der sich „um einen überschaubaren weißen Sandstrand [ausbreitet], auf den die Fischer ihre Boote heraufziehen und auf dem der Fang in kleinen hölzernen Garküchen gebrutzelt“. Das ist eine ganz treffende Beschreibung, doch dazu später mehr. Für uns ist Las Galeras vor allem Ausgangspunkt für zwei Strandausflüge – zur Playa Frontón am Freitag und zur Playa Rincón am Samstag.
Im Vorfeld gab es noch ein wenig Probleme, weil wir alle Freitag Urlaub nehmen wollten und dadurch den obligatorischen Spanischunterricht verpassen. Vor allem lag es wohl auch daran, dass wir das zu spät angekündigt haben und schon gebucht hatten, also Julia einfach vor vollendete Tatsachen gestellt haben, ohne rechtzeitig um Genehmigung des freien Tages zu bitten. Es war dann aber ok. Pro Monat stehen jedem/r Freiwilligen 2 Urlaubstage zu. Ich habe also sechs. Wenn man sie nicht am Stück nimmt, bietet sich natürlich am ehesten an, die Wochenenden zu verlängern. Und da montags immer alle Meetings stattfinden, ist Freitag dann der beste Tag. Nur, dass freitags eben vierstündig der Spanischunterricht mit Ana Rosa stattfindet – Anfänger und Fortgeschrittene 8-12 Uhr und 14-18 Uhr, immer abwechselnd. Ich habe dadurch jetzt erst zweimal Spanischunterricht gehabt, aber die Stunden waren gut – zuerst zwei Stunden Grammatik und dann zwei Stunden „Konversation“.

Doch zurück zum eigentlichen Thema. Schon die Hinfahrt ist ein kleines Abenteuer und ein typisch dominikanisches Erlebnis. Wir laufen um 9.30 Uhr Richtung Guagua-Station und finden schon auf dem Weg eine Guagua, die nach Las Galeras fährt. Wieder ein Pick-up mit löchrig-überdachter Ladefläche. Wir werden noch gefragt, ob wir uns nicht reinsetzen wollen (zwei Personen sitzen schon drin) – es würde gleich regnen. Wir lehnen ab und werden dann halt ziemlich nass, als es tatsächlich anfängt. Aber es ist warm und da macht das nicht so viel aus. Irgendwann hält der Fahrer nochmal an und deckt zusammen mit seinem Beifahrer die Überdachung mit einer blauen Plane ab. Genau rechtzeitig, denn jetzt fängt es richtig an zu regnen. Wobei die Plane auch nicht soo viel bringt. Aber besser als nichts.

 

Gegen 10 Uhr kommen wir in Las Galeras an und gehen als erstes in unser Hotel „La Isleta“. Wir haben zu viert ein Apartment mit 3 großen Betten auf zwei Etagen, Küche, Bad (Dusche mit warmem Wasser!!) und Terrasse mit Pool- und Meerblick. Es ist wirklich hübsch. Nach einer kurzen Pause gehen wir zurück zum Strand und finden auch schnell jemanden, der uns mit dem Boot für 700 Pesos/Person zur Playa Frontón fährt. Die See ist relativ rau, aber unser kleines Boot schlägt sich wacker und der Bootsführer fährt wirklich gut.



Es ist bewölkt und als wir nach ca. 25-minütiger Fahrt am Strand ankommen, fängt es erstmal an zu regnen. Es klart aber schon nach kurzer Zeit wieder auf. Wir gehen schwimmen (Vorsicht vor Seeigeln!), bekommen frische Kokosnüsse und liegen in der Sonne. Außerdem sammeln wir Muscheln. Der Sand ist etwas grobkörniger und hat ganz viele pinke Partikel, keine Ahnung, ob das Gestein oder Koralle ist, ich habe das jedenfalls vorher noch nie gesehen.


Irgendwann bricht plötzlich Hektik aus. Alle zeigen nach rechts und rennen nach links zu den Booten, irgendjemand schnappt das Wort „Ballena (Wal)“ auf. Unser Bootsführer kommt und fragt, ob wir auch rausfahren wollten, es seien Wale gesichtet worden. Für 500 Pesos/Person sind wir dabei. Wir haben zwar schon eine Waltour aus Samaná geplant, aber es ist Fabiennes letzter Tag und Kristinas Tante ist dann auch nicht mehr da. Also packen wir schnell unsere Sachen ein und dann geht’s ab ins Boot. Was dann folgt, habe ich schon ähnlich bei der Delphin-Tour in Ägypten 2014 erlebt. Fünf Motorboote rasen über’s Wasser und versuchen in die Nähe der Wale zu kommen. Und tatsächlich: Irgendwann taucht zu unserer Linken der erste Wal auf und sofort wieder ab. Man sieht nur ganz kurz die Rückenflosse. Etwas später sehen wir auf der linken Seite zwei weitere Rückenflossen auftauchen. Die Fahrt ist recht unsanft, der Bootsführer nimmt im Eifer des Gefechts nicht mehr so Rücksicht auf große Wellen und man wird ganz schön durchgeschüttelt auf den harten Sitzbänken. Ich dichte dazu das Lied „Eine Seefahrt, die ist lustig“ etwas um: „Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön. Sie tut zwar am Popo weh, dafür kann man Wale sehen“. Kristina sagt immer wieder „Alles für den Wal“, wenn mal wieder eine besonders große Welle kam – ihre Tante hat nämlich Angst auf kleinen Booten. Kurz bevor wir eigentlich schon wieder zurückfahren wollen, drehen wir nochmal um und fahren nur mit einem weiteren Boot nochmal zurück die Küste entlang. Plötzlich ist ein Wal direkt vor uns, wir können ihn der Welle schwimmen sehen, dann bläst er zweimal und taucht wieder ab. Fabienne hat es auf Video festgehalten, meins ist leider nix geworden (total verwackelt). 


Alles in allem war es schon cool Wale zu sehen, aber kein so beeindruckendes Erlebnis wie ich mir vorgestellt hatte. Durch die „Jagd“ kann man den Moment, in dem man dann tatsächlich einen Wal sieht, gar nicht richtig würdigen. Das ist so hektisch und unwirklich. Und für die Wale auch nicht schön, plötzlich von 5 Motorbooten umkreist und verfolgt zu werden. Ich hoffe, dass ich noch einmal Wale sehen werde (zum Beispiel in Quebec) und dass das dann meinen Vorstellungen entspricht und auch die Wale nicht stört. Viel schöner als die Walsichtung auf dem Wasser war eigentlich, als uns später, als wir wieder am Strand sitzen von weit draußen ein Wal zuwinkt. Er schlägt etwa fünf Mal mit der Seitenflosse auf’s Wasser – Kristina hat es fotografisch festgehalten.


Danach fahren wir zurück zum Strand und machen noch ein paar Palmenfotos. Vorher müssen Alica und ich (die beiden mit Segelschein) uns erstmal noch kurz vom Geschaukel erholen. Beim Fahren ging es, aber ohne Motor ohne vorhersehbare Richtung auf den Wellen hin und her geschunkelt zu werden … tief durchatmen :D



Um 16 Uhr fahren wir zurück nach Las Galeras, bringen Fabienne zur Guagua und dürfen dann in unserem Apartment nacheinander warm (!) duschen. Wir sind ganz glückselig danach. Ich hoffe, diese Wertschätzung für warmes Duschen verliere ich nicht. Nach einem Monat mit unerhitztem Wasser ist es auf jeden Fall sehr wohltuend. Auch wenn ich das kalte Duschen nicht schlimm finde, zumindest tagsüber, es ist ja warm. Aber wenn einem kalt ist oder man wirklich sandig und salzwasserklebrig ist, ist eine warme Dusche schon Gold wert. Es gibt sogar einen Föhn, mit dem ich endlich mal wieder meine Haare in die ursprünglich angedachte Form bringen kann.

Nach kurzer Erholungspause (Sonne, Strand, Wale jagen und Boot fahren machen echt müde) gehen wir dann noch dominikanisch in einem Straßenimbiss, „El Típico“, essen. Für mich gibt’s eine große Portion Kartoffelpüree, Mangú, Yuca, Pasta und Gemüse mit Cola für 175 Pesos (3,50€). Man kann sich den Teller selber zusammenstellen lassen und es ist alles sehr lecker. Kochbananen und Yuca werde ich auf jeden Fall – sofern erhältlich – als Ergänzung meines Speiseplanes auch in Deutschland ab und zu verwenden. Bestimmt ist beides auch echt gesund – sofern man es nicht, wie hier recht oft, (zweimal) frittiert. Obwohl das natürlich auch ziemlich lecker ist ;)


Gegen 19:30 Uhr gehen wir zurück zum Hotel. Kristina, Alica und ich gehen noch im LED-beleuchteten Pool schwimmen. Es ist zwar nicht so warm, aber wenn man danach warm duschen kann, macht das ja nix.

Morgens wache ich kurz vor meinem, auf 6.30 Uhr gestellten Wecker auf. Es dämmert schon und wir wollen zum Sonnenaufgang zum Strand. Der Sand hier ist ganz fein und weiß, fast wie Gips. Wir setzen uns auf die „Bacardi-Palme“ und warten, bis es hell wird. Spektakulär ist der Sonnenaufgang leider wieder nicht und auch hinter den Bäumen. Danach gehen wir dann zum Frühstück, von dem Kristina, die schonmal in dem Hotel war, uns schon vorgeschwärmt hatte. Es gibt Kaffee (mit Milch), eine frische Kokosnuss (die leckerste bisher), geröstetes Weißbrot, Rührei, Butter, Ananas-Mango-Marmelade, einen Obstteller und Maracujasaft. Wir frühstücken ca. 1,5 Stunden und fallen danach kurz ins Fresskoma. Ich lege mich wieder auf die Liege auf der Terrasse, die anderen in ihr Bett mit Meerblick. Dann packen wir und fahren mit dem Fahrer vom Vortag für 550 Pesos/Person mit dem Boot zur Playa Rincón. Ursprünglich wollten wir ja dahin reiten, aber das soll 45$ kosten und das ist uns dann doch zu viel. Die See ist heute viel ruhiger und die Fahrt daher auch angenehmer. Uns tut ja allen noch der Po von gestern weh.



Die Playa Rincón ist auch richtig schön – kilometerlang mit weißem Sand, strahlend türkisem Wasser und Palmen. Wir schwimmen, schnorcheln, hören Musik, essen Kokosbrot und Süßkartoffelkuchen (Süßkartoffeln, Butter, Kokos, Zimt – die Konsistenz ist grießbreiartig und der Geschmack zumindest außen erinnert an Räuchertofu :D ). Später stoßen noch Maria und Romina und nochmal später Max und Laurenz dazu. Die beiden Jungs sind ca. 2 Stunden von Las Galeras zum Strand gewandert. Hätte ich die richtigen Schuhe dabeigehabt, hätte ich mich auf dem Rückweg angeschlossen, aber Sandalen sind für den Weg leider ungeeignet und ich habe nichts anderes dabei. Laurenz lässt mir seinen Reiseführer zur Lektüre da. Meiner (Marco Polo) ist zwar nicht schlecht und schön dünn, aber für Individualreisen nicht wirklich zu gebrauchen. Da steht halt nur, wie man mit dem Auto irgendwo hinkommt – von Guaguas oder Bussen keine Rede … Eventuell werden Alica und ich uns für die Reise am Ende unserer Zeit hier zusammenschließen. Wobei sie schon am 1.4. zurückfliegt und ich erst am 6.4. Mal schauen, wie das passt.



Um 16.30 Uhr fahren wir dann mit dem Boot zurück und bekommen auch direkt eine Guagua nach Samaná. Gegen 18 Uhr sind wir dann wieder zurück in Samaná. Als ich in meinen Flur komme, stehen im ersten Apartment zwei Airbnb-Gäste. Wie sich herausstellt ein finnisches Pärchen. Da kann ich endlich mal wieder mein „Mun nimi on Anna“ anbringen. Ihrer auch. Sie warten auf Julia, aber mit dem WLAN-Passwort kann ich ihnen immerhin schon weiterhelfen. In den Zeiten, in denen die angemieteten Apartments hier nicht von Freiwilligen belegt sind, werden sie über Airbnb vermietet, also falls ihr mal in Samaná sein solltet, könnt ihr vielleicht in meiner Wohnung nächtigen ;) Zurück zuhause muss ich erstmal ausführlich duschen – jetzt natürlich wieder kalt, wie gewohnt. Zu Abend gibt es dann den Rest von meinem Crema-de-Coco-Essen. Das hatte ich Donnerstagabend gekocht. Also eigentlich wollte ich Möhren, Paprika, Zwiebeln und Reis mit Kokosmilch essen. Leider habe ich erst festgestellt, dass ich statt Kokosmilch gezuckerte Crema de Coco gekauft habe, als es schon zu spät war und ich die Hälfte der Dose schon in den Topf gekippt hatte. Mit Salz, Pfeffer, Wasser, Milch und Käse ließ es sich aber zum Glück einigermaßen retten und essbar machen. Merke: Crema de Coco ist für Cocktails. Desweiteren merken: Joghurt Natural ist nicht ohne Zucker und Jugo 100% Naranja auch nicht. Nur wo „sin azucar“ draufsteht, ist auch kein Zucker drin.



Am Sonntag fahren wir (Annika, Kristina, ihre Tante, Maria, Romina und ich) dann nach Cayo. Mit an Bord viele Getränke, Ananas und ein Käfig mit einem Leguan. Und natürlich die Leute, die auf Cayo arbeiten und für die das Schiff eigentlich gedacht ist. Erstmal bereue ich, mitgekommen zu sein, weil es bewölkt und windig ist. Also rolle ich mich mit Jacke und zugedeckt mit meinem schon von der Bootsfahrt nassen Handtuch auf der Liege zusammen und schlafe. Als ich aufwache, kommt dann zum Glück die Sonne raus. Dann folgt ein entspannter Strandtag. Gegen 18.00 Uhr sind wir wieder zurück. Ich hatte mir vorgenommen in Yunior’s Kirche in den Gottesdienst zu gehen und Maria schließt sich mir an. Wir verabreden uns für 18.30 Uhr, was mir Zeit für ein kurzes Abduschen und Umziehen lässt. An der Kirche angekommen, stellen wir fest, dass der Gottesdienst ausnahmsweise leider schon vormittags war. Yunior hatte mir das wohl gesagt und ich habe es wieder vergessen. Vielleicht, weil da noch nicht feststand, dass wir nach Cayo fahren und ich dachte, morgens geht ja auch. Wir laufen dann bei Marias Familie vorbei, die mich zum Gottesdienst um 20 Uhr mit anschließendem Abendessen bei sich einladen. Das dann doch schon fertig und nicht vegetarisch ist, weshalb Maria mir nochmal schreibt, sodass wir dann doch mit ins Tierra y Mar gehen, wie ursprünglich geplant. Im Tierra y Mar lernen wir dann auch Kathy, eine neue Freiwillige aus Denver, kennen, die mit ihrer ganzen Familie da ist. So klingt mein fünftes Wochenende in der Karibik aus.

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