Letzten
Freitag (3.2.) sind wir zu fünft (Alica, Fabienne, Kristina, ihre Tante und
ich) nach Las Galeras gefahren – laut meinem Marco-Polo-Reiseführer ein
„verschlafener Ferienort (5200 Ew.) an der Ostspitze der Halbinsel Samaná“, der
sich „um einen überschaubaren weißen Sandstrand [ausbreitet], auf den die
Fischer ihre Boote heraufziehen und auf dem der Fang in kleinen hölzernen
Garküchen gebrutzelt“. Das ist eine ganz treffende Beschreibung, doch dazu
später mehr. Für uns ist Las Galeras vor allem Ausgangspunkt für zwei
Strandausflüge – zur Playa Frontón am Freitag und zur Playa Rincón am Samstag.
Im Vorfeld
gab es noch ein wenig Probleme, weil wir alle Freitag Urlaub nehmen wollten
und dadurch den obligatorischen Spanischunterricht verpassen. Vor allem lag es
wohl auch daran, dass wir das zu spät angekündigt haben und schon gebucht
hatten, also Julia einfach vor vollendete Tatsachen gestellt haben, ohne rechtzeitig
um Genehmigung des freien Tages zu bitten. Es war dann aber ok. Pro Monat
stehen jedem/r Freiwilligen 2 Urlaubstage zu. Ich habe also sechs. Wenn man sie
nicht am Stück nimmt, bietet sich natürlich am ehesten an, die Wochenenden zu
verlängern. Und da montags immer alle Meetings stattfinden, ist Freitag dann
der beste Tag. Nur, dass freitags eben vierstündig der Spanischunterricht mit
Ana Rosa stattfindet – Anfänger und Fortgeschrittene 8-12 Uhr und 14-18 Uhr,
immer abwechselnd. Ich habe dadurch jetzt erst zweimal Spanischunterricht
gehabt, aber die Stunden waren gut – zuerst zwei Stunden Grammatik und dann
zwei Stunden „Konversation“.
Doch zurück
zum eigentlichen Thema. Schon die Hinfahrt ist ein kleines Abenteuer und ein
typisch dominikanisches Erlebnis. Wir laufen um 9.30 Uhr Richtung
Guagua-Station und finden schon auf dem Weg eine Guagua, die nach Las Galeras
fährt. Wieder ein Pick-up mit löchrig-überdachter Ladefläche. Wir werden noch
gefragt, ob wir uns nicht reinsetzen wollen (zwei Personen sitzen schon drin) –
es würde gleich regnen. Wir lehnen ab und werden dann halt ziemlich nass, als
es tatsächlich anfängt. Aber es ist warm und da macht das nicht so viel aus.
Irgendwann hält der Fahrer nochmal an und deckt zusammen mit seinem Beifahrer
die Überdachung mit einer blauen Plane ab. Genau rechtzeitig, denn jetzt fängt
es richtig an zu regnen. Wobei die Plane auch nicht soo viel bringt. Aber
besser als nichts.
Gegen 10 Uhr kommen wir in Las Galeras an und gehen als erstes in unser Hotel „La Isleta“. Wir haben zu viert ein Apartment mit 3 großen Betten auf zwei Etagen, Küche, Bad (Dusche mit warmem Wasser!!) und Terrasse mit Pool- und Meerblick. Es ist wirklich hübsch. Nach einer kurzen Pause gehen wir zurück zum Strand und finden auch schnell jemanden, der uns mit dem Boot für 700 Pesos/Person zur Playa Frontón fährt. Die See ist relativ rau, aber unser kleines Boot schlägt sich wacker und der Bootsführer fährt wirklich gut.
Es ist bewölkt und als wir nach ca. 25-minütiger Fahrt am Strand ankommen, fängt es erstmal an zu regnen. Es klart aber schon nach kurzer Zeit wieder auf. Wir gehen schwimmen (Vorsicht vor Seeigeln!), bekommen frische Kokosnüsse und liegen in der Sonne. Außerdem sammeln wir Muscheln. Der Sand ist etwas grobkörniger und hat ganz viele pinke Partikel, keine Ahnung, ob das Gestein oder Koralle ist, ich habe das jedenfalls vorher noch nie gesehen.
Irgendwann
bricht plötzlich Hektik aus. Alle zeigen nach rechts und rennen nach links zu
den Booten, irgendjemand schnappt das Wort „Ballena (Wal)“ auf. Unser
Bootsführer kommt und fragt, ob wir auch rausfahren wollten, es seien Wale
gesichtet worden. Für 500 Pesos/Person sind wir dabei. Wir haben zwar schon
eine Waltour aus Samaná geplant, aber es ist Fabiennes letzter Tag und
Kristinas Tante ist dann auch nicht mehr da. Also packen wir schnell unsere
Sachen ein und dann geht’s ab ins Boot. Was dann folgt, habe ich schon ähnlich
bei der Delphin-Tour in Ägypten 2014 erlebt. Fünf Motorboote rasen über’s
Wasser und versuchen in die Nähe der Wale zu kommen. Und tatsächlich:
Irgendwann taucht zu unserer Linken der erste Wal auf und sofort wieder ab. Man
sieht nur ganz kurz die Rückenflosse. Etwas später sehen wir auf der linken
Seite zwei weitere Rückenflossen auftauchen. Die Fahrt ist recht unsanft, der
Bootsführer nimmt im Eifer des Gefechts nicht mehr so Rücksicht auf große
Wellen und man wird ganz schön durchgeschüttelt auf den harten Sitzbänken. Ich
dichte dazu das Lied „Eine Seefahrt, die ist lustig“ etwas um: „Eine Seefahrt,
die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön. Sie tut zwar am Popo weh, dafür
kann man Wale sehen“. Kristina sagt immer wieder „Alles für den Wal“, wenn mal
wieder eine besonders große Welle kam – ihre Tante hat nämlich Angst auf
kleinen Booten. Kurz bevor wir eigentlich schon wieder zurückfahren wollen,
drehen wir nochmal um und fahren nur mit einem weiteren Boot nochmal zurück die
Küste entlang. Plötzlich ist ein Wal direkt vor uns, wir können ihn der Welle
schwimmen sehen, dann bläst er zweimal und taucht wieder ab. Fabienne hat es
auf Video festgehalten, meins ist leider nix geworden (total verwackelt).
Alles in
allem war es schon cool Wale zu sehen, aber kein so beeindruckendes Erlebnis
wie ich mir vorgestellt hatte. Durch die „Jagd“ kann man den Moment, in dem man
dann tatsächlich einen Wal sieht, gar nicht richtig würdigen. Das ist so
hektisch und unwirklich. Und für die Wale auch nicht schön, plötzlich von 5
Motorbooten umkreist und verfolgt zu werden. Ich hoffe, dass ich noch einmal
Wale sehen werde (zum Beispiel in Quebec) und dass das dann meinen
Vorstellungen entspricht und auch die Wale nicht stört. Viel schöner als die
Walsichtung auf dem Wasser war eigentlich, als uns später, als wir wieder am
Strand sitzen von weit draußen ein Wal zuwinkt. Er schlägt etwa fünf Mal mit
der Seitenflosse auf’s Wasser – Kristina hat es fotografisch festgehalten.
Danach fahren
wir zurück zum Strand und machen noch ein paar Palmenfotos. Vorher müssen Alica
und ich (die beiden mit Segelschein) uns erstmal noch kurz vom Geschaukel
erholen. Beim Fahren ging es, aber ohne Motor ohne vorhersehbare Richtung auf
den Wellen hin und her geschunkelt zu werden … tief durchatmen :D
Um 16 Uhr
fahren wir zurück nach Las Galeras, bringen Fabienne zur Guagua und dürfen dann
in unserem Apartment nacheinander warm (!) duschen. Wir sind ganz glückselig
danach. Ich hoffe, diese Wertschätzung für warmes Duschen verliere ich nicht.
Nach einem Monat mit unerhitztem Wasser ist es auf jeden Fall sehr wohltuend.
Auch wenn ich das kalte Duschen nicht schlimm finde, zumindest tagsüber, es ist
ja warm. Aber wenn einem kalt ist oder man wirklich sandig und
salzwasserklebrig ist, ist eine warme Dusche schon Gold wert. Es gibt sogar
einen Föhn, mit dem ich endlich mal wieder meine Haare in die ursprünglich
angedachte Form bringen kann.
Nach kurzer
Erholungspause (Sonne, Strand, Wale jagen und Boot fahren machen echt müde)
gehen wir dann noch dominikanisch in einem Straßenimbiss, „El Típico“, essen.
Für mich gibt’s eine große Portion Kartoffelpüree, Mangú, Yuca, Pasta und Gemüse
mit Cola für 175 Pesos (3,50€). Man kann sich den Teller selber zusammenstellen
lassen und es ist alles sehr lecker. Kochbananen und Yuca werde ich auf jeden
Fall – sofern erhältlich – als Ergänzung meines Speiseplanes auch in
Deutschland ab und zu verwenden. Bestimmt ist beides auch echt gesund – sofern man
es nicht, wie hier recht oft, (zweimal) frittiert. Obwohl das natürlich auch
ziemlich lecker ist ;)
Gegen 19:30
Uhr gehen wir zurück zum Hotel. Kristina, Alica und ich gehen noch im
LED-beleuchteten Pool schwimmen. Es ist zwar nicht so warm, aber wenn man
danach warm duschen kann, macht das ja nix.
Morgens wache
ich kurz vor meinem, auf 6.30 Uhr gestellten Wecker auf. Es dämmert schon und
wir wollen zum Sonnenaufgang zum Strand. Der Sand hier ist ganz fein und weiß,
fast wie Gips. Wir setzen uns auf die „Bacardi-Palme“ und warten, bis es hell
wird. Spektakulär ist der Sonnenaufgang leider wieder nicht und auch hinter den
Bäumen. Danach gehen wir dann zum Frühstück, von dem Kristina, die schonmal in
dem Hotel war, uns schon vorgeschwärmt hatte. Es gibt Kaffee (mit Milch), eine
frische Kokosnuss (die leckerste bisher), geröstetes Weißbrot, Rührei, Butter,
Ananas-Mango-Marmelade, einen Obstteller und Maracujasaft. Wir frühstücken ca.
1,5 Stunden und fallen danach kurz ins Fresskoma. Ich lege mich wieder auf die
Liege auf der Terrasse, die anderen in ihr Bett mit Meerblick. Dann packen wir
und fahren mit dem Fahrer vom Vortag für 550 Pesos/Person mit dem Boot zur
Playa Rincón. Ursprünglich wollten wir ja dahin reiten, aber das soll 45$
kosten und das ist uns dann doch zu viel. Die See ist heute viel ruhiger und
die Fahrt daher auch angenehmer. Uns tut ja allen noch der Po von gestern weh.
Die Playa
Rincón ist auch richtig schön – kilometerlang mit weißem Sand, strahlend
türkisem Wasser und Palmen. Wir schwimmen, schnorcheln, hören Musik, essen
Kokosbrot und Süßkartoffelkuchen (Süßkartoffeln, Butter, Kokos, Zimt – die Konsistenz
ist grießbreiartig und der Geschmack zumindest außen erinnert an Räuchertofu :D
). Später stoßen noch Maria und Romina und nochmal später Max und Laurenz dazu.
Die beiden Jungs sind ca. 2 Stunden von Las Galeras zum Strand gewandert. Hätte
ich die richtigen Schuhe dabeigehabt, hätte ich mich auf dem Rückweg
angeschlossen, aber Sandalen sind für den Weg leider ungeeignet und ich habe
nichts anderes dabei. Laurenz lässt mir seinen Reiseführer zur Lektüre da.
Meiner (Marco Polo) ist zwar nicht schlecht und schön dünn, aber für
Individualreisen nicht wirklich zu gebrauchen. Da steht halt nur, wie man mit
dem Auto irgendwo hinkommt – von Guaguas oder Bussen keine Rede … Eventuell
werden Alica und ich uns für die Reise am Ende unserer Zeit hier
zusammenschließen. Wobei sie schon am 1.4. zurückfliegt und ich erst am 6.4.
Mal schauen, wie das passt.
Um 16.30 Uhr
fahren wir dann mit dem Boot zurück und bekommen auch direkt eine Guagua nach
Samaná. Gegen 18 Uhr sind wir dann wieder zurück in Samaná. Als ich in meinen
Flur komme, stehen im ersten Apartment zwei Airbnb-Gäste. Wie sich herausstellt
ein finnisches Pärchen. Da kann ich endlich mal wieder mein „Mun nimi on Anna“
anbringen. Ihrer auch. Sie warten auf Julia, aber mit dem WLAN-Passwort kann
ich ihnen immerhin schon weiterhelfen. In den Zeiten, in denen die angemieteten
Apartments hier nicht von Freiwilligen belegt sind, werden sie über Airbnb
vermietet, also falls ihr mal in Samaná sein solltet, könnt ihr vielleicht in
meiner Wohnung nächtigen ;) Zurück zuhause muss ich erstmal ausführlich duschen
– jetzt natürlich wieder kalt, wie gewohnt. Zu Abend gibt es dann den Rest von
meinem Crema-de-Coco-Essen. Das hatte ich Donnerstagabend gekocht. Also
eigentlich wollte ich Möhren, Paprika, Zwiebeln und Reis mit Kokosmilch essen.
Leider habe ich erst festgestellt, dass ich statt Kokosmilch gezuckerte Crema
de Coco gekauft habe, als es schon zu spät war und ich die Hälfte der Dose
schon in den Topf gekippt hatte. Mit Salz, Pfeffer, Wasser, Milch und Käse ließ
es sich aber zum Glück einigermaßen retten und essbar machen. Merke: Crema de
Coco ist für Cocktails. Desweiteren merken: Joghurt Natural ist nicht ohne
Zucker und Jugo 100% Naranja auch nicht. Nur wo „sin azucar“ draufsteht, ist
auch kein Zucker drin.
Am Sonntag
fahren wir (Annika, Kristina, ihre Tante, Maria, Romina und ich) dann nach
Cayo. Mit an Bord viele Getränke, Ananas und ein Käfig mit einem Leguan. Und
natürlich die Leute, die auf Cayo arbeiten und für die das Schiff eigentlich
gedacht ist. Erstmal bereue ich, mitgekommen zu sein, weil es bewölkt und
windig ist. Also rolle ich mich mit Jacke und zugedeckt mit meinem schon von
der Bootsfahrt nassen Handtuch auf der Liege zusammen und schlafe. Als ich
aufwache, kommt dann zum Glück die Sonne raus. Dann folgt ein entspannter
Strandtag. Gegen 18.00 Uhr sind wir wieder zurück. Ich hatte mir vorgenommen in
Yunior’s Kirche in den Gottesdienst zu gehen und Maria schließt sich mir an.
Wir verabreden uns für 18.30 Uhr, was mir Zeit für ein kurzes Abduschen und
Umziehen lässt. An der Kirche angekommen, stellen wir fest, dass der
Gottesdienst ausnahmsweise leider schon vormittags war. Yunior hatte mir das
wohl gesagt und ich habe es wieder vergessen. Vielleicht, weil da noch nicht
feststand, dass wir nach Cayo fahren und ich dachte, morgens geht ja auch. Wir
laufen dann bei Marias Familie vorbei, die mich zum Gottesdienst um 20 Uhr mit
anschließendem Abendessen bei sich einladen. Das dann doch schon fertig und
nicht vegetarisch ist, weshalb Maria mir nochmal schreibt, sodass wir dann doch
mit ins Tierra y Mar gehen, wie ursprünglich geplant. Im Tierra y Mar lernen
wir dann auch Kathy, eine neue Freiwillige aus Denver, kennen, die mit ihrer
ganzen Familie da ist. So klingt mein fünftes Wochenende in der Karibik aus.
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