Ok, die Zeit
verfliegt und ich hänge schon drei Wochen hinterher mit meinen
Einträgen. Irgendwie war meine Schreibmotivation in den letzten Wochen sehr
gering. Und mit jeder Woche mehr wird dann natürlich auch das, was zu schreiben
ist mehr. Generell bin ich irgendwie recht schreibfaul geworden und
kommuniziere nach Deutschland fast nur noch über Sprachnachrichten. Sie sind
eine gute Alternative zum Skypen und Telefonieren, was sich aufgrund der
instabilen und nicht sehr starken Internetverbindung hier als schwierig
erwiesen hat. Dass ich für meine Mitarbeit in der Hillsong damals WhatsApp
installiert habe, obwohl ich das ursprünglich nicht wollte, stellt sich also auch
hier als sehr nützlich heraus. Nicht nur ein Großteil meiner Kommunikation nach
Deutschland läuft inzwischen darüber, auch ein Großteil der Kommunikation
innerhalb der Organisation hier. Außerdem bin ich gerade neben meinem Leben hier schon sehr mit der
Kanada-Planung beschäftigt. Den Post dazu werde ich aber wahrscheinlich erst
schreiben, wenn ich wieder in Deutschland bin. Aber dieses Wochenende ist jetzt
zum ersten Mal nicht verplant und ich kann mir die Zeit nehmen, euch endlich
auf den neuesten Stand zu bringen.
Nun zum
Wochenendtrip nach La Vega vom 11.-12. Februar. Wer mich kennt, weiß, dass ich
kein großer Jeck (Karnevalsverrückter, für alle Nicht-Rheinländer) bin.
Sidefact: Well done, Süddeutsche, ihr habt es in meiner Zeit in Konstanz
tatsächlich fertiggebracht, dass ich statt Karneval jetzt immer als erstes
Fasnacht sage. Ich sage sogar Kölner Fasnacht und dominikanische Fasnacht und
muss mich dann korrigieren … wahrscheinlich braucht es jetzt erstmal 5 Jahre
woanders, um mir das und das „ge(ll)“ statt „ne“ wieder abzugewöhnen.
Auch in der
Dominikanischen Republik wird Fas-, nein, Karneval gefeiert. Trotz meiner nicht
allzu großen Begeisterung für dieses Spektakel (abgesehen vom Verkleiden, das
find ich super – zuhause eine der wenigen Gelegenheiten meine
Mittelalterkleider auszuführen ;) ) wollte ich mir das hier natürlich nicht
entgehen lassen, denn es ist schließlich Teil der Kultur. Ähnlich wie in
Deutschland gibt es hier auch je nach Stadt und Region unterschiedliche
Ausprägungen des Karneval. Vom Grundsatz her ähnelt er eher der
schwäbisch-alemannischen Fasnacht als dem rheinischen Karneval. Zwei
Karnevalshochburgen sind hier La Vega und Santo Domingo. Da in La Vega der
Karneval jeden Sonntag im Februar gefeiert wird, sind wir als erstes dorthin
gefahren. In Santo Domingo waren wir vergangenes Wochenende (26.2.), haben dort
den Karneval aber nur im Vorübergehen beobachtet, während er in La Vega der
Grund für den Ausflug war. Grundsätzlich ist der Karneval hier aber nicht so präsent, wie bei uns abgesehen von den Personen, die beim Umzug mitlaufen ist eigentlich auch niemand verkleidet.
Den Vormittag
des 11.2. habe ich noch zum Einkaufen und Blogschreiben genutzt, bevor ich mich
dann um 14 Uhr mit Maria treffe, um zur Guagua-Station zu laufen. Wir sind eine
Gruppe von sechs Freiwilligen aus Samaná – Annika, Maria, Romina, Laurenz, Max
und ich. In La Vega stößt dann noch Laurenz Freundin, Mathilda, dazu. Die Fahrt
dauert ca. 3,5h und kostet ca. 5,50€. Während der Fahrt spricht mich Laurenz
an, weil ihm mein Christenfisch am Rucksack und mein Ring aufgefallen sind. Ob
ich Christ sei. Daraufhin sprechen wir über verschiedene Fragen zum
Christentum: Warum Leid? Warum Hölle? Was ist die Hölle überhaupt? Aber in der
Kirche lief und läuft so viel schief … Jesus. Im Prinzip die großen Fragen, die
so gut wie jeder ans Christentum stellt und die Timothy Keller so gut in seinem
Buch „Warum Gott“ beantwortet, dass wir im letzten Term in meiner
Hillsong-Kleingruppe gelesen und besprochen haben. Es ist ein gutes Gespräch,
in das stellenweise auch Annika und Romina mit einsteigen und ich kann, glaube
ich, einiges erklären, andere Sichtweisen zeigen und von mir erzählen. Schon
witzig, dass die beiden Gespräche zu dem Thema bisher in der Guagua waren –
einmal mit Alica, einmal hier. Es war eine gute Entscheidung, für meine Reisen
wieder offensichtliche Symbole meines Glaubens zu tragen, denn ohne sie wären
diese Gespräche wahrscheinlich gar nicht zustande gekommen.
Gegen 18 Uhr
lässt uns der Guagua-Chofer (Fahrer) dann an einer Tankstelle aussteigen, an
der wir umsteigen müssen, um zum Hotel zu kommen, dass zwischen La Vega und
Jarabacoa liegt. Ich kaufe dort eine Packung puerto-ricanische Platano-Chips
mit Knoblauch – richtig lecker. Laurenz hat über unser Hotel Kontakt zu einem
Guagua-Chofer bekommen, der uns dorthin bringen soll. Es hatte schon während
der Fahrt geregnet, sodass man leider nicht so viel sehen konnte von der
Landschaft und jetzt fängt es wieder an. Irgendwann – es ist inzwischen fast
dunkel – kommt dann auch die Guagua, mit der wir noch einmal ca. 20 Minuten
fahren. Wir haben vier Doppelzimmer, quasi ein Apartment für uns. Ich teile
Bett und Zimmer mit Maria. Nachdem wir unsere Sachen abgelegt haben, gehen wir
ins Restaurant. Ich bestelle wie Annika und Mathilda frittierte Yuca mit Bohnen
und kleinem gemischten Salat. Dazu teile ich mir mit Max ein Bier – mein erstes
Presidente, das typischste Bier hier. Nach dem Essen gehen wir zurück in unsere
Zimmer, wo Laurenz uns zum Einschlafen aus „A Midsummernight’s Dream“ vorliest.
Gegen 22 Uhr gehen dann alle in ihre Zimmer und wir verabreden uns für 8.30 Uhr
zum Frühstück. Maria und ich quatschen noch eine Weile, hören Musik und lesen
uns dann gegenseitig die Google-Translator-Übersetzung meines Posts zum
Festival vor, was ziemlich lustig ist. Unsere Favoriten der Fehlübersetzung: „Somehow
I have embarrassed me nauseated and neck pain of my life“ (Irgendwie habe ich
mich richtig übel verlegen und die Nackenschmerzen meines Lebens) und „Dominican
Spanish-Speaki“ (dominikanisches Spanisch). Also, wie gesagt, wenn euch mal
langweilig ist, einfach nen Post übersetzen lassen und dann nochmal auf
Englisch lesen :D
Ich werde
nachts ein paar Mal wach. Es regnet. Maria und ich sind beide Langschläfer und
kommen als Letzte gegen 9 Uhr zum Frühstück. Es gibt frisches Obst, Kaffee con
oder sin Leche und Mangú mit frittiertem Käse und Zwiebeln, ein hier typisches
Frühstück. Gegen 11:45 Uhr verlassen wir das Apartment und warten im Restaurant
auf die Guagua nach La Vega. Dort steigen wir am Jumbo-Markt aus, wo sich die
vier ohne Regenjacken erstmal Schirme kaufen, denn es regnet weiterhin, auch
wenn es in La Vega immerhin schon wärmer ist, als im Hotel. Hier im Landesinneren,
näher an den Bergen, wird es schonmal kälter als an der Küste. Im Supermarkt
sehen wir dann auch die ersten Kostüme an Puppen und im Verkauf. Von dort aus
laufen wir dann Richtung Carnaval-Straße zur Kathedrale, einem ziemlich
hässlichen Betonbau, den man leider nicht von innen besichtigen kann.
Nebenan läuft
schon Musik und es wird getanzt. Ein Straßenbanner kündigt an, dass es sich
hier um den „Carnaval Tradicional de la Boa“ handelt. Als wir ankommen, tanzen
sie gerade mit Bändern um einen Pfahl. Dann läuft Michael Jackson und wir
tanzen mit auf der Straße, wodurch wir wiederum zur Attraktion und zum
Fotomotiv werden. Inzwischen ist auch die Sonne rausgekommen. Danach schauen
wir uns eine kleine kostenlose Gemäldeausstellung zum dominikanischen Karneval
an. Als wir rauskommen, regnet es wieder und wir gehen essen, während Laurenz
und Mathilda erkunden, wie und wann wir nachher wieder nach Samaná kommen.
Leider gibt es in dem Laden anders als angekündigt weder Empanadas noch
Brownies. Dann halt Käsesandwich und Kekse. Danach laufen wir zurück zur
Karnevalsumzugs-Straße, wo es um 16 Uhr losgeht. Die Musik ist unerträglich
laut – zum Glück habe ich Oropax dabei. Den Dominikanern scheint das nichts
auszumachen. Wahrscheinlich sind sie alle schon schwerhörig – muss ja, wenn sie
von Kind an Musik in dieser Lautstärke hören. Dann ist es auch kein Wunder,
dass sie immer so schreien.
Die Kostüme
sind größtenteils irgendwelche farbenfrohen Teufels- und Dämonenmasken und Ganzkörperkostüme.
An sich schon beeindruckend, aber mir gefallen die Monsterfratzen nicht. Die
zweite Parallele zur schwäbisch-alemannischen Fasnet sind die Saublasen (inzwischen
wohl meistens aus Plastik), mit denen die Zuschauer geschlagen werden. Ich habe
für 1,50€ auch so ein Ding gekauft. Für den Fall, zur Verteidigung. Ich bekomme
zum Glück nichts ab, denn es wird richtig hart zugeschlagen, Romina hat danach
blaue Flecken. Wahrscheinlich ist es so auch eigentlich gedacht und ich finde
das auch gar nicht witzig. Es gibt Gruppen mit identischen Kostümen und auch
verkleidete Einzelpersonen, die mitlaufen. Einer dieser Dämonen möchte uns
gerne erschrecken, die anderen Mädels springen auch weg, aber ich denk mir „Hätt’ste
wohl gern“ und starte den Starebattle. Davon ist dieses schöne Bild entstanden:
![]() |
How to deal with demons |
Zwischendurch
fängt es nochmal richtig heftig an zu regnen, sodass wir uns in ein Zelt
flüchten. Um 17 Uhr machen wir uns dann auf Richtung Guagua-Station. Von dort
bringt uns Mathildas Gastvater, der Chofer ist, dahin, wo wir in die Guagua aus
Santiago de los Caballeros umsteigen können, die Marias Gastmutter für uns
dorthin bestellt hat. Gegen 17:45 Uhr fahren wir los und sind gegen 21 Uhr
zurück in Samaná, wo es auch regnet.
Trotz Regen
war es ein schöner Ausflug. Es war interessant den Carnaval vegano zu sehen,
auch wenn mir der einmalige Besuch gereicht hat. Die Kostüme sind zwar schon
beeindruckend, aber die beinahe ausschließliche Darstellung von irgendwelchen
Dämonen gefällt mir nicht, dazu die zu laute Musik – wobei es immerhin keine
schlechte deutsche Karnevals-Après-Ski-Musik war ;)
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