Samstag, 4. März 2017

Catching up (Teil 2): Playa Rincón und Whalewatching die Zweite



Am 15.2. hatte ich mein Halbzeit-Gespräch mit Julia, eine kurze Zwischenevaluation meiner ersten 5,5 Wochen hier. Ich habe mich gut eingelebt und fühle mich wohl. Die Arbeit ist etwas anders, als ich erwartet hatte. Einblicke in das tatsächliche Management der NGO habe ich noch nicht wirklich bekommen und bearbeite eher Unteraufgaben. Außerdem habe ich das Gefühl, nicht so viel mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen, wie ich es gern würde und dadurch auch nicht so viel Spanisch zu sprechen. Daraus entsteht die Idee, eine Art Café Intercultural zu starten. Am 7.3. startet es. Laurenz übernimmt die Hauptverantwortung, da ich ja nicht mehr lange genug da bin. Ziel ist es, einfach einen Begegnungsraum für die Freiwilligen und alle Interessierten zu schaffen, sich einmal die Woche zu treffen und dann gemeinsam irgendwelche Aktivitäten zu machen: Gesellschaftsspiele, Film schauen, kochen, tanzen, diskutieren, da ist ja viel möglich. Ein weiteres Projekt, an dem ich zusammen mit Kristina arbeite ist die Erstellung einer Willkommens-Broschüre für die Freiwilligen, in der alle wichtigen Infos zusammengefasst sind und die sie nach ihrer Bewerbung hier als pdf zugeschickt bekommen. Insgesamt fällt das Zwischenfazit auf jeden Fall positiv aus.

Am Samstag (18.2.) fahren wir zu siebt um 10 Uhr nach Las Galeras, von wo aus wir zur Playa Rincón wandern wollen. Außer uns sitzen in der Guagua (ein Van) noch 11 weitere Fahrgäste, neben denen wir sorgsam eingepuzzelt werden – eigentlich war sie uns zu voll und wir wollten auf die nächste warten, aber der Fahrer meinte, da passen noch 7 weitere Personen rein. Klar, bedeutet für ihn ja auch 700 Pesos mehr für die Fahrt. Die Tür neben mir bleibt dann offen und darin steht noch ein Passagier.

Angekommen in Las Galeras werden wir direkt umschwärmt von Motoconcho-Fahrern und Bootsführern, die uns ihre Ausflüge verkaufen wollen. Nein, danke, wir laufen. Sarah ärgert sich nachher, dass sie ein paar von ihnen gesagt hat, dass wir zur Playa Rincón wandern und sagt mir, ich soll doch meine Kamera besser nochmal wegpacken. Es müsse ja nicht jeder sehen, dass wir mit Wertsachen allein (3 Jungs, 4 Mädels) in die wilde Einsamkeit gehen. Ich hab irgendwie noch nicht so ganz auf dem Schirm, dass das gefährlich sein könnte, aber wahrscheinlich hat sie recht. Also ich passe schon mit meinen Wertsachen auf, aber in der Gruppe hatte ich mich eigentlich sicher gefühlt. Gegen Schusswaffen bringt aber natürlich auch ne Gruppe nix und hier könnte jeder ne Waffe haben. Ich habe allerdings bisher erst einen Mann in Samaná gesehen, der hinten in der Hose einen Revolver stecken hatte. Macheten sind man viel, woran man sich auch erstmal gewöhnen muss, aber die sind ja auch in erster Linie Werkzeug, nicht Waffe. Ich kann trotzdem kaum hinsehen, wenn sie mit den Dingern die Kokosnüsse in der Hand aufschlagen …

Der Weg zum Strand ist richtig schön und etwas abenteuerlich, immer am Meer entlang, das wunderschön türkis strahlt, über schroffe, salzwasserzerfressene Felsen, unter denen die Brandung rauscht und über weiße Sandstrände. Ich falle immer wieder zurück, weil ich Fotos mache. Laurenz und Max machen eine Mittagspause und ich schließe mich an, unwissend, dass sie die vor allem machen, um den anderen einen Vorsprung zu geben und dann hinterherrennen zu können. Deshalb laufe ich dann vor ihnen allein los. Und bin etwas unsicher über den Weg. Es gibt einen erkennbaren Weg, der aber etwas vom Wasser wegführt und einen nicht erkennbaren weiter über Felsen am Wasser lang. Ich nehme den am Meer entlang, über die scharfkantigen Felsen. Nach einer Weile bin ich aber etwas verunsichert, weil es doch sehr unwegsam ist, aber als ich gerade umdrehen will, sehe ich hinter mir Max und Laurenz auftauchen. An einer Stelle muss man richtig klettern, sodass ich die Kamera wegpacken muss. Nach knapp drei Stunden kommen wir dann am Strand an und holen auch die anderen ein, von denen einer gerade dabei hilft ein Auto anzuschieben, das im Sand stecken geblieben ist. Wir laufen diesmal, anders als beim ersten Mal ans nördliche Ende vom Strand, wo ein Fluss ins Meer mündet. Das Flusswasser ist richtig angenehm und das Meer auch. Vor allem finde ich es schön, dass man vom Meer nochmal in den Fluss springen kann, um das Salzwasser abzuwaschen. Es gibt eine frische Kokosnuss, Kokosbrot und Bananen. Um 17 Uhr machen wir uns wieder auf den Rückweg. Max und Laurenz sind schon früher los, weil sie auch zurücklaufen wollten. Hätte ich eigentlich auch machen wollen, aber da die beiden losjoggen, bleibe ich doch lieber da. Wir nehmen zuerst Motoconchos, um zur Straße zu kommen und von dort eine Guagua nach Samaná.










Abends schreibe ich meinen dritten Song auf der Ukulele. Die Ukulele war ein super Geschenk und ist hier jeden Tag im Gebrauch :) Danach gehe ich noch zu den WGs rüber, wo aber nicht viel los ist, sodass ich nach einer Stunden wieder zuhause bin. Nebenher läuft immer auch die Kanadaplanung und Kommunikation mit den Hosts dort. Es nimmt Gestalt an :)

Am Sonntag steht dann die Whalewatching-Tour auf dem Programm. Wir treffen uns um 8.30 Uhr am Boot, das dann um 9 Uhr ablegt. Nachdem wir ein paar Dominikaner auf Cayo abgesetzt haben, fahren wir raus auf’s Meer. Die See ist recht bewegt und es regnet. Ich setze mich irgendwann nach oben, um einen besseren Überblick zu haben und ein paar andere folgen. Oben schaukelt es natürlich noch mehr, man kann nur laufen, wenn man sich festhält und langhangelt. Mir wird langsam schlecht, aber durch die Walsichtungen werde ich davon etwas abgelenkt. Wobei es dann eigentlich am schlimmsten ist, weil die Boote nicht mehr fahren, aber noch den Motor anhaben, weil es dann keine klare Fahrtrichtung mehr gibt und das Boot unvorhersehbar in alle Richtungen schaukelt. Wir sehen mehrere Wale, meistens den auftauchenden Rücken, aber auch eine Schwanzflosse und ein Wal springt sogar. Die Seekrankheit trübt das Erlebnis allerdings und durch den Seegang kann man auch nicht alles sehen. Aber es ist schon schöner und nicht so hektisch wie an der Playa Frontón auf dem kleinen Boot. Anders als vom Umweltministerium eigentlich erlaubt, sind außer uns noch ca. 5 weitere Boote da. Aber irgendwie auch klar, denn es wollen ja schließlich alle Wale sehen … Dann fahren wir zurück und müssen wieder alle auf das untere Deck. Ich komme gerade rechtzeitig unten an … den Rest der Fahrt sitze ich dann ganz hinten im Boot und halte mein Gesicht in den Fahrtwind. Langsam geht die Übelkeit dann auch weg. Ich bin nicht die Einzige, die es erwischt hat, ich sehe noch mindestens fünf weitere blasse und leicht gequälte Gesichter.





Als wir zurück sind bin ich dann auch richtig groggy und lege mich erstmal für 2 Stunden ins Bett, so richtig gut ist mir nämlich doch noch nicht wieder. Irgendwann so gegen 16.30 Uhr klopft es und Luz (die Vermieterin) fragt, ob ich weiß, wo Julia ist. Weiß ich nicht. Es sind Airbnb-Gäste angekommen. Als ich merke, dass es Verständigungsprobleme gibt, biete ich an zu übersetzen. Die neuen Gäste stellen sich als deutsche Schwestern, Anika und Jana, heraus. Anika wohnt am Bodensee und Jana hat lange in Wien gelebt. Ein Freund von ihr promoviert in Konstanz und tatsächlich stellt sich heraus, dass ich ihn mal im Biergarten kennengelernt habe, weil er zum Bekanntenkreis eines Kollegen gehört. Man stellt immer wieder fest, dass die Welt klein ist. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und verquatschen uns direkt im Flur. Ich gebe ihnen ein paar Tipps und wir verabreden uns, die Woche nochmal was zu unternehmen, was wir dann auch machen. Montagabend gehe ich rüber zu ihnen, Dienstag gehen wir zusammen mit Julia abends Frozen Yoghurt essen und Donnerstagabend Cocktails trinken. Freitagmorgen reisen die beiden dann wieder ab. Witzigerweise wird Jana aber gleichzeitig mit mir in Wien sein, sodass wir uns dort treffen können und Anika wohnt ja am Bodensee, sodass wir uns treffen können, wenn ich im April in Konstanz bin :)

Am Sonntagabend gehe ich dann – eine Stunde zu spät durch das Gespräch – zum Gottesdienst in die African Methodist Church, in die auch Yunior geht, weil sein Vater dort Pastor ist. Der Gottesdienst ist …interessant :D Es spielt eine Band bestehend aus Bass, Klavier und Schlagzeug, die in Tonart und Rhythmus sehr flexibel sein muss, um den wechselnden Sängerinnen zu folgen. Der Prediger schreit mir zu viel und ich verstehe auch nur die Hälfte, weshalb ich nach einer Stunde schon wieder gehe.

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