Am 15.2. hatte
ich mein Halbzeit-Gespräch mit Julia, eine kurze Zwischenevaluation meiner
ersten 5,5 Wochen hier. Ich habe mich gut eingelebt und fühle mich wohl. Die
Arbeit ist etwas anders, als ich erwartet hatte. Einblicke in das tatsächliche
Management der NGO habe ich noch nicht wirklich bekommen und bearbeite eher
Unteraufgaben. Außerdem habe ich das Gefühl, nicht so viel mit der Bevölkerung
in Kontakt zu kommen, wie ich es gern würde und dadurch auch nicht so viel
Spanisch zu sprechen. Daraus entsteht die Idee, eine Art Café Intercultural zu
starten. Am 7.3. startet es. Laurenz übernimmt die Hauptverantwortung, da ich
ja nicht mehr lange genug da bin. Ziel ist es, einfach einen Begegnungsraum für
die Freiwilligen und alle Interessierten zu schaffen, sich einmal die Woche zu
treffen und dann gemeinsam irgendwelche Aktivitäten zu machen:
Gesellschaftsspiele, Film schauen, kochen, tanzen, diskutieren, da ist ja viel
möglich. Ein weiteres Projekt, an dem ich zusammen mit Kristina arbeite ist die
Erstellung einer Willkommens-Broschüre für die Freiwilligen, in der alle
wichtigen Infos zusammengefasst sind und die sie nach ihrer Bewerbung hier als
pdf zugeschickt bekommen. Insgesamt fällt das Zwischenfazit auf jeden Fall
positiv aus.
Am Samstag (18.2.)
fahren wir zu siebt um 10 Uhr nach Las Galeras, von wo aus wir zur Playa Rincón
wandern wollen. Außer uns sitzen in der Guagua (ein Van) noch 11 weitere
Fahrgäste, neben denen wir sorgsam eingepuzzelt werden – eigentlich war sie uns
zu voll und wir wollten auf die nächste warten, aber der Fahrer meinte, da
passen noch 7 weitere Personen rein. Klar, bedeutet für ihn ja auch 700 Pesos
mehr für die Fahrt. Die Tür neben mir bleibt dann offen und darin steht noch
ein Passagier.
Angekommen in
Las Galeras werden wir direkt umschwärmt von Motoconcho-Fahrern und
Bootsführern, die uns ihre Ausflüge verkaufen wollen. Nein, danke, wir laufen.
Sarah ärgert sich nachher, dass sie ein paar von ihnen gesagt hat, dass wir zur
Playa Rincón wandern und sagt mir, ich soll doch meine Kamera besser nochmal
wegpacken. Es müsse ja nicht jeder sehen, dass wir mit Wertsachen allein (3
Jungs, 4 Mädels) in die wilde Einsamkeit gehen. Ich hab irgendwie noch nicht so
ganz auf dem Schirm, dass das gefährlich sein könnte, aber wahrscheinlich hat
sie recht. Also ich passe schon mit meinen Wertsachen auf, aber in der Gruppe
hatte ich mich eigentlich sicher gefühlt. Gegen Schusswaffen bringt aber
natürlich auch ne Gruppe nix und hier könnte jeder ne Waffe haben. Ich habe
allerdings bisher erst einen Mann in Samaná gesehen, der hinten in der Hose
einen Revolver stecken hatte. Macheten sind man viel, woran man sich auch
erstmal gewöhnen muss, aber die sind ja auch in erster Linie Werkzeug, nicht
Waffe. Ich kann trotzdem kaum hinsehen, wenn sie mit den Dingern die Kokosnüsse
in der Hand aufschlagen …
Der Weg zum
Strand ist richtig schön und etwas abenteuerlich, immer am Meer entlang, das
wunderschön türkis strahlt, über schroffe, salzwasserzerfressene Felsen, unter
denen die Brandung rauscht und über weiße Sandstrände. Ich falle immer wieder
zurück, weil ich Fotos mache. Laurenz und Max machen eine Mittagspause und ich
schließe mich an, unwissend, dass sie die vor allem machen, um den anderen
einen Vorsprung zu geben und dann hinterherrennen zu können. Deshalb laufe ich
dann vor ihnen allein los. Und bin etwas unsicher über den Weg. Es gibt einen
erkennbaren Weg, der aber etwas vom Wasser wegführt und einen nicht erkennbaren
weiter über Felsen am Wasser lang. Ich nehme den am Meer entlang, über die
scharfkantigen Felsen. Nach einer Weile bin ich aber etwas verunsichert, weil
es doch sehr unwegsam ist, aber als ich gerade umdrehen will, sehe ich hinter
mir Max und Laurenz auftauchen. An einer Stelle muss man richtig klettern,
sodass ich die Kamera wegpacken muss. Nach knapp drei Stunden kommen wir dann
am Strand an und holen auch die anderen ein, von denen einer gerade dabei hilft
ein Auto anzuschieben, das im Sand stecken geblieben ist. Wir laufen diesmal,
anders als beim ersten Mal ans nördliche Ende vom Strand, wo ein Fluss ins Meer
mündet. Das Flusswasser ist richtig angenehm und das Meer auch. Vor allem finde
ich es schön, dass man vom Meer nochmal in den Fluss springen kann, um das
Salzwasser abzuwaschen. Es gibt eine frische Kokosnuss, Kokosbrot und Bananen.
Um 17 Uhr machen wir uns wieder auf den Rückweg. Max und Laurenz sind schon
früher los, weil sie auch zurücklaufen wollten. Hätte ich eigentlich auch
machen wollen, aber da die beiden losjoggen, bleibe ich doch lieber da. Wir
nehmen zuerst Motoconchos, um zur Straße zu kommen und von dort eine Guagua
nach Samaná.
Abends
schreibe ich meinen dritten Song auf der Ukulele. Die Ukulele war ein super
Geschenk und ist hier jeden Tag im Gebrauch :) Danach gehe ich noch zu den WGs
rüber, wo aber nicht viel los ist, sodass ich nach einer Stunden wieder zuhause
bin. Nebenher läuft immer auch die Kanadaplanung und Kommunikation mit den
Hosts dort. Es nimmt Gestalt an :)
Am Sonntag steht
dann die Whalewatching-Tour auf dem Programm. Wir treffen uns um 8.30 Uhr am
Boot, das dann um 9 Uhr ablegt. Nachdem wir ein paar Dominikaner auf Cayo
abgesetzt haben, fahren wir raus auf’s Meer. Die See ist recht bewegt und es
regnet. Ich setze mich irgendwann nach oben, um einen besseren Überblick zu
haben und ein paar andere folgen. Oben schaukelt es natürlich noch mehr, man
kann nur laufen, wenn man sich festhält und langhangelt. Mir wird langsam
schlecht, aber durch die Walsichtungen werde ich davon etwas abgelenkt. Wobei
es dann eigentlich am schlimmsten ist, weil die Boote nicht mehr fahren, aber
noch den Motor anhaben, weil es dann keine klare Fahrtrichtung mehr gibt und
das Boot unvorhersehbar in alle Richtungen schaukelt. Wir sehen mehrere Wale,
meistens den auftauchenden Rücken, aber auch eine Schwanzflosse und ein Wal
springt sogar. Die Seekrankheit trübt das Erlebnis allerdings und durch den
Seegang kann man auch nicht alles sehen. Aber es ist schon schöner und nicht so
hektisch wie an der Playa Frontón auf dem kleinen Boot. Anders als vom
Umweltministerium eigentlich erlaubt, sind außer uns noch ca. 5 weitere Boote
da. Aber irgendwie auch klar, denn es wollen ja schließlich alle Wale sehen …
Dann fahren wir zurück und müssen wieder alle auf das untere Deck. Ich komme
gerade rechtzeitig unten an … den Rest der Fahrt sitze ich dann ganz hinten im
Boot und halte mein Gesicht in den Fahrtwind. Langsam geht die Übelkeit dann
auch weg. Ich bin nicht die Einzige, die es erwischt hat, ich sehe noch
mindestens fünf weitere blasse und leicht gequälte Gesichter.
Als wir
zurück sind bin ich dann auch richtig groggy und lege mich erstmal für 2
Stunden ins Bett, so richtig gut ist mir nämlich doch noch nicht wieder.
Irgendwann so gegen 16.30 Uhr klopft es und Luz (die Vermieterin) fragt, ob ich
weiß, wo Julia ist. Weiß ich nicht. Es sind Airbnb-Gäste angekommen. Als ich
merke, dass es Verständigungsprobleme gibt, biete ich an zu übersetzen. Die
neuen Gäste stellen sich als deutsche Schwestern, Anika und Jana, heraus. Anika
wohnt am Bodensee und Jana hat lange in Wien gelebt. Ein Freund von ihr
promoviert in Konstanz und tatsächlich stellt sich heraus, dass ich ihn mal im
Biergarten kennengelernt habe, weil er zum Bekanntenkreis eines Kollegen
gehört. Man stellt immer wieder fest, dass die Welt klein ist. Wir verstehen
uns auf Anhieb gut und verquatschen uns direkt im Flur. Ich gebe ihnen ein paar
Tipps und wir verabreden uns, die Woche nochmal was zu unternehmen, was wir
dann auch machen. Montagabend gehe ich rüber zu ihnen, Dienstag gehen wir
zusammen mit Julia abends Frozen Yoghurt essen und Donnerstagabend Cocktails trinken.
Freitagmorgen reisen die beiden dann wieder ab. Witzigerweise wird Jana aber
gleichzeitig mit mir in Wien sein, sodass wir uns dort treffen können und Anika
wohnt ja am Bodensee, sodass wir uns treffen können, wenn ich im April in
Konstanz bin :)
Am
Sonntagabend gehe ich dann – eine Stunde zu spät durch das Gespräch – zum Gottesdienst
in die African Methodist Church, in die auch Yunior geht, weil sein Vater dort
Pastor ist. Der Gottesdienst ist …interessant :D Es spielt eine Band bestehend
aus Bass, Klavier und Schlagzeug, die in Tonart und Rhythmus sehr flexibel sein
muss, um den wechselnden Sängerinnen zu folgen. Der Prediger schreit mir zu
viel und ich verstehe auch nur die Hälfte, weshalb ich nach einer Stunde schon
wieder gehe.
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