Mittwoch, 15. März 2017

Catching up (Teil 3): Mit dem Segelboot nach Los Haitises



Sarah hatte in dieser Woche Besuch von einem Freund, Basti. Als wir abends mal nach Hause gelaufen sind, hatte ich mich einem Ohr was von Segeln gehört. Auf Nachfrage erzählte mir Sarah, dass sie für Basti für die nächste Woche arrangiert hat, dass er auf Alex‘ Segelboot für 50$ einen Ausflug nach Los Haitises machen kann, inklusive Übernachtung auf dem Boot. Nach Los Haitises wollte ich auch – ob da wohl noch Platz für mich wäre? Also habe ich Alex direkt angeschrieben. Alex ist übrigens der Spanier, der das Quelonios-Festival Ende Januar organisiert hat. Er hat in Spanien studiert und beim Fernsehen gearbeitet, hat aber vor ein paar Jahren dort seine Zelte abgebrochen und ist in die Dominikanische Republik übergesiedelt. Hier lebt er jetzt auf seinem Segelboot, dass er über Airbnb für Übernachtungen und Touren vermietet und organisiert nebenbei diverse Veranstaltungen. Es bleibt erstmal noch eine Weile unklar, ob das mit dem Segeln klappt, weil er erst die anderen Gäste, die bei ihm gebucht haben, fragen muss, ob es für sie ok ist, wenn noch zwei Personen mitkommen.

21.2.2017
Am Dienstag, einen Tag vor der geplanten Tour, kommt dann die Nachricht: Alles klar, ihr könnt mitkommen. Kommt bitte etwas früher, ich hab ihnen gesagt, ihr seid Freunde von mir, die mir helfen. Und bringt Essen mit. Zum Glück gewährt mir Julia auch so spontan meinen Urlaub für Mittwoch und Donnerstag. Am Dienstag selbst erarbeite ich zusammen mit Kristina das Inhaltsverzeichnis für die neue Welcome Guideline – ein Dokument mit allen wichtigen Informationen, das allen neuen Freiwilligen vorab zugeschickt werden soll. Um 16 Uhr bin ich dann für das Familienfoto mit Rosa verabredet. Ashmel ist leider noch nicht da, also sind nur Rosa, Yesica, Wandiel, Dillan und ich mit drauf. 


Ein wenig hatte ich mich ja gefragt, wie es wohl werden wird, denn seit meinem verfrühten Auszug war ich nicht mehr da gewesen. Aber es ist richtig gut. Ich habe für alle ein paar kleine Geschenke dabei, die Mama mir per Paket zugeschickt hatte und alle freuen sich darüber. Rosa hat auch etwas Zeit und wir unterhalten uns noch eine ganze Weile. Sie sagt, ich könne immer bei ihnen wohnen, wenn ich mal wiederkomme, ich würde ja zur Familie gehören. Nachdem ich nochmal gesagt habe, wie gut ich das Essen immer fand, sagt sie, wenn ich mal etwas Spezielles essen wollte, sollte ich nur Bescheid sagen, dann kann sie mir das kochen. Wir verabreden dann, dass sie mir noch beibringt, wie sie die Habichuela (Bohnen mit Sauce) kocht. Um 17 Uhr gehe ich dann nochmal zurück ins weiße Apartment, um mit Laurenz das erste Café Intercultural zu planen. Danach bleibe ich noch ein wenig in der WG. Irgendwie kommen wir über Umwege auf das Thema Tattoos und darauf, ob Tattoos Sünde sind und Tätowierte in die Hölle kommen. Als ich sage, dass ich das nicht glaube, fragt Laurenz warum und verweist auf 3. Mose 19:28. Ich hab mir dazu ehrlich gesagt selber noch nie Gedanken gemacht, weil es für mich einfach kein relevantes Thema war und vielleicht auch, weil ich doch auch einige tätowierte Christen kenne und das deshalb noch nie infrage gestellt habe. Also muss ich erst kurz eine kleine Recherche starten. Was ich aber auch schonmal ohne die Recherche dazu sagen konnte, ist, dass selbst, wenn Tätowierungen Sünde wären, Jesus auch für diese Sünde gestorben ist. Die Recherche ergibt geteilte Meinungen – war irgendwie auch klar. 

Abends gehe ich dann noch mit Anika, Jana und Julia Frozen Yoghurt essen. Ich bin danach noch viel zu lange wach (wie eigentlich immer), weil ich unter anderem vor meinem Kurzurlaub noch die Spanischübersetzung fertigstellen möchte, die ich für die Krankenhausdirektorin anfertige. Ich stelle meinen Wecker dann auf 6 Uhr – ca. 4,5 Stunden Schlaf.

22.2.2017
Als ich aufwache, ist es schon hell. Zum Glück schaue ich auf die Uhr und drehe mich nicht einfach um und vertraue darauf, dass mein Wecker bestimmt gleich klingelt. Denn das hat er schon. Vor 1:40h, es ist 7:40 Uhr. Mist. Um 8 Uhr wollte ich eigentlich einkaufen gehen. Also schnell aufspringen, duschen, packen, parallel frühstücken und einsonnencremen. Eigentlich muss ich auch Geld holen, denn ich habe nach dem Einkauf nur noch 100 RD-$, aber der Automat streikt. Auch das noch :D. Positiv bleiben, ich hab ja zuhause noch US-$, dann muss Alex halt die nehmen. Ich schaffe es dann trotz Verschlafen fast pünktlich um 9:20 Uhr an der Straße zu sein, wo Sarah und Basti schon warten. Allerdings nicht der für 9.15 Uhr bestellte Carretta-Fahrer. Also nehmen wir einfach die nächste, die vorbeifährt. Nach ca. 20-minütiger Fahrt, während der wir manchmal Sorge hatten, ob das Moto die Steigung packt, kommen wir dann am Resort Puerto Bahia an, wo das Boot im Hafen liegt. Ich sage an der Pforte, dass wir zu Alex wollen und kurz darauf werden wir mit einem schicken SUV zum Hoteleingang chauffiert. Im Hafen erwartet uns Alex auf seinem Boot, das er gerade putzt. Der Liegeplatz kostet 300 US-$ im Monat und dafür kann er die ganze Infrastruktur der Hotelanlage samt Pools nutzen. Alex zeigt uns das Boot, wir verstauen unsere Sachen und warten dann darauf, dass die „richtigen“ Gäste ankommen. Wir laufen ein bisschen durch die Anlage und dann hole ich meine Ukulele und hole meinen Lobpreis nach, der durch das Verschlafen zuhause ausfallen musste. Gegen 11 Uhr kommen dann die Gäste – ein französisches Paar aus Bordeaux – und wir fahren los Richtung Los Haitises. Bisher war es eher bewölkt, aber jetzt klart es langsam auf und wird richtig schön. Die See ist ruhig. Die meiste Zeit fahren wir mit Motor, segeln aber auch ein wenig. Irgendwann sehen wir erst einen Vogelschwarm – irgendwas Möwenartiges und Pelikane und dann riesige Fische, die immer wieder auf- und abtauchen – sie heißen wohl „Sabados“ oder so.
Dann ankern wir und fahren mit einem kleinen, fast versinkenden Schlauchboot zu einem kleinen Strand mit einer Flussmündung. Von Weitem sieht es sehr idyllisch und schön aus. Ist es auch, aber wenn man dann dort ist, sieht man auch, wie viel Müll dort leider liegt. Ich sammle dort vor allem lila-silbern glitzernde Muscheln. Danach fahren wir zum nächsten Strand. Hier stehen rund 20 Hütten aus Brettergerüsten und Planen, in denen Fischer aus dem Dorf Sanchez, das auf der anderen Seite der Bucht liegt, wohnen. Alex ist öfter hier und kennt die Leute. Eine Frau stellt er uns vor – sie ist gerade dabei Krebse zu kochen, die sie uns auch zum Probieren anbietet. Ich lehne dankend ab. Die lebenden Krebse werden ziemlich rabiat mit einem großen Löffel aus der Kiste, in der sie sitzen, in eine Schüssel befördert, aus der sie dann ins kochende Wasser gekippt werden … Der Strand an sich ist echt schön, aber ebenfalls mit Müll und Abfällen übersät. Außerdem gibt es winzige Fliegen, die beißen (oder Sandflöhe? Ich hab es grad mal gegoogelt – besser nicht machen, ist nicht so appetitlich). Ich sehe danach aus, als hätte ich Windpocken und die Stiche/Bisse jucken unglaublich. Jetzt – drei Wochen später – heilen sie endlich langsam ab. Darauf hätte ich verzichten können … nach ca. 30 Minuten fahren wir dann wieder zurück zum Boot und mit dem Boot weiter in eine Bucht, die fast rundum von baumbewachsenen Abhängen umgeben ist. 


Von dort fahren wir nochmal mit dem Schlauchboot in einen kleinen Mangrovenwald. Hier muss man aufpassen, dass die Muscheln auf den Mangroven nicht das Boot aufschlitzen (wie scharfkantig Muscheln sind, durfte ich ja als Kind in der Bretagne erleben – meine Beine tragen noch die Narben …). Wir schaffen es aber ohne Zwischenfall und nehmen noch ein Lenkrad mit, das Alex aus dem Wasser fischt.  Zurück an Bord wird es langsam dunkel. Alex und Basti kochen Pasta, dazu Gemüse- und Tomatensauce. Zum Nachtisch gibt es Brot und französischen Käse. Wir essen oben an Deck, was wirklich schön ist. Im Dunkeln kann man jetzt Glühwürmchen fliegen sehen, über uns breitet sich ein wundervoller Sternenhimmel. Und auch im Wasser glitzert es. Basti macht mich darauf aufmerksam. Ich bin total fasziniert vom lumineszierenden Plankton und verbringe die nächste Stunde damit mit meinen Füßen im Wasser zu platschen und dadurch immer neue Glitzerströme zu erzeugen. Es sieht so aus, als würde man im Sternenhimmel rühren und Galaxien malen. Leider lässt sich das Phänomen mit nur mit Spezialkameras fotografieren und filmen. Ich will gar nicht ins Bett gehen und kann mich kaum entscheiden, ob ich weiter ins Wasser oder lieber in den Sternenhimmel schauen soll. Ich mache beides. Irgendwann nach 23 Uhr gehe ich dann doch – als Letzte – ins Bett. Ich schlafe in einer eigenen kleinen Kajüte. Diesmal bin ich zum Glück gar nicht seekrank. Das leichte Schaukeln ist sogar eher angenehm.

 
23.2.2017
Wir fahren morgens schon relativ früh los – so ca. gegen 8 Uhr – an einen anderen Ort, wo wir wieder ankern und dann sehr ausgiebig und reichhaltig frühstücken, was wir alle so mitgebracht haben. Dann wird der Anker gelichtet und es geht schon wieder zurück, weil die Franzosen noch nach Punta Cana fahren müssen. Wir fahren teils mit Motor, teils segeln wir. Zwischendurch übergibt Alex mir das Steuer. Bis ich merke, dass das Ruder schon auf ganz kleine Lenkimpulse des Steuerrades reagiert, aber etwas Zeit braucht, bis es reagiert, schwenkt das Boot zweimal ziemlich um. Zum Glück segeln wir nur mit Fock, nicht mit Groß, sonst wär der Baum ziemlich rübergeschlagen bei meinen unfreiwilligen Wenden … So ein großes Segelboot ist halt schon was anderes als die Boote, die ich bisher gesegelt bin. Da war das Steuern direkter. Und es gab kein Steuerrad, sondern die Pinne.


Zurück im Hafen gehen wir noch in den Infinity Pool, relaxen auf dem Boot und essen ein leckeres Restemittagessen. Zum Nachtisch gibt es Kaffee mit spanischem Brandy und Milch. Gegen 17 Uhr machen Basti und ich uns dann auf den Weg. Da wir telefonisch keine Carretta erreichen konnten und auch gerade keine Guagua kommt, laufen wir los, nachdem wir wieder mit dem Auto zur Pforte gefahren wurden. Ich finde es ganz angenehm mich nach dem ganzen Rumsitzen und essen ein bisschen zu bewegen, auch wenn wir mit unseren Rucksäcken angeschaut werden wie Aliens. Sind wir halt mal die Attraktion, eigentlich ist das nur ausgleichende Gerechtigkeit. An der Straße langzulaufen ist aber leider nicht ganz ungefährlich und so steigen wir zum Schluss doch noch in eine vorbeifahrende Carretta ein.

Zurück zuhause gehe ich dann noch mit Jana und Anika im Café de Paris einen Cocktail trinken – es ist schon ihr letzter Abend. Jana präsentiert mir noch ihre Wien-Tipps. Dabei stellt sich dann heraus, dass wir tatsächlich gleichzeitig in Wien sein werden. Und Anika kann ich treffen, wenn ich vorher in Konstanz bin.

Wieder in meiner Wohnung teste ich dann, ob die Luminiszenz auch in der Flasche noch „funktioniert“ (ich hatte am Vorabend eine Colaflasche mit dem Wasser aus der Bucht gefüllt, weil ich neugierig war, ob man den Effekt dann auch zuhause im Dunkeln beobachten kann). Es leuchtet tatsächlich noch – natürlich bei Weitem nicht so toll, wie in der Bucht und es ist in der Wohnung auch nicht dunkel genug, aber ich führe es trotzdem Jana und Anika vor.

Der Segeltörn war  ein richtig schöner Ausflug – das kann ich euch nur empfehlen, falls ihr mal in Samaná seid (Airbnb). Durch die Anwesenheit der Franzosen konnte ich sogar vier Sprachen sprechen: Deutsch mit Basti, Spanisch mit Alex, Französisch mit Jennifer und Alexis und Englisch mit allen.

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