Ursprünglich hatte ich ja geplant, am Ende meiner 11 Wochen als Freiwillige noch eine 2-wöchige Rundreise anzuschließen. Nachdem wir aber beispielsweise Santo Domingo schon zwischendurch besichtigt hatten und mir der Gedanke kam, dass es vielleicht ganz praktisch wäre, ein paar Sachen (vor allem Laptop und Klamotten) nicht mit auf die Reise zu nehmen, sondern in Samaná zu lagern und vor Abflug wieder abzuholen, änderte sich der Plan immer mehr. Als dann auch noch von ein paar anderen Freiwilligen überlegt wurde, ein Wochenende nach Jarabacoa zu fahren, habe ich mich dann entschieden, dort mitzufahren und die Rundreise nicht zu machen. Stattdessen war ich jetzt also von Dienstag (21.3.) bis Donnerstag allein in Constanza und von Donnerstag bis heute in Jarabacoa (Donnerstag noch allein, Freitag kamen dann Anne, Maria und Jakob dazu). Die detailliertere Beschreibung wird noch in einem weiteren Catching-Up-Beitrag folgen, nun erstmal zur weiteren Reiseplanung. Diese hatte ich in einer Excel-Tabelle und mithilfe eines Reiseführers begonnen. In die Berge wollte ich auf jeden Fall, zusätzlich in den Norden um Puerto Plata und Cabarete (surfen?), in den Südwesten um Barahona und nach Santo Domingo. Santo Domingo war ja nun schon abgehakt (über Karneval, Beitrag fehlt noch). Der Zeitplan blieb trotzdem einigermaßen straff, um alles zu schaffen. Irgendwann habe ich dann die Entscheidung getroffen, den Südwesten einfach wegzulassen. Dafür passt nun nämlich ein 3-tägiger Surfkurs in den Plan. Die Idee hatte ich mir aufgrund der kürze der Zeit eigentlich schon aus dem Kopf geschlagen, war dann aber im Gespräch mit Anne (eine deutsche Freiwillige, die seit 3 Wochen im Apartment neben mir wohnt und mit der ich mich sehr gut verstehe) wieder aufgekommen, weil sie das auch gern machen wollte. Und so kommt es, dass Anne, Annika und ich am Donnerstag für einen Tag nach Puerto Plata fahren und von dort am Freitag nach Cabarete, wo sich uns noch Maria und Jakob anschließen und wir bis Montag besagten Surfkurs machen. Ich bin mal gespannt, wie ich mich da anstelle und wie sehr das ein Training in Frustrationstoleranz wird - mein Level ist da leider nicht sonderlich hoch, Training kann also nicht schaden (wobei es mir natürlich lieber wäre, es gibt einfach keine Frustration, weil ich ein Naturtalent bin ;) ). Den darauffolgenden Dienstag verbringe ich dann noch in Samaná, lasse mir von meiner Nachbarin Rasta-Zöpfe flechten und feiere meinen Abschied. Am Mittwoch werde ich nach Santo Domingo fahren, dort eine Nacht verbringen und von dort dann nach Punta Cana weiterreisen, von wo am 6.4. um 18 Uhr mein Flieger nach Deutschland geht. Ankunft 8.55 Uhr am 7.4. in Köln.
Und damit ist meine Zeit in der Dominikanischen Republik dann auch in 1,5 Wochen schon rum. Unfassbar, wie schnell die 11 Wochen bisher rumgegangen sind. Einerseits freue ich mich natürlich auf zuhause und es sind schon so viele schöne Dinge für die 1,5 Monate "Pause" vor Kanada geplant: erstmal Mamas Geburtstag und eine Woche zuhause, dann einige Tage in Konstanz und Wien, die Colour Conference in London (wobei ich da noch nicht ganz entschieden habe, ob ich wirklich gehe) und dann nochmal zuhause. Am 16.5. geht dann mein Flieger nach Montreal (zu den Kanada-Plänen folgt ebenfalls noch ein eigener Beitrag). Andererseits bin ich grade so richtig drin und habe das Gefühl noch ein Weilchen länger bleiben zu können. Das Gefühl angekommen zu sein, hatte ich ja schon nach ca. einem Monat. Aber inzwischen bin ich eben so richtig eingelebt. So, dass ich dem Avocadoverkäufer sagen kann, dass eine Avocado keine 50 Pesos kostet, wie er verlangt, sondern maximal 30 (und das sind dann richtige Oschis). Oder weiß, dass 100 Pesos für eine fast einstündige Guagua-Fahrt verlangt werden und damit für 10 Minuten Motoconcho zuviel verlangt sind. Ich weiß, wo ich wann was am besten einkaufe, werde auf der Straße von Schülern aus meinem Englisch- und Computerkurs gegrüßt, greife beim Wasserausfall zur für diesen Fall vorbereiteten Wasserflasche und beim Stromausfall zu Stirnlampe und Kerzen. Ich kriege nicht bei jedem Mückenstich gleich Panik, ich könnte jetzt Dengue, Zika oder Malaria haben (und ich hatte inzwischen echt einige Stiche) und habe auch beim Kochen und Essen keine übertriebene Angst mehr vor Bakterien. Wobei ich jetzt wieder etwas vorsichtiger werde, denn die letzten Tage hier würde ich doch ungern im Bett (oder Krankenhaus) verbringen. Außerdem ist mein Spanisch inzwischen auch (Gott sei Dank) so, dass ich mich gut verständigen und schnell sprechen kann und auch das Meiste verstehe. Am Wochenende ist es mir sogar zum ersten Mal passiert, dass ich im Gespräch mit Franzosen im Hostel plötzlich Spanisch-Interferenzen in meinem Französisch hatte und zum Beispiel "también" statt "aussi" und "ir" statt "aller" gesag habe o.O. Alles in allem also so, dass ich mich schon fast als Einheimische fühle. Einen kleinen Dämpfer bekam die Euphorie, als ich zuerst eine riesige schwarze Kellerspinne im Bad hatte und Anne am Tag darauf einen der beißenden Hundertfüßler im Klo. Danach hab ich erstmal den Spalt unter der Wohnungstür mit Wischweg abgedichtet, denn die Vorstellung, dass diese Viecher durch meine Wohnung spazieren, gefällt mir nicht.
Vorletzte Woche haben wir schon das Abschiedsgruppenfoto mit allen (Mädels) gemacht, die im April gehen. Das Oberteil hatte ich kurz vorher von einer Dominikanerin geschenkt bekommen. Wenn die Kreuzfahrtschiffe (Aida etc.) in Samaná Station machen, werden am Hafen Stände aufgebaut, an denen dann Schmuck, Kunsthandwerk, schöne oder kitschig-ramschige Souvenirs verkauft werden. Einen dieser Stände betreibt Francine, eine meiner (schon älteren (40-50)) Schülerinnen aus dem Englischkurs. Auf dem Weg von der Post lief ich dort zufällig vorbei und kam mit ihr und ihrer Standnachbarin, Jacqueline, ins Gespräch. Zu meinem (für mich als Freiwillige vergünstigten) Schmuckeinkauf schenkte mir Jacqueline noch etwas dazu (ich kann nicht schreiben was, denn manches davon sind Mitbringsel ;) ). Das Oberteil war vom Bügel gerutscht und ich wollte es wieder aufhängen, woraufhin ich auch das geschenkt bekam. Und Francine brachte mir Bananenbrot, eine längere Kette mit Kokusnussanhänger und ein von ihr selbstgemachtes Armband mit Kokusnuss, auf dem Samaná steht, das ich jetzt am Fußgelenk trage. Insgesamt ging ich danach reich beschenkt mit 9 neuen Teilen nach Hause (exklusive Brot), von denen ich nur 3 bezahlt habe. Die Menschen hier sind wirklich sehr freundlich und freigiebig, obwohl sie oft selbst nicht viel haben. Hier habe ich auch zum wiederholten Male gehört, dass sie die Arbeit, die Aldeas de Paz in Samaná macht, wirklich schätzen. Jacquelines Enkelin geht zum Beispiel auch in die Mama Elba Schule.
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April-Girls: Alica, Annika, Maria, Anna, Anne, Anna, Sarah, Sophie (v.l.) |