Sonntag, 26. März 2017

Bevor die verzweifelte Aufholjagd weitergeht, schiebe ich jetzt mal einen aktuellen Post ein. Ich bin heute von einem 6-tägigen Ausflug ins Inland zurückgekommen. Stationen waren die auf 1164m höchstgelegene Stadt der Dominikanischen Republik, Constanza, die ich natürlich allein schon wegen des Namens besuchen musste und Jarabacoa, ebenfalls im Gebirge "Cordillera Central" gelegen. An beiden Orten bietet sich ein ganz anderes, aber nicht minder schönes Bild der Karibik. Constanza ist im Prinzip der Gemüsegarten des Landes (wie die Reichenau von Konstanz quasi) und Jarabacoa die Anlaufstelle für jeglichen Berg- und Outdoorsport.

Ursprünglich hatte ich ja geplant, am Ende meiner 11 Wochen als Freiwillige noch eine 2-wöchige Rundreise anzuschließen. Nachdem wir aber beispielsweise Santo Domingo schon zwischendurch besichtigt hatten und mir der Gedanke kam, dass es vielleicht ganz praktisch wäre, ein paar Sachen (vor allem Laptop und Klamotten) nicht mit auf die Reise zu nehmen, sondern in Samaná zu lagern und vor Abflug wieder abzuholen, änderte sich der Plan immer mehr. Als dann auch noch von ein paar anderen Freiwilligen überlegt wurde, ein Wochenende nach Jarabacoa zu fahren, habe ich mich dann entschieden, dort mitzufahren und die Rundreise nicht zu machen. Stattdessen war ich jetzt also von Dienstag (21.3.) bis Donnerstag allein in Constanza und von Donnerstag bis heute in Jarabacoa (Donnerstag noch allein, Freitag kamen dann Anne, Maria und Jakob dazu). Die detailliertere Beschreibung wird noch in einem weiteren Catching-Up-Beitrag folgen, nun erstmal zur weiteren Reiseplanung. Diese hatte ich in einer Excel-Tabelle und mithilfe eines Reiseführers begonnen. In die Berge wollte ich auf jeden Fall, zusätzlich in den Norden um Puerto Plata und Cabarete (surfen?), in den Südwesten um Barahona und nach Santo Domingo. Santo Domingo war ja nun schon abgehakt (über Karneval, Beitrag fehlt noch). Der Zeitplan blieb trotzdem einigermaßen straff, um alles zu schaffen. Irgendwann habe ich dann die Entscheidung getroffen, den Südwesten einfach wegzulassen. Dafür passt nun nämlich ein 3-tägiger Surfkurs in den Plan. Die Idee hatte ich mir aufgrund der kürze der Zeit eigentlich schon aus dem Kopf geschlagen, war dann aber im Gespräch mit Anne (eine deutsche Freiwillige, die seit 3 Wochen im Apartment neben mir wohnt und mit der ich mich sehr gut verstehe) wieder aufgekommen, weil sie das auch gern machen wollte. Und so kommt es, dass Anne, Annika und ich am Donnerstag für einen Tag nach Puerto Plata fahren und von dort am Freitag nach Cabarete, wo sich uns noch Maria und Jakob anschließen und wir bis Montag besagten Surfkurs machen. Ich bin mal gespannt, wie ich mich da anstelle und wie sehr das ein Training in Frustrationstoleranz wird - mein Level ist da leider nicht sonderlich hoch, Training kann also nicht schaden (wobei es mir natürlich lieber wäre, es gibt einfach keine Frustration, weil ich ein Naturtalent bin ;) ). Den darauffolgenden Dienstag verbringe ich dann noch in Samaná, lasse mir von meiner Nachbarin Rasta-Zöpfe flechten und feiere meinen Abschied. Am Mittwoch werde ich nach Santo Domingo fahren, dort eine Nacht verbringen und von dort dann nach Punta Cana weiterreisen, von wo am 6.4. um 18 Uhr mein Flieger nach Deutschland geht. Ankunft 8.55 Uhr am 7.4. in Köln.

Und damit ist meine Zeit in der Dominikanischen Republik dann auch in 1,5 Wochen schon rum. Unfassbar, wie schnell die 11 Wochen bisher rumgegangen sind. Einerseits freue ich mich natürlich auf zuhause und es sind schon so viele schöne Dinge für die 1,5 Monate "Pause" vor Kanada geplant: erstmal Mamas Geburtstag und eine Woche zuhause, dann einige Tage in Konstanz und Wien, die Colour Conference in London (wobei ich da noch nicht ganz entschieden habe, ob ich wirklich gehe) und dann nochmal zuhause. Am 16.5. geht dann mein Flieger nach Montreal (zu den Kanada-Plänen folgt ebenfalls noch ein eigener Beitrag). Andererseits bin ich grade so richtig drin und habe das Gefühl noch ein Weilchen länger bleiben zu können. Das Gefühl angekommen zu sein, hatte ich ja schon nach ca. einem Monat. Aber inzwischen bin ich eben so richtig eingelebt. So, dass ich dem Avocadoverkäufer sagen kann, dass eine Avocado keine 50 Pesos kostet, wie er verlangt, sondern maximal 30 (und das sind dann richtige Oschis). Oder weiß, dass 100 Pesos für eine fast einstündige Guagua-Fahrt verlangt werden und damit für 10 Minuten Motoconcho zuviel verlangt sind. Ich weiß, wo ich wann was am besten einkaufe, werde auf der Straße von Schülern aus meinem Englisch- und Computerkurs gegrüßt, greife beim Wasserausfall zur für diesen Fall vorbereiteten Wasserflasche und beim Stromausfall zu Stirnlampe und Kerzen. Ich kriege nicht bei jedem Mückenstich gleich Panik, ich könnte jetzt Dengue, Zika oder Malaria haben (und ich hatte inzwischen echt einige Stiche) und habe auch beim Kochen und Essen keine übertriebene Angst mehr vor Bakterien. Wobei ich jetzt wieder etwas vorsichtiger werde, denn die letzten Tage hier würde ich doch ungern im Bett (oder Krankenhaus) verbringen. Außerdem ist mein Spanisch inzwischen auch (Gott sei Dank) so, dass ich mich gut verständigen und schnell sprechen kann und auch das Meiste verstehe. Am Wochenende ist es mir sogar zum ersten Mal passiert, dass ich im Gespräch mit Franzosen im Hostel plötzlich Spanisch-Interferenzen in meinem Französisch hatte und zum Beispiel "también" statt "aussi" und "ir" statt "aller" gesag habe o.O. Alles in allem also so, dass ich mich schon fast als Einheimische fühle. Einen kleinen Dämpfer bekam die Euphorie, als ich zuerst eine riesige schwarze Kellerspinne im Bad hatte und Anne am Tag darauf einen der beißenden Hundertfüßler im Klo. Danach hab ich erstmal den Spalt unter der Wohnungstür mit Wischweg abgedichtet, denn die Vorstellung, dass diese Viecher durch meine Wohnung spazieren, gefällt mir nicht.

Vorletzte Woche haben wir schon das Abschiedsgruppenfoto mit allen (Mädels) gemacht, die im April gehen. Das Oberteil hatte ich kurz vorher von einer Dominikanerin geschenkt bekommen. Wenn die Kreuzfahrtschiffe (Aida etc.) in Samaná Station machen, werden am Hafen Stände aufgebaut, an denen dann Schmuck, Kunsthandwerk, schöne oder kitschig-ramschige Souvenirs verkauft werden. Einen dieser Stände betreibt Francine, eine meiner (schon älteren (40-50)) Schülerinnen aus dem Englischkurs. Auf dem Weg von der Post lief ich dort zufällig vorbei und kam mit ihr und ihrer Standnachbarin, Jacqueline, ins Gespräch. Zu meinem (für mich als Freiwillige vergünstigten) Schmuckeinkauf schenkte mir Jacqueline noch etwas dazu (ich kann nicht schreiben was, denn manches davon sind Mitbringsel ;) ). Das Oberteil war vom Bügel gerutscht und ich wollte es wieder aufhängen, woraufhin ich auch das geschenkt bekam. Und Francine brachte mir Bananenbrot, eine längere Kette mit Kokusnussanhänger und ein von ihr selbstgemachtes Armband mit Kokusnuss, auf dem Samaná steht, das ich jetzt am Fußgelenk trage. Insgesamt ging ich danach reich beschenkt mit 9 neuen Teilen nach Hause (exklusive Brot), von denen ich nur 3 bezahlt habe. Die Menschen hier sind wirklich sehr freundlich und freigiebig, obwohl sie oft selbst nicht viel haben. Hier habe ich auch zum wiederholten Male gehört, dass sie die Arbeit, die Aldeas de Paz in Samaná macht, wirklich schätzen. Jacquelines Enkelin geht zum Beispiel auch in die Mama Elba Schule.
 
April-Girls:
Alica, Annika, Maria, Anna, Anne, Anna, Sarah, Sophie (v.l.)
 

Mittwoch, 15. März 2017

Catching up (Teil 3): Mit dem Segelboot nach Los Haitises



Sarah hatte in dieser Woche Besuch von einem Freund, Basti. Als wir abends mal nach Hause gelaufen sind, hatte ich mich einem Ohr was von Segeln gehört. Auf Nachfrage erzählte mir Sarah, dass sie für Basti für die nächste Woche arrangiert hat, dass er auf Alex‘ Segelboot für 50$ einen Ausflug nach Los Haitises machen kann, inklusive Übernachtung auf dem Boot. Nach Los Haitises wollte ich auch – ob da wohl noch Platz für mich wäre? Also habe ich Alex direkt angeschrieben. Alex ist übrigens der Spanier, der das Quelonios-Festival Ende Januar organisiert hat. Er hat in Spanien studiert und beim Fernsehen gearbeitet, hat aber vor ein paar Jahren dort seine Zelte abgebrochen und ist in die Dominikanische Republik übergesiedelt. Hier lebt er jetzt auf seinem Segelboot, dass er über Airbnb für Übernachtungen und Touren vermietet und organisiert nebenbei diverse Veranstaltungen. Es bleibt erstmal noch eine Weile unklar, ob das mit dem Segeln klappt, weil er erst die anderen Gäste, die bei ihm gebucht haben, fragen muss, ob es für sie ok ist, wenn noch zwei Personen mitkommen.

21.2.2017
Am Dienstag, einen Tag vor der geplanten Tour, kommt dann die Nachricht: Alles klar, ihr könnt mitkommen. Kommt bitte etwas früher, ich hab ihnen gesagt, ihr seid Freunde von mir, die mir helfen. Und bringt Essen mit. Zum Glück gewährt mir Julia auch so spontan meinen Urlaub für Mittwoch und Donnerstag. Am Dienstag selbst erarbeite ich zusammen mit Kristina das Inhaltsverzeichnis für die neue Welcome Guideline – ein Dokument mit allen wichtigen Informationen, das allen neuen Freiwilligen vorab zugeschickt werden soll. Um 16 Uhr bin ich dann für das Familienfoto mit Rosa verabredet. Ashmel ist leider noch nicht da, also sind nur Rosa, Yesica, Wandiel, Dillan und ich mit drauf. 


Ein wenig hatte ich mich ja gefragt, wie es wohl werden wird, denn seit meinem verfrühten Auszug war ich nicht mehr da gewesen. Aber es ist richtig gut. Ich habe für alle ein paar kleine Geschenke dabei, die Mama mir per Paket zugeschickt hatte und alle freuen sich darüber. Rosa hat auch etwas Zeit und wir unterhalten uns noch eine ganze Weile. Sie sagt, ich könne immer bei ihnen wohnen, wenn ich mal wiederkomme, ich würde ja zur Familie gehören. Nachdem ich nochmal gesagt habe, wie gut ich das Essen immer fand, sagt sie, wenn ich mal etwas Spezielles essen wollte, sollte ich nur Bescheid sagen, dann kann sie mir das kochen. Wir verabreden dann, dass sie mir noch beibringt, wie sie die Habichuela (Bohnen mit Sauce) kocht. Um 17 Uhr gehe ich dann nochmal zurück ins weiße Apartment, um mit Laurenz das erste Café Intercultural zu planen. Danach bleibe ich noch ein wenig in der WG. Irgendwie kommen wir über Umwege auf das Thema Tattoos und darauf, ob Tattoos Sünde sind und Tätowierte in die Hölle kommen. Als ich sage, dass ich das nicht glaube, fragt Laurenz warum und verweist auf 3. Mose 19:28. Ich hab mir dazu ehrlich gesagt selber noch nie Gedanken gemacht, weil es für mich einfach kein relevantes Thema war und vielleicht auch, weil ich doch auch einige tätowierte Christen kenne und das deshalb noch nie infrage gestellt habe. Also muss ich erst kurz eine kleine Recherche starten. Was ich aber auch schonmal ohne die Recherche dazu sagen konnte, ist, dass selbst, wenn Tätowierungen Sünde wären, Jesus auch für diese Sünde gestorben ist. Die Recherche ergibt geteilte Meinungen – war irgendwie auch klar. 

Abends gehe ich dann noch mit Anika, Jana und Julia Frozen Yoghurt essen. Ich bin danach noch viel zu lange wach (wie eigentlich immer), weil ich unter anderem vor meinem Kurzurlaub noch die Spanischübersetzung fertigstellen möchte, die ich für die Krankenhausdirektorin anfertige. Ich stelle meinen Wecker dann auf 6 Uhr – ca. 4,5 Stunden Schlaf.

22.2.2017
Als ich aufwache, ist es schon hell. Zum Glück schaue ich auf die Uhr und drehe mich nicht einfach um und vertraue darauf, dass mein Wecker bestimmt gleich klingelt. Denn das hat er schon. Vor 1:40h, es ist 7:40 Uhr. Mist. Um 8 Uhr wollte ich eigentlich einkaufen gehen. Also schnell aufspringen, duschen, packen, parallel frühstücken und einsonnencremen. Eigentlich muss ich auch Geld holen, denn ich habe nach dem Einkauf nur noch 100 RD-$, aber der Automat streikt. Auch das noch :D. Positiv bleiben, ich hab ja zuhause noch US-$, dann muss Alex halt die nehmen. Ich schaffe es dann trotz Verschlafen fast pünktlich um 9:20 Uhr an der Straße zu sein, wo Sarah und Basti schon warten. Allerdings nicht der für 9.15 Uhr bestellte Carretta-Fahrer. Also nehmen wir einfach die nächste, die vorbeifährt. Nach ca. 20-minütiger Fahrt, während der wir manchmal Sorge hatten, ob das Moto die Steigung packt, kommen wir dann am Resort Puerto Bahia an, wo das Boot im Hafen liegt. Ich sage an der Pforte, dass wir zu Alex wollen und kurz darauf werden wir mit einem schicken SUV zum Hoteleingang chauffiert. Im Hafen erwartet uns Alex auf seinem Boot, das er gerade putzt. Der Liegeplatz kostet 300 US-$ im Monat und dafür kann er die ganze Infrastruktur der Hotelanlage samt Pools nutzen. Alex zeigt uns das Boot, wir verstauen unsere Sachen und warten dann darauf, dass die „richtigen“ Gäste ankommen. Wir laufen ein bisschen durch die Anlage und dann hole ich meine Ukulele und hole meinen Lobpreis nach, der durch das Verschlafen zuhause ausfallen musste. Gegen 11 Uhr kommen dann die Gäste – ein französisches Paar aus Bordeaux – und wir fahren los Richtung Los Haitises. Bisher war es eher bewölkt, aber jetzt klart es langsam auf und wird richtig schön. Die See ist ruhig. Die meiste Zeit fahren wir mit Motor, segeln aber auch ein wenig. Irgendwann sehen wir erst einen Vogelschwarm – irgendwas Möwenartiges und Pelikane und dann riesige Fische, die immer wieder auf- und abtauchen – sie heißen wohl „Sabados“ oder so.
Dann ankern wir und fahren mit einem kleinen, fast versinkenden Schlauchboot zu einem kleinen Strand mit einer Flussmündung. Von Weitem sieht es sehr idyllisch und schön aus. Ist es auch, aber wenn man dann dort ist, sieht man auch, wie viel Müll dort leider liegt. Ich sammle dort vor allem lila-silbern glitzernde Muscheln. Danach fahren wir zum nächsten Strand. Hier stehen rund 20 Hütten aus Brettergerüsten und Planen, in denen Fischer aus dem Dorf Sanchez, das auf der anderen Seite der Bucht liegt, wohnen. Alex ist öfter hier und kennt die Leute. Eine Frau stellt er uns vor – sie ist gerade dabei Krebse zu kochen, die sie uns auch zum Probieren anbietet. Ich lehne dankend ab. Die lebenden Krebse werden ziemlich rabiat mit einem großen Löffel aus der Kiste, in der sie sitzen, in eine Schüssel befördert, aus der sie dann ins kochende Wasser gekippt werden … Der Strand an sich ist echt schön, aber ebenfalls mit Müll und Abfällen übersät. Außerdem gibt es winzige Fliegen, die beißen (oder Sandflöhe? Ich hab es grad mal gegoogelt – besser nicht machen, ist nicht so appetitlich). Ich sehe danach aus, als hätte ich Windpocken und die Stiche/Bisse jucken unglaublich. Jetzt – drei Wochen später – heilen sie endlich langsam ab. Darauf hätte ich verzichten können … nach ca. 30 Minuten fahren wir dann wieder zurück zum Boot und mit dem Boot weiter in eine Bucht, die fast rundum von baumbewachsenen Abhängen umgeben ist. 


Von dort fahren wir nochmal mit dem Schlauchboot in einen kleinen Mangrovenwald. Hier muss man aufpassen, dass die Muscheln auf den Mangroven nicht das Boot aufschlitzen (wie scharfkantig Muscheln sind, durfte ich ja als Kind in der Bretagne erleben – meine Beine tragen noch die Narben …). Wir schaffen es aber ohne Zwischenfall und nehmen noch ein Lenkrad mit, das Alex aus dem Wasser fischt.  Zurück an Bord wird es langsam dunkel. Alex und Basti kochen Pasta, dazu Gemüse- und Tomatensauce. Zum Nachtisch gibt es Brot und französischen Käse. Wir essen oben an Deck, was wirklich schön ist. Im Dunkeln kann man jetzt Glühwürmchen fliegen sehen, über uns breitet sich ein wundervoller Sternenhimmel. Und auch im Wasser glitzert es. Basti macht mich darauf aufmerksam. Ich bin total fasziniert vom lumineszierenden Plankton und verbringe die nächste Stunde damit mit meinen Füßen im Wasser zu platschen und dadurch immer neue Glitzerströme zu erzeugen. Es sieht so aus, als würde man im Sternenhimmel rühren und Galaxien malen. Leider lässt sich das Phänomen mit nur mit Spezialkameras fotografieren und filmen. Ich will gar nicht ins Bett gehen und kann mich kaum entscheiden, ob ich weiter ins Wasser oder lieber in den Sternenhimmel schauen soll. Ich mache beides. Irgendwann nach 23 Uhr gehe ich dann doch – als Letzte – ins Bett. Ich schlafe in einer eigenen kleinen Kajüte. Diesmal bin ich zum Glück gar nicht seekrank. Das leichte Schaukeln ist sogar eher angenehm.

 
23.2.2017
Wir fahren morgens schon relativ früh los – so ca. gegen 8 Uhr – an einen anderen Ort, wo wir wieder ankern und dann sehr ausgiebig und reichhaltig frühstücken, was wir alle so mitgebracht haben. Dann wird der Anker gelichtet und es geht schon wieder zurück, weil die Franzosen noch nach Punta Cana fahren müssen. Wir fahren teils mit Motor, teils segeln wir. Zwischendurch übergibt Alex mir das Steuer. Bis ich merke, dass das Ruder schon auf ganz kleine Lenkimpulse des Steuerrades reagiert, aber etwas Zeit braucht, bis es reagiert, schwenkt das Boot zweimal ziemlich um. Zum Glück segeln wir nur mit Fock, nicht mit Groß, sonst wär der Baum ziemlich rübergeschlagen bei meinen unfreiwilligen Wenden … So ein großes Segelboot ist halt schon was anderes als die Boote, die ich bisher gesegelt bin. Da war das Steuern direkter. Und es gab kein Steuerrad, sondern die Pinne.


Zurück im Hafen gehen wir noch in den Infinity Pool, relaxen auf dem Boot und essen ein leckeres Restemittagessen. Zum Nachtisch gibt es Kaffee mit spanischem Brandy und Milch. Gegen 17 Uhr machen Basti und ich uns dann auf den Weg. Da wir telefonisch keine Carretta erreichen konnten und auch gerade keine Guagua kommt, laufen wir los, nachdem wir wieder mit dem Auto zur Pforte gefahren wurden. Ich finde es ganz angenehm mich nach dem ganzen Rumsitzen und essen ein bisschen zu bewegen, auch wenn wir mit unseren Rucksäcken angeschaut werden wie Aliens. Sind wir halt mal die Attraktion, eigentlich ist das nur ausgleichende Gerechtigkeit. An der Straße langzulaufen ist aber leider nicht ganz ungefährlich und so steigen wir zum Schluss doch noch in eine vorbeifahrende Carretta ein.

Zurück zuhause gehe ich dann noch mit Jana und Anika im Café de Paris einen Cocktail trinken – es ist schon ihr letzter Abend. Jana präsentiert mir noch ihre Wien-Tipps. Dabei stellt sich dann heraus, dass wir tatsächlich gleichzeitig in Wien sein werden. Und Anika kann ich treffen, wenn ich vorher in Konstanz bin.

Wieder in meiner Wohnung teste ich dann, ob die Luminiszenz auch in der Flasche noch „funktioniert“ (ich hatte am Vorabend eine Colaflasche mit dem Wasser aus der Bucht gefüllt, weil ich neugierig war, ob man den Effekt dann auch zuhause im Dunkeln beobachten kann). Es leuchtet tatsächlich noch – natürlich bei Weitem nicht so toll, wie in der Bucht und es ist in der Wohnung auch nicht dunkel genug, aber ich führe es trotzdem Jana und Anika vor.

Der Segeltörn war  ein richtig schöner Ausflug – das kann ich euch nur empfehlen, falls ihr mal in Samaná seid (Airbnb). Durch die Anwesenheit der Franzosen konnte ich sogar vier Sprachen sprechen: Deutsch mit Basti, Spanisch mit Alex, Französisch mit Jennifer und Alexis und Englisch mit allen.

Samstag, 4. März 2017

Catching up (Teil 2): Playa Rincón und Whalewatching die Zweite



Am 15.2. hatte ich mein Halbzeit-Gespräch mit Julia, eine kurze Zwischenevaluation meiner ersten 5,5 Wochen hier. Ich habe mich gut eingelebt und fühle mich wohl. Die Arbeit ist etwas anders, als ich erwartet hatte. Einblicke in das tatsächliche Management der NGO habe ich noch nicht wirklich bekommen und bearbeite eher Unteraufgaben. Außerdem habe ich das Gefühl, nicht so viel mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen, wie ich es gern würde und dadurch auch nicht so viel Spanisch zu sprechen. Daraus entsteht die Idee, eine Art Café Intercultural zu starten. Am 7.3. startet es. Laurenz übernimmt die Hauptverantwortung, da ich ja nicht mehr lange genug da bin. Ziel ist es, einfach einen Begegnungsraum für die Freiwilligen und alle Interessierten zu schaffen, sich einmal die Woche zu treffen und dann gemeinsam irgendwelche Aktivitäten zu machen: Gesellschaftsspiele, Film schauen, kochen, tanzen, diskutieren, da ist ja viel möglich. Ein weiteres Projekt, an dem ich zusammen mit Kristina arbeite ist die Erstellung einer Willkommens-Broschüre für die Freiwilligen, in der alle wichtigen Infos zusammengefasst sind und die sie nach ihrer Bewerbung hier als pdf zugeschickt bekommen. Insgesamt fällt das Zwischenfazit auf jeden Fall positiv aus.

Am Samstag (18.2.) fahren wir zu siebt um 10 Uhr nach Las Galeras, von wo aus wir zur Playa Rincón wandern wollen. Außer uns sitzen in der Guagua (ein Van) noch 11 weitere Fahrgäste, neben denen wir sorgsam eingepuzzelt werden – eigentlich war sie uns zu voll und wir wollten auf die nächste warten, aber der Fahrer meinte, da passen noch 7 weitere Personen rein. Klar, bedeutet für ihn ja auch 700 Pesos mehr für die Fahrt. Die Tür neben mir bleibt dann offen und darin steht noch ein Passagier.

Angekommen in Las Galeras werden wir direkt umschwärmt von Motoconcho-Fahrern und Bootsführern, die uns ihre Ausflüge verkaufen wollen. Nein, danke, wir laufen. Sarah ärgert sich nachher, dass sie ein paar von ihnen gesagt hat, dass wir zur Playa Rincón wandern und sagt mir, ich soll doch meine Kamera besser nochmal wegpacken. Es müsse ja nicht jeder sehen, dass wir mit Wertsachen allein (3 Jungs, 4 Mädels) in die wilde Einsamkeit gehen. Ich hab irgendwie noch nicht so ganz auf dem Schirm, dass das gefährlich sein könnte, aber wahrscheinlich hat sie recht. Also ich passe schon mit meinen Wertsachen auf, aber in der Gruppe hatte ich mich eigentlich sicher gefühlt. Gegen Schusswaffen bringt aber natürlich auch ne Gruppe nix und hier könnte jeder ne Waffe haben. Ich habe allerdings bisher erst einen Mann in Samaná gesehen, der hinten in der Hose einen Revolver stecken hatte. Macheten sind man viel, woran man sich auch erstmal gewöhnen muss, aber die sind ja auch in erster Linie Werkzeug, nicht Waffe. Ich kann trotzdem kaum hinsehen, wenn sie mit den Dingern die Kokosnüsse in der Hand aufschlagen …

Der Weg zum Strand ist richtig schön und etwas abenteuerlich, immer am Meer entlang, das wunderschön türkis strahlt, über schroffe, salzwasserzerfressene Felsen, unter denen die Brandung rauscht und über weiße Sandstrände. Ich falle immer wieder zurück, weil ich Fotos mache. Laurenz und Max machen eine Mittagspause und ich schließe mich an, unwissend, dass sie die vor allem machen, um den anderen einen Vorsprung zu geben und dann hinterherrennen zu können. Deshalb laufe ich dann vor ihnen allein los. Und bin etwas unsicher über den Weg. Es gibt einen erkennbaren Weg, der aber etwas vom Wasser wegführt und einen nicht erkennbaren weiter über Felsen am Wasser lang. Ich nehme den am Meer entlang, über die scharfkantigen Felsen. Nach einer Weile bin ich aber etwas verunsichert, weil es doch sehr unwegsam ist, aber als ich gerade umdrehen will, sehe ich hinter mir Max und Laurenz auftauchen. An einer Stelle muss man richtig klettern, sodass ich die Kamera wegpacken muss. Nach knapp drei Stunden kommen wir dann am Strand an und holen auch die anderen ein, von denen einer gerade dabei hilft ein Auto anzuschieben, das im Sand stecken geblieben ist. Wir laufen diesmal, anders als beim ersten Mal ans nördliche Ende vom Strand, wo ein Fluss ins Meer mündet. Das Flusswasser ist richtig angenehm und das Meer auch. Vor allem finde ich es schön, dass man vom Meer nochmal in den Fluss springen kann, um das Salzwasser abzuwaschen. Es gibt eine frische Kokosnuss, Kokosbrot und Bananen. Um 17 Uhr machen wir uns wieder auf den Rückweg. Max und Laurenz sind schon früher los, weil sie auch zurücklaufen wollten. Hätte ich eigentlich auch machen wollen, aber da die beiden losjoggen, bleibe ich doch lieber da. Wir nehmen zuerst Motoconchos, um zur Straße zu kommen und von dort eine Guagua nach Samaná.










Abends schreibe ich meinen dritten Song auf der Ukulele. Die Ukulele war ein super Geschenk und ist hier jeden Tag im Gebrauch :) Danach gehe ich noch zu den WGs rüber, wo aber nicht viel los ist, sodass ich nach einer Stunden wieder zuhause bin. Nebenher läuft immer auch die Kanadaplanung und Kommunikation mit den Hosts dort. Es nimmt Gestalt an :)

Am Sonntag steht dann die Whalewatching-Tour auf dem Programm. Wir treffen uns um 8.30 Uhr am Boot, das dann um 9 Uhr ablegt. Nachdem wir ein paar Dominikaner auf Cayo abgesetzt haben, fahren wir raus auf’s Meer. Die See ist recht bewegt und es regnet. Ich setze mich irgendwann nach oben, um einen besseren Überblick zu haben und ein paar andere folgen. Oben schaukelt es natürlich noch mehr, man kann nur laufen, wenn man sich festhält und langhangelt. Mir wird langsam schlecht, aber durch die Walsichtungen werde ich davon etwas abgelenkt. Wobei es dann eigentlich am schlimmsten ist, weil die Boote nicht mehr fahren, aber noch den Motor anhaben, weil es dann keine klare Fahrtrichtung mehr gibt und das Boot unvorhersehbar in alle Richtungen schaukelt. Wir sehen mehrere Wale, meistens den auftauchenden Rücken, aber auch eine Schwanzflosse und ein Wal springt sogar. Die Seekrankheit trübt das Erlebnis allerdings und durch den Seegang kann man auch nicht alles sehen. Aber es ist schon schöner und nicht so hektisch wie an der Playa Frontón auf dem kleinen Boot. Anders als vom Umweltministerium eigentlich erlaubt, sind außer uns noch ca. 5 weitere Boote da. Aber irgendwie auch klar, denn es wollen ja schließlich alle Wale sehen … Dann fahren wir zurück und müssen wieder alle auf das untere Deck. Ich komme gerade rechtzeitig unten an … den Rest der Fahrt sitze ich dann ganz hinten im Boot und halte mein Gesicht in den Fahrtwind. Langsam geht die Übelkeit dann auch weg. Ich bin nicht die Einzige, die es erwischt hat, ich sehe noch mindestens fünf weitere blasse und leicht gequälte Gesichter.





Als wir zurück sind bin ich dann auch richtig groggy und lege mich erstmal für 2 Stunden ins Bett, so richtig gut ist mir nämlich doch noch nicht wieder. Irgendwann so gegen 16.30 Uhr klopft es und Luz (die Vermieterin) fragt, ob ich weiß, wo Julia ist. Weiß ich nicht. Es sind Airbnb-Gäste angekommen. Als ich merke, dass es Verständigungsprobleme gibt, biete ich an zu übersetzen. Die neuen Gäste stellen sich als deutsche Schwestern, Anika und Jana, heraus. Anika wohnt am Bodensee und Jana hat lange in Wien gelebt. Ein Freund von ihr promoviert in Konstanz und tatsächlich stellt sich heraus, dass ich ihn mal im Biergarten kennengelernt habe, weil er zum Bekanntenkreis eines Kollegen gehört. Man stellt immer wieder fest, dass die Welt klein ist. Wir verstehen uns auf Anhieb gut und verquatschen uns direkt im Flur. Ich gebe ihnen ein paar Tipps und wir verabreden uns, die Woche nochmal was zu unternehmen, was wir dann auch machen. Montagabend gehe ich rüber zu ihnen, Dienstag gehen wir zusammen mit Julia abends Frozen Yoghurt essen und Donnerstagabend Cocktails trinken. Freitagmorgen reisen die beiden dann wieder ab. Witzigerweise wird Jana aber gleichzeitig mit mir in Wien sein, sodass wir uns dort treffen können und Anika wohnt ja am Bodensee, sodass wir uns treffen können, wenn ich im April in Konstanz bin :)

Am Sonntagabend gehe ich dann – eine Stunde zu spät durch das Gespräch – zum Gottesdienst in die African Methodist Church, in die auch Yunior geht, weil sein Vater dort Pastor ist. Der Gottesdienst ist …interessant :D Es spielt eine Band bestehend aus Bass, Klavier und Schlagzeug, die in Tonart und Rhythmus sehr flexibel sein muss, um den wechselnden Sängerinnen zu folgen. Der Prediger schreit mir zu viel und ich verstehe auch nur die Hälfte, weshalb ich nach einer Stunde schon wieder gehe.