Freitag, 26. Mai 2017

Montréal, 16. - 19. Mai 2017



Meine beiden vollen Tage in Montréal (17. und 18.) sahen relativ ähnlich aus. Nachdem ich jeweils zum ersten Mal um 4 Uhr wach war (mein Körper war offensichtlich noch in deutscher Zeit), konnte ich zum Glück nochmal weiterschlafen und bin dann gegen 8 Uhr aufgestanden und zum Frühstück mit Marina runtergegangen. Um 4 Uhr stand auch Leo, einer der beiden Kater vor der Tür und wollte den Raum inspizieren, was ich ihm am ersten Morgen auch kurz erlaubt habe. Der Rest der Familie (Ehemann und 3 Kinder) war zu dem Zeitpunkt schon unterwegs oder anderweitig beschäftigt. Ich habe den Vormittag dann im Gespräch mit Marina und in meinem Zimmer am Laptop verbracht und unter anderem meine ersten kanadischen Blogposts geschrieben. Nach einem gemeinsamen Mittagessen mit Marina hat sie mich dann gegen 14 Uhr zur nächstgelegenen Métrostation „Sauvé“ gefahren, von wo ich meine Touren gestartet habe. Zurück war ich jeweils gegen 19.30 Uhr und wurde bestens mit Abendessen versorgt (u.a. vegetarische Ikea-Köttbullar und Zucchini-Gratin), wobei ich mich noch ein wenig mit Marina und ihrem Mann, Luc, unterhalten habe, bevor ich gegen 22.30 Uhr schlafen gegangen bin. Marinas Französisch habe ich sehr gut verstanden, mit Lucs Québecois hatte ich etwas mehr Probleme … :D
An Montréal hatte ich eigentlich keine direkte Erinnerung mehr. Die Häuser mit den Außentreppen kamen mir schon bekannt vor, die Aussicht vom Mont Royal und die Vielle Ville auch. Nachdem ich nochmal in meinen Blog von 2011 geschaut habe, habe ich dann festgestellt, dass wir damals tatsächlich am zweiten Tag eine ganz ähnliche Tour gemacht haben, wie ich jetzt an meinem ersten, aber im Grunde habe ich die Stadt nochmal für mich neu entdeckt. 

Mittwoch, 17. Mai 2017

Anlässlich des 375. Stadtgeburtstages war heute die Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln kostenlos – ziemlich praktisch. Angekündigt wurde das auf handgeschriebenen Zetteln an den offenen Schranken. Am Flughafen hatte ich mich mit Métro- und Stadtplan sowie einem Touristguide ausgestattet (alles kostenlos) und war so bestens ausgerüstet. Zusätzlich hatte ich es mir noch mit Marina angeschaut. Für diesen Tag hatte ich mir 3 Dinge vorgenommen: Mont Royal, SIM-Card kaufen und Vielle Ville. Ich bin also mit der orangen Linie bis „Mont Royal“ gefahren und von dort zu Fuß über die rue St. Denis und die rue Rachel durch’s portugiesische Viertel zum königlichen Berg mitten in der Stadt gelaufen. Auf dem Mont Royal war ich zwar damals schon, aber ich dachte mir, es ist eine gute Idee mit einem weiten Ausblick über die Stadt zu starten. Das Wetter war fantastisch – blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und 27°C, so dass ich in Top und Rock herumlaufen konnte. Mit dem Wetter habe ich mir genau die richtigen zwei Tage ausgesucht, um in Montréal zu sein. Dienstag war der erste schöne Tag seit Wochen mit Regen (und Schnee). In ganz Québec und Montréal hatte es Überflutungen gegeben. Und ab Freitag soll es auch wieder kälter werden. Besser ging es also nicht. Während ich so durch die Straßen lief, hatte ich das Gefühl, echt am richtigen Ort zu sein und war dementsprechend beschwingt. Die Natur ist hier übrigens ca. einen Monat hinter Deutschland, sodass ich den Frühling nochmal von vorne erlebe, mit Tulpen und den ersten Blüten. Ich habe meinen Aufstieg dann von Norden begonnen. Weil ich nicht die breite Straße nehmen wollte, bin ich Trampelpfaden/Downhill-Tracks gefolgt und habe auch direkt einen Waschbären gesehen. 

Natürlich hatte ich auch meine Kamera dabei. Ich dachte dann, ich nehme eine Abkürzung und bin einen schmalen Pfad hochgeklettert, musste aber oben feststellen, dass es von da nicht weiter zur Aussichtsterrasse ging und musste den gleichen Weg wieder zurück. Aber es war nicht umsonst, denn von oben hatte ich schon die ersten schönen Ausblicke über die Stadt. 


Letztendlich bin ich dann doch dem breiten Weg gefolgt, der mich dann auch zum offiziellen Aufstieg über zahlreiche Treppenstufen brachte. Daran konnte ich mich dann auch dunkel erinnern und auch an den Aussichtsplatz, wobei vielleicht auch eher von den Fotos, denn es fühlt sich nicht wirklich so an, als wäre ich schonmal da gewesen. Als ich so auf die Stadt schaute, hörte ich hinter mir Deutsch und nachdem ich das deutsche Pärchen fotografiert hatte, hat er auch Fotos von mir gemacht. Meinen Rock hab ich wegen des Windes an der Seite zusammengeknotet. 

Dann bin ich kurz ins Chalet reingegangen, eine große Halle mit Bildern aus der Geschichte Kanadas. Draußen auf dem Platz steht ein weißes Klavier. Keine Ahnung, ob das damals schon da war, jedenfalls dachte ich mir, „Was soll’s kennt dich ja eh keiner“ und hab mich drangesetzt und gespielt. Erst was von mir und dann noch die zwei Stücke von Enya, die ich so hinkriege. Eigentlich wollte ich nach dem ersten Stück schon gehen, wurde dann aber zum weiterspielen aufgefordert. Ich freu mich schon, wenn ich das mal richtig lerne. J Ich bin dann wieder runter und vorbei an der McGill University (vor einigen Jahren hatte ich mal überlegt, hier zu studieren) über die rue St. Catherine zum Eaton Centre. Neben einigen (guten) Straßenmusikern standen an einer Ecke zwei Christen in mit Bibelversen beschriebenen Hemden. Ich habe sie angesprochen und mich ein wenig mit Catherine unterhalten. Sie wollte meinen Namen wissen, weil sie immer aufschreiben, mit wem sie gute Gespräche geführt haben und dann für diese Personen auch beten.
Im Eaton Centre habe ich dann die Shops der einzelnen Mobilfunkanbieter abgeklappert, angefangen mit Virgin. Ich wollte mir so wie in der DomRep eine SIM-Card holen, die ich immer wieder mit Guthaben aufladen kann. Unterwegs habe ich mir noch ein Eis – Sirop d’érable (Ahornsirup) mit Walnussstückchen und Himbeer geholt für „nur“ 5$ geholt. Es stellte sich heraus, dass tatsächlich nur Virgin sowas noch in dieser Form ohne monatliche Fixbeträge anbietet, weshalb ich die SIM dann auch bei ihnen gekauft habe. Dabei habe ich mich kurz gefragt, wie ich das auf Spanisch hingekriegt habe :D Für den Kauf brauchte ich eine kanadische Adresse, die mir die Verkäuferin, Jess, dann kurzerhand erfunden hat. Inzwischen war es schon fast 18 Uhr und ich bin über die Place des Arts, die mir auch irgendwie bekannt vorkam, durch Chinatown in die Altstadt und ein wenig am Ufer lang gelaufen. Inzwischen war es fast 19 Uhr und ich war richtig müde – für mich war es ja eigentlich schon 6 Stunden später und das hab ich echt gemerkt. Also bin ich dann, sehr zufrieden mit meinem ersten Tag, von „Champs de Mars“ mit der Métro bis „Sauvé“ gefahren und dann das letzte Stück zu Fuß gelaufen (ca. 20 Minuten). In dem Wohngebiet sind alle Straßen Alleen, was richtig schön ist. Generell hat Montréal viel Grün und Natur. Das Straßenbild ist abgesehen von der Altstadt eher shabby-chic mit vielen kleinen Läden, Bars, Cafés und Street Art, zumindest da, wo ich langgelaufen bin.

 

















Donnerstag, 18. Mai 2017

Diesmal habe ich vormittags meinen Lobpreis ans Klavier verlagert und dann im Garten in der Sonne Tagebuch geschrieben. Leider musste ich nachmittags nochmal ins Eaton Centre, weil die SIM-Card keine Verbindung bekam. Also bin ich mit der Métro bis UQAM und dann bis McGill gefahren. Zwei Fahrten kosten 6$, eine einzelne 3,25$. Es stellte sich dann heraus, dass die Karte mit meinem Handy nicht funktioniert, weil es nicht débloqué, also freigeschaltet, ist. Sie hatten gestern schon gefragt, ob es das wäre und ich dachte schon, schließlich hatte das ja auch in der DomRep problemlos funktioniert. Dummerweise nutzt Kanada aber ein anderes Netz als alle anderen und deshalb funktioniert es nicht. Mit meiner deutschen SIM kann ich telefonieren, aber keine SMS schreiben, schon komisch. Das war vor 6 Jahren definitiv noch anders. Einzige Möglichkeit meine kanadische SIM zu nutzen wäre jetzt ein kanadisches, freigeschaltetes Handy. Das günstigste kostet 60$, das war mir jetzt erstmal zu viel. Ich hoffe grad einfach, dass bei irgendwelchen meiner Gastfamilien noch ein altes Handy rumliegt, das keiner mehr braucht und das ich deshalb haben kann. Ansonsten muss es halt mit dem deutschen Handy gehen. Das meiste läuft ja sowieso über WLAN. Vom Eaton Centre bin ich dann weiter die rue St. Cathérine zum Blvd. St. Laurent weitergelaufen, wo das Goethe Institut seinen Sitz hat. Auf dem Weg kam ich an einer Kunstinstallation vorbei mit 21 Schaukeln (7x3), die beim Schaukeln Musik machen. Da musste ich auch kurz schaukeln. 

Beim Goethe Institut habe ich dann nachgefragt, ob sie noch die Buttons mit deutschen Wörtern als Werbeartikel haben. Eigentlich wollte ich „Danke“ haben, als kleines Gastgeschenk. Den gibt’s allerdings leider nicht mehr. Ich habe von den neuen ein paar mitgenommen. Damit war dann Punkt 2 meiner Liste für den Tag abgehakt. Punkt 3 und 4: Zahnpasta kaufen und Poutine essen. Poutine ist sozusagen das Québecer Nationalgericht – Pommes mit Käse und brown sauce. Ich hatte vorher im Internet nach Restaurants mit vegetarischer Poutine gesucht und eins am Blvd. St. Laurent gefunden, in das ich letztendlich dann nicht gegangen bin, weil ich schon auf dem Weg dahin ein anderes entdeckt habe – das Dirty Dogs. Ich war der einzige Gast, habe eine kleine Poutine für 5$ und Wasser bestellt, mich dann an einen Tisch mit Blick auf die Straße durch’s offene Fenster gesetzt und Tagebuch geschrieben. Der Kellner brachte mir dann direkt einen ganzen Krug mit Wasser und das konnte man bei dem schönen Wetter auch brauchen. Da war ich dann von ca. 16.30 bis 18.00 Uhr. 

Gegenüber war ein kleiner Supermarkt, wo ich dann auch die Zahnpasta gekauft habe. Zusätzlich Rosinen-Zimt-Bagel, einen Apfel und eine Gurke für die Fahrt. Ein paar Meter weiter bin ich dann noch in einen Dollarama, wo ich Gartenhandschuhe und ein Feuerzeug erstanden habe. Zahnpasta hätte es hier auch gegeben, natürlich günstiger. Das merke ich mir für’s nächste Mal. Ich bin dann weiter den Blvd. St. Laurent Richtung Norden hochgelaufen. Es ist schon verrückt, wie lang und schnurgerade hier die Straßen in diesen am Reißbrett geplanten Städten sind. Man kann stundenlang dieselbe Straße langlaufen, von der Innenstadt bis in die Vororte. Marinas Haus hat die Nummer 10.440 – ich glaube, das findet man in Deutschland nicht. Ich bin dann bei Mont Royal wieder in die Métro eingestiegen, bis Sauvé gefahren und das letzte Stück gelaufen. Nach dem Essen habe ich dann meinen Rucksack gepackt und gegen 23 Uhr geschlafen

Freitag/Reisetag Montréal-Sussex, 19. Mai 2017

Diesmal bin ich mit Absicht und Wecker schon um 3.45 Uhr aufgewacht, denn um 6 Uhr hatte ich meinen Bus nach Sussex, New Brunswick gebucht und man sollte 30-45 Minuten vor Abfahrt da sein. Ich hatte vorgehabt, mit dem Bus zum Busbahnhof zu fahren (Dauer ca. 40 Minuten, 1 Umstieg), dann auch überlegt, mir vielleicht doch nochmal ein Taxi zu gönnen. Am Vorabend hatte mir dann aber Luc angeboten mich zu fahren. Super nett von ihm und ich habe das Angebot sehr gern angenommen. So wurde ich dann, nachdem ich fertig gepackt hatte, sogar mit Café au lait in der Küche erwartet und konnte meinen Bagel mit Marmelade frühstücken. Was für ein Luxus, es war wirklich toll, dass ich bei Marina unterkommen konnte. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Gegen 4.45 Uhr sind wir dann losgefahren und um 5.10 Uhr war ich am Busbahnhof, wo ich dann gewartet habe, dass der Bus-Check-In startet und Tagebuch geschrieben habe. 

Als die Türen aufgingen, habe ich mich nicht direkt in die Schlange gestellt, sondern noch ein wenig gewartet, um nicht so lange mit dem Gepäck rumstehen zu müssen. Ich hätte mich mal besser etwas früher angestellt … denn als ich dann dran war, konnte mein Ticket nicht eingescannt werden und mir wurde mitgeteilt, ich müsse nochmal an den Ticketschalter und mein Ticket ändern lassen, weil da Maritime Bus draufsteht und nicht Orléans Express, womit ich jetzt fahren würde. Na toll, so hatte ich das von Busbud zugeschickt bekommen. Inzwischen war es 5.52 Uhr, 8 Minuten bis Abfahrt und am Schalter eine Schlange. Mein Vordermann konnte mich auch nicht vorlassen, weil er selber noch einen Bus um 6 Uhr kriegen wollte. Jetzt wurde ich doch nervös. Weil ich nicht 100% sicher war, ob ich alles richtig verstanden hatte, habe ich dann meinen Platz in der Schlange freihalten lassen und nochmal nachgefragt. Sie meinte, beeil dich, du hast noch 2 Minuten. Jetzt war ich doch gestresst. Zum Glück ging es dann recht schnell, wobei die Frau am Schalter erstmal mein Ticket behalten wollte, wo auf der Rückseite noch das 3. Ticket für die Fahrt mit dem letzten Bus drauf war. Sie hat mir dann noch eine Kopie gemacht. Während ich nervös immer wieder rüberschaute, fuhr ein Bus weg, aber es war zum Glück nicht meiner, der hat auf mich gewartet. Puh, so viel Stress am frühen Morgen … das war auch irgendwie echt unnötig, keine Ahnung, warum das von Busbud falsch ausgestellt worden war. Immerhin hat es nichts gekostet. Und dann ging es los, erstmal nach Ste. Foy in Québec City, wo ich nicht umsteigen musste und wir auch schon eine halbe Stunde früher als geplant losgefahren sind, 9.45 Uhr statt 10.15 Uhr. 

Das Wetter war heute wie angekündigt nicht mehr so schön – grauer Himmel und windig. Die Autobahn verläuft parallel zum St. Lorenzstrom, bei besserem Wetter wäre die Aussicht teilweise ziemlich spektakulär gewesen, aber auch so war es ganz schön. 

Ich habe angefangen über’s Handy kanadisches/amerikanisches Radio zu hören. Um 11.45 Uhr sind wir dann in Rivière du Loup angekommen. Die Haltestelle ist an eine Tankstelle gekoppelt. Hier musste ich warten und auf Maritime Bus umsteigen, der um 13 Uhr losfuhr für weitere 7 Stunden Busfahrt. Während die Durchsagen vorher alle ausnahmslos auf Französisch waren, wird jetzt nur noch Englisch gesprochen. Der Bus scheint sehr neu zu sein und riecht entsprechend chemisch nach Kunststoff. Außerdem läuft die ganze Zeit die Klimaanlage. Von Québec bis Rivière du Loup war der Bus ziemlich voll, fast alle Sitze waren belegt, von Rivière du Loup fahren nur noch 7 Leute weiter. Es gibt mehrere Zwischenstops und bei einem hole ich mir auch endlich einen Mixed Berry Smoothie bei Tim Hortons, den hatte ich damals oft zum Frühstück. Er ist nicht so gut, wie ich ihn in Erinnerung hatte, irgendwie künstlicher …


Nach 14 Stunden komme ich dann um 20.55 Uhr (jetzt Atlantic Time, 5 Stunden vor deutscher Zeit) in Sussex an und werde mit einem tollen Sonnenuntergang und kaltem Wind begrüßt.

Mittwoch, 17. Mai 2017

(K) Anna da



Vor sechs Jahren und 4 Monaten gab es schon einmal einen Blogpost mit diesem Titel von mir: http://c-anna-da.blogspot.ca/2011/01/k-anna-da.html. Damals war ich in Toronto gelandet, um ebenfalls ein halbes Jahr zu bleiben – zuerst für 3 Monate Praktikum beim Goethe Institut und dann für 10 Wochen Reise von Toronto quer durch Kanada bis Vancouver Island, hoch in den Yukon und wieder zurück durch die Prairie-Provinzen bis Montreal und zum Schluss wieder zurück nach Toronto. Jetzt bin ich wieder in Montreal, um von hier meine Reise in die Ostprovinzen zu starten.
 
Die Anreise verlief leider nicht ganz störungsfrei, aber insgesamt doch gut. Mama hatte mich zum Bahnhof in Venlo gebracht, von wo ich den IC nach Schiphol Airport Amsterdam genommen habe – eine Fahrt von gut 2 Stunden. Am Flughafen läuft der Check-in eigentlich über Automaten. Nachdem ich meine Daten bestätigt und auf „Check-in“ geklickt hatte, bekam ich aber leider einen Zettel ausgedruckt, dass es nicht möglich sei mich einzuchecken und ich solle mich deshalb an einen Schalter wenden. Das habe ich dann gemacht. Allerdings hatte die Angestellte dort, der mein Nachname gefiel, beim Einscannen meines Passes dasselbe Problem, was offenbar daran lag, dass ich mit eTa einreise und die Fluggesellschaft KLM dafür noch keine Freigabe erteilt hatte. Ich solle doch bitte in ca. 30 Minuten nochmal wiederkommen. Also habe ich die Zeit auf meinem Rucksack sitzend für meine Mittagspause mit mitgebrachten Brötchen und zum Beten genutzt. Dort sprach mich eine Dame vom Bodenpersonal an, ob man mir helfen könne und ich habe kurz erklärt, was das Problem ist. Als ich zurück zum Schalter 16 wollte, sprach sie mich wieder an und brachte mich zum Schalter 11. Wenn ich es richtig verstanden habe (sie sprach Holländisch), hat sie ihrer Kollegin dann gesagt, sie solle mich auf jeden Fall einchecken. Jetzt funktionierte es aber auch so. Ich habe mal wieder vergessen zu sagen, dass ich gern einen Fensterplatz hätte, habe aber automatisch einen bekommen, der sich im Flugzeug dann als Notausgangsplatz mit riesiger Beinfreiheit herausstellte, also optimal. Eigentlich hätten wir ja dann um 15.20 Uhr starten sollen. Weil aber gerade 2 Landebahnen saniert werden, gab es einen Rückstau und wir mussten 50 Minuten warten. Neben mir saß Kirsten, eine Holländerin, die geschäftlich für eine Konferenz nach Montreal flog.

Als es dann nach 50 Minuten losging Richtung Rollfeld, ging es dann aber doch noch nicht los. Durchsage vom Kapitän: „Technisches Problem, wir können vorerst nicht starten und fahren zurück in die Parkposition. Das Flugzeug muss erst untersucht und bestenfalls repariert werden.“ Die nächste Ansage kündigte dann an, dass das betreffende Teil ausgewechselt werde, was ein wenig dauere und dass es dann noch Tests gäbe, die ca. 1,5 Stunden dauern würden. Ungünstig, aber immerhin wurde das Problem rechtzeitig festgestellt und konnte auch behoben werden. Letztendlich sind wir dann mit einer Verspätung von 3 Stunden losgeflogen. Flugzeit 6:30h, Landung in Montreal um 19 Uhr, bis wir austeigen können wird es 19.30 Uhr. Immerhin hat der Flug eine Stunde weniger gedauert, als geplant, weshalb ich dann nur 2 Stunden zu spät am Flughafen war. Die Flugzeit habe ich diesmal vor allem mit Filme schauen verbracht, weil das diesmal kostenlos war. Es hat für zweieinhalb Filme gereicht. Neben uns, in der mittleren Reihe saßen zwei Mütter mit Säuglingen, die eine hatte sogar noch ein zweites kleines Kind dabei. Da gibt es im Flugzeug sogar extra anbaubare Vorrichtungen für Babybettchen. Wenn es nicht unbedingt sein muss, würde ich aber mit so kleinen Kindern vorerst nicht fliegen.

Dann kam der kritische Moment der Einreise, bei der es ja darum ging, ob ich wie geplant über sieben Monate bleiben darf, obwohl normalerweise als Tourist nur 6 erlaubt sind und ob mir der gesamte Zeitraum auch direkt bewilligt wird. Vielen von euch habe ich ja davon erzählt. Ich war aber nie wirklich nervös oder hatte Angst, dass es nicht klappt, weil ich schon das Gefühl hatte, dass das alles so sein soll wie geplant und dass Gott dann auch für alles Notwendige sorgen wird. Nach etwas Schlangestehen kam ich dann an den Schalter. Ich gebe dem Immigration Officer Pass und Zollerklärung. Er fragt mich, ob ich in Kanada leben will. Nein, reisen, als Tourist. Ok, er hätte nur einen Stempel für 6 Monate, da müsste ich zu seinen Kollegen gehen. Das hab ich dann getan. Ich wurde gefragt, was ich in Kanada machen will und habe von meinen Plänen erzählt. Was ich denn aktuell machen würde. Arbeitlos, reisen. Was ich vorher gemacht hätte. Veranstaltungsmanagement, Sprachstudium. Dann wollte er wissen, ob ich denn auch genug Geld zur Verfügung habe. Die Nachweise hatte ich zum Glück dabei. Und wie ich versichert bin. Von der Versicherungsleistung war er tatsächlich beeindruckt, die wär ja gut. Ich wäre ja bestimmt gut organisiert, wie denn meine Wwoof-Pläne aussehen. Von der Liste hatte ich auch einen Ausdruck dabei. Er scheint jedenfalls mit meinen Angaben zufrieden gewesen zu sein, denn mir wurde die gesamte geplante Aufenthaltsdauer bewilligt. Tatsächlich sogar mehr, bis zum 5.1.2018, für den Fall, dass irgendwas mit dem Flug nicht klappt. Als ich meine Aufenthaltserlaubnis bekommen hatte, bin ich dann doch kurz gehüpft (nachdem ich außer Sichtweite war). Danach habe ich dann Legolas abgeholt, der wahrscheinlich schon einige Runden auf dem Gepäckband gedreht hatte. Anschließend habe ich alle meine Euros in Dollar umgetauscht. Sie haben jetzt neue Scheine. Ich erinnere mich zwar nicht mehr, wie die alten vor 6 Jahren noch aussehen, aber ich weiß, dass sie nicht so bunt waren und nicht aus Plastik mit durchsichtigen Stellen.

Jetzt musste ich nur noch zu Marina kommen, einer Freundin meiner ehemaligen Kollegin Anke, die mich die 3 Nächte in Montreal beherbergen würde. Ursprünglich hatte ich vorgehabt aus Kostengründen mit den Öffentlichen zu fahren, aber inzwischen war ich ziemlich müde und habe mich dann doch für die kürzere Fahrt mit dem Taxi entschieden. Auf dem Weg dahin hatte ich mich noch mit zwei Angestellten der Verkehrsbetriebe unterhalten, von denen ich unter anderem erfuhr, dass am kommenden Tag die Fahrt mit den Öffentlichen kostenlos sein würde, weil am 17.5. der 375. Geburtstag der Stadt gefeiert wird. Der eine fragte mich, ob ich Schweizerin oder Belgierin sei. Fast. Der andere empfahl mir, doch uber zu installieren, das wäre günstiger als die normalen Taxis. Tatsächlich wäre es über uber 10$ günstiger gewesen (ich hab 36$ bezahlt), aber ich konnte die App gestern Abend nicht installieren. Gegen 21 Uhr war ich dann endlich am vorläufigen Zielort meiner Reise. Marina und ihre Familie sind super nett und ich habe ein eigenes Zimmer – la chambre d’amis. Die Nachbarschaft wirkt seltsam vertraut, so ähnlich sah es auch in Greek Town aus, dem Stadtteil, in dem ich damals in Toronto gewohnt habe. Ich habe mich dann noch eine Weile mit Marina und ihrem Mann unterhalten, war aber ziemlich müde und habe letztendlich um 22.30 Uhr (4.30 Uhr deutscher Zeit) geschlafen.

Der Plan Part II: Mai-Dezember 2017: Kanada



3.11.2016

Kanada – Anna wieder da … Tja, was soll ich sagen … seems like it’s still the land of my dreams. Und seit 2011 steht ja auch noch der Plan, die Ostküste zu bereisen. Und das ist auch aktuell der Plan. Die Ostküstenprovinzen und Quebec bereisen und wwoofen. Wwoof steht für „WorldWide Opportunities on Organic Farms“ (manche sagen auch, die zwei w stünden für „willing workers“). Das Prinzip ist freiwillige Arbeit von 4-5 Stunden pro Tag für freie Kost und Logis. Über die Online-Plattform, die es jeweils pro Land gibt, kann man sich als Host oder Volunteer anmelden und dann Kontakt aufnehmen. Da ich möglichst wenig Geld für’s Reisen ausgeben wollte, also optimal. Außerdem finde ich es auch spannend mehr über Bio-Landwirtschaft und Selbstversorgung zu erfahren und mich in körperlicher Arbeit zu fordern. Zusätzlich hatte ich mir überlegt, dass ich gerne auch eine Bibelschule besuchen würde, allerdings nur für kurze Zeit. Irgendwie bin ich bei meiner Suche dann auf das Clearwater College (früher Living Faith Bible College, http://www.clearwatercollege.com/) in Alberta gestoßen, das ein Creative Arts Program anbietet, an dem man auch für eine kürzere Zeit teilnehmen kann. 


Am 1. Juli 2016 (Canada Day) habe ich den Kontakt mit Glenn, dem Business Administrator des Colleges aufgenommen, um zu erfahren, ob ich dort ab April 2017 für 3-4 Monate teilnehmen kann. Leider hätten sie da Sommerferien, aber ich könnte sehr gern im Januar kommen. Das passte nun leider so gar nicht in meinen Plan, schließlich wollte ich zu dem Zeitpunkt ja von April – Oktober in Kanada sein, mit der Bibelschule starten und dann wwoofen. Ein weiterer Plan wurde also durcheinandergeschüttelt und schließlich dachte ich mir: „Warum eigentlich nicht zuerst wwoofen und dann ab September auf die Bibelschule?“ „Geht das, Glenn?“ „Ja, das geht.“ Am 10. Oktober 2016 habe ich mich dann auch offiziell beworben, mit Testimony und so weiter und warte seitdem auf die Antwort. Update: Gerade habe ich die ZUSAGE bekommen! (3. November 22:14 Uhr). Ab 4. September 2017 werde ich also am LFBC in Caroline, Alberta, folgende Kurse besuchen: Apologetics, Spiritual Disciplines, Lifestyle of Worship, NT Survey, Music Theory, Band Dynamics. Zusätzlich bekomme ich Unterricht für die Instrumente meiner Wahl – wenn möglich werde ich Klavier, Gesang und Gitarre nehmen. Wow, ich freu mich schon jetzt riesig und glaube, dass mich das einen großen Schritt vorwärts bringen wird!

Auf’s Wwoofen war ich, glaube ich, durch Laura gekommen. Da ich leider kein Working Holiday Visum mehr für Kanada bekommen kann, weil ich das 2011 schon hatte, werde ich nämlich als Tourist einreisen müssen. Da darf man in der Regel auch bis zu 6 Monate bleiben, aber natürlich nicht arbeiten. ABER: auf non-commercial farms ist wwoofen ok und als Musikerin braucht man auch keine Arbeitserlaubnis, wenn man auftritt. Also habe ich mich mal an einem verregneten Samstag im Juli daran gemacht, sämtliche non-commercial farms an der Ostküste durchzuklicken und dabei einige coole gefunden, wo ich hoffentlich werde arbeiten können. Da muss ich jetzt als nächstes Mal Kontakt aufnehmen und das genauer planen. Ich würde gern immer ca. 2 Wochen an einem Ort bleiben, von da aus Ausflüge machen und dann zur nächsten Farm weiter. Bei der Recherche hatte ich teilweise Tränen in den Augen, weil ich Orte gesehen habe, an die ich so gerne reisen würde. Vor allem hab ich mir die vorgemerkt, die Musik machen. Auf Cape Breton bin ich besonders gespannt, weil die dort eine starke keltische Musikszene haben.

Theoretisch würde ich auch gern noch ein paar Leute besuchen, mal sehen, ob sich das verwirklichen lässt. Hannah, Ruth, Nidhi, Andrew, Sarah. Das Problem ist aktuell bloß, dass ich wahrscheinlich nicht mit den 6 Monaten hinkomme, die ich als Tourist habe … 7 wären besser, weil ich Mitte Mai gern starten würde. Na ja, mal sehen, das wird schon :) 

15.5.2017

Ein halbes Jahr später und einen Tag vor Abflug sind nun alle Planungen so gut wie abgeschlossen. Am Abend vor meinem Abflug in die DR hatte ich online mein eTa, die Einreiseerlaubnis für Kanada, beantragt und nach nur ca. einer halben Stunde auch schon bewilligt bekommen. Mit den Planungen für’s Wwoofen habe ich dann in der DR angefangen. Mein Profil auf www.wwoof.ca hatte ich schon Ende 2016 angelegt. Zuerst wusste ich nicht so recht, wie ich das am besten angehe, weil ja im Grunde alle Stationen voneinander abhängen. Ich hatte mir zwar schon interessante Farmen in einer Excel-Tabelle zusammengestellt, musste aber ja alle noch anschreiben und eine Route und einen Zeitplan erstellen. Dazu musste ich natürlich erstmal meinen Hinflug buchen. Damit habe ich wieder Julia von sta Konstanz per Mail beauftragt, die mich ja auch schon zu den Versicherungen beraten hatte. Abflug 16. Mai nachmittags von Amsterdam nach Montreal, wo ich die ersten drei Nächte bei einer Freundin einer Arbeitskollegin verbringen kann, bevor es dann am 19. mit dem Bus nach New Brunswick zu meiner ersten wwoof-Station geht. Und am 1. September werde ich dann wieder von Montreal nach Calgary fliegen, von wo es weitergeht zum Bible College in Caroline. Aber ich greife vor.

Es ging nun also darum, meine 4 Monate Eastcoast-Wwoofing zu planen. Bevor ich damit angefangen habe, habe ich mir nochmal die Frage gestellt, ob das auch tatsächlich das ist, was ich in Kanada machen soll und auch darüber gebetet. Einen oder zwei Tage später wurde ich dann, noch bevor ich irgendwas gemacht habe, von Hosts aus Nova Scotia angeschrieben, die ich sogar auch in meiner Liste hatte. Sie hätten mein Profil gesehen, ob ich nicht eine Weile bei ihnen arbeiten wollen würde. Das hab ich dann mal als positive Antwort gesehen und daraufhin mit den Planungen angefangen. Damit hatte ich ja dann auch einen Anhaltspunkt zum drumherum planen. Ich habe dann nacheinander verschiedene Hosts angeschrieben, vorerst für gröbere Zeiträume (z.B. „im Juni“) und es dann zusammen mit ihnen konkretisiert. Bei der Planung waren auch immer mal wieder Flexibilität und Umdenken gefragt, wenn Hosts, zu denen ich wirklich gern gehen wollte, nur zu bestimmten Zeiten Platz hatten. Unter anderem habe ich dafür die Reihenfolge geändert, in der ich die Provinzen bereise. Das Ergebnis ist eine von Gott großartig vorbereitete Reise mit 12 Stationen, bei der ich meistens im Wochenrhythmus von einer Farm zur anderen reise. Ich starte mit einer Woche in New Brunswick, gehe dann für 3 Wochen und Stationen nach Prince Edward Island (wo ich durch die notwendig gewordene Routenumstellung so da bin, dass ich ein Konzert geben und ein Musikfestival besuchen kann), von dort nach Nova Scotia mit zunächst einer Station auf dem Mainland, dann 3 auf Cape Breton und nochmal 10 Tage Mainland, diesmal Nordküste. Von dort geht es weiter für eine Woche nach New Brunswick, Südküste und zwei weitere Stationen in der Provinz Québec, wovon eine noch offen ist. 

Wwoof-Stationen - ausgehend von Montreal ist Nr. 4 die erste (usw.)
Die Aufgaben sind vielfältig und ich habe auch darauf geachtet möglichst verschiedene Hosts und Farmen zu besuchen. Von Höfen mit Vieh über ein BnB, Yurten am Strand, Gemüseanbau und Heilpflanzen. Ich bin schon sehr gespannt darauf, all die Menschen und ihre Lebensweise kennenzulernen und davon zu lernen.  Auch spannend wird jeden Sonntag eine andere Gemeinde zu besuchen.

Die Details zum Bible College standen ja schon Ende 2016 fest. Konkret wird mein Semester dort am 4. September  beginnen und am 20. Dezember enden. Am 22. Dezember fliege ich dann nachmittags in Calgary ab und lande am 23. morgens wieder in Amsterdam.
Für Besuche bleibt leider kein Platz. Jetzt hoffe und bete ich nur noch, dass ich auch eine entsprechend lange Aufenthaltsbewilligung/Visum bekomme, denn statt 6 Monaten (die eigentlich erlaubte Maximalaufenthaltsdauer für Touristen) habe ich jetzt fast 32 Wochen geplant – vom 16.5. bis 22.12. Bestenfalls wird mir der gesamte Aufenthalt bereits bei meiner Einreise bewilligt und ich sehe da auch ganz gute Chancen, weil ich die Bestätigung der Bibelschule und ein Rückflugticket habe. Aber das hängt vom Immigration Officer vor Ort ab. Wenn nicht muss ich noch eine Verlängerung beantragen. Für deren Bewilligung stehen die Chancen laut diversen Foreneinträgen aber dann wohl auch recht gut.