Zu Anfang ein
kurzes aktuelles Update (posttechnisch hänge ich ja mehr als einen Monat
hinterher). Heute (24.8.) ist Tag 101 in Kanada, weitere 121 Tage liegen bis
zur Rückkehr nach Deutschland noch vor mir. Davon ist noch eine Woche Wwoofing
in Pont Rouge, Nähe Québec City. Die letzte Woche habe nochmal auf der D and J
Farm bei Sussex verbracht. Wie es dazu kam dann im entsprechenden Eintrag.
Jetzt sitze ich gerade im „The Happy Baker“ in Fredericton – stellt es euch vom
Aufbau wie ein Raststellenrestaurant vor – wo ich auf dem Weg nach Québec 3,5
Stunden Aufenthalt habe. Ich habe mich entschieden, die Pause zum Blog
schreiben zu nutzen. Und so in zwei Stunden kann ich dann hier auch direkt zu
Mittag essen. Man könnte die Zeit vielleicht auch nutzen, sich die Stadt
anzuschauen, aber ich habe a) keine Ahnung, wo die Innenstadt ist und vermute,
dass ich mich noch relativ weit außerhalb befinde (hier gibt’s auch kein Wifi,
sodass ich es nicht nachschauen kann) und b) schleppe ich inzwischen insgesamt
fast 30kg Gepäck mit mir rum. Die dicken Wanderschuhe und meine Jacken hängen
aufgrund der Temperatur inzwischen immer außen am Rucksack und ein paar kleine
Souvenirs und Geburtstagsgeschenke sind seit Mai doch auch dazugekommen. Es ist
noch gut transportier-, aber nicht allzu lange angenehm tragbar. Vor zwei
Wochen bin ich damit in Digby ca. 8km zur Fähre gelaufen (mehr dazu dann im
entsprechenden Eintrag) und es ging, aber es wäre nicht das entspannteste
Sightseeing. c) ist Sightseeing auch nicht das Hauptziel meiner Reise. Wenn es
das wäre, müsste ich ziemlich unzufrieden sein, denn von den offiziellen
Touri-Attraktionen habe ich so gut wie keine gesehen. Kein
„Anne-of-Green-Gables“ auf PEI, kein Fort of Louisburg in Cape Breton und
abgesehen von Montreal habe ich auch keine der Provinzhauptstädte besichtigt.
Immerhin bin ich durch die meisten durchgefahren. Wahrscheinlich gibt es noch
einiges mehr, was ich aus touristischem Blickwinkel verpasst habe. Aber mal
abgesehen davon, dass ich sowieso nicht gerne Tourist bin, habe ich stattdessen
so viele andere tolle Sachen gesehen und erlebt. Und ein bisschen Sightseeing
gab es auch. Aber eher auf Einheimischen-Art mit Geheimtipps und Plätzen
abseits der ausgetretenen Pfade, wo sie gern hingehen. Das finde ich im Grunde
viel spannender. Sozusagen das „wahre kanadische Leben“ mitzuleben. Und an dem
Wochenende, von dem ich jetzt schreibe, gab es sogar beides: Touri-Highlights
und kanadisches Familien- und Kleinstadtleben. Das ganze Wochenende war definitiv
eins meiner Highlights. Und es war im ursprünglichen Plan gar nicht vorgesehen.
Also in meinem. In Gottes wohl schon :)
Alles fing
auf PEI an. Ich habe es im Post über meine erste Woche dort bei Marion und Tony
erwähnt: „Hier habe ich von Janelle, einer jungen Mitsängerin [im Charlottetown
Legion Choir], die aus der Nähe von Whycocomagh, CB, kommt, den Kontakt einer
ihrer Freundinnen auf Cap Breton bekommen, mit der ich mich dann mal treffen
kann.“ Ich hatte diese Freundin, Anne-Charlotte, dann bei facebook
angeschrieben und wir hatten verabredet, dass ich mich melde, wenn ich auf Cape
Breton bin. Über ihre facebook-Posts bekam ich dann schon mit, dass sie auch
Christin ist. Als ich beim Big Hill Retreat angekommen bin, habe ich ihr also
geschrieben. Sie lud mich für den nächsten Sonntag in den Gottesdienst in
die Gospel Hall ein. Ich konnte von meinen Gastgebern ein Fahrrad leihen und bin damit die 13,6 km
nach Baddeck gefahren. Ich hatte bei googlemaps nachgeschaut und es sollte mit
dem Fahrrad 46min dauern. Ich habe auch tatsächlich 46 Minuten gebraucht, was
mich überrascht hat, denn das Fahrrad war nicht das beste und funktionierte nur
in 3 von 21 Gängen, weshalb ich mir relativ langsam vorkam. Ich war schon etwas
früher als nötig aufbruchbereit, nur leider das Fahrrad nicht. Ich hatte abends
zwar schon nachgeschaut, aber morgens war dann Richard da und sagte
mir, dass das Rad kaputt sei und ich das andere nehmen müsste. Da mussten
allerdings noch die Reifen aufgepumpt werden, was er freundlicherweise für mich übernahm. Er prognostizierte mir, ich werde
zu spät kommen. Bin ich aber nicht :) Der Weg nach Baddeck führt größtenteils,
aber nicht vollständig bergab - 70m rauf, 220m runter. Die Schotterstraße mit mäßig funktionierenden
Bremsen runterzufahren war nicht so toll. An einer Stelle musste ich stark
bremsen, weil mir plötzlich ein Rebhuhn vor’s Rad sprang. Es war noch etwas
diesig, aber die Strecke, die am Ende am Bras d’Or
Lake entlangführt, war trotzdem richtig schön. Es gibt nur leider keinen Fahrradweg (gibt es hier
fast nirgends), weshalb immer wieder Autos mit ca. 80km/h an einem
vorbeirauschen. Das ist etwas unentspannt. An der Gospel Hall angekommen, traf
ich dann auf Anne-Charlotte und ihren Vater, Theodore. Als ich die Adresse der
Gospel Hall recherchiert hatte, war ich auf eine Internetseite gestoßen, in der
jemand die Gospel Hall als Sekte ("sect/cult") und Theodore als "selfish, self-centered, and unresponsible", "disrespectful and uncaring" bezeichnet. Ich hatte
noch nie von den Gospel Halls gehört und wollte mir ein eigenes Urteil bilden. Ich war insgesamt dreimal dort und stimme beidem nicht zu. Mehr dazu später.
Die Bewegung kommt aus Nordirland und ich vermute, dass sie sich am ehesten mit
den deutschen Brüdergemeinden vergleichen lässt (wobei ich dazusagen muss, dass
diese Einschätzung größtenteils auf Hörensagen beruht, denn ich war selber noch
nie in einer Brüdergemeinde).
Mein Fazit
von meinen Besuchen in den verschiedenen Gemeinden und vor allem in der Gospel
Hall, ist, dass ich es grundsätzlich empfehlenswert finde, ab und zu auch mal
in eine andere Gemeinde zu gehen. Also definitiv eine Heimatgemeinde zu haben,
in die man regelmäßig geht und in der man mitarbeitet, aber trotzdem ab und zu
mal über den eigenen Tellerrand zu schauen und andere Gemeinden zu besuchen,
die vielleicht manche Sachen anders sehen und machen, als man es gewohnt ist.
Denn im Grunde sind wir ja alle sowieso eine große Gemeinde, die Kirche, und
sollten mehr finden, was uns verbindet, als was uns trennt. Und mögliche
Unterschiede können so mal von beiden Seiten hinterfragt werden. Ich finde es
jedenfalls eine sehr bereichernde Erfahrung, so viele verschiedene Gemeinden
kennenzulernen. Manche entsprechen mir und meinen Überzeugungen mehr, andere
weniger und ich denke, da darf sich auch jeder eine Gemeinde suchen, in der er
sich wohl fühlt und in der er seine Art, Gott anzubeten, ausleben kann. Meiner
Meinung nach ergeben alle verschiedenen christlichen Denominationen, sofern sie
die christliche Kernbotschaft predigen, gemeinsam das Gesamtbild davon, wie man
Gott anbeten kann. Jede legt dabei einen etwas anderen Schwerpunkt – in der
einen steht vielleicht zum Beispiel mehr Freude, in der anderen mehr Ehrfurcht im Mittelpunkt
– aber im Grunde sind diese Unterschiede unwichtig, denn wir teilen alle
denselben Glauben an den dreieinigen Gott und haben damit den gleichen Auftrag
und das gleiche Ziel: Gott, unsere Nächsten und uns selbst zu lieben und die
frohe Botschaft zu verbreiten. Ich finde es wichtig, sich darauf zu besinnen.
In der Gospel
Hall wird in der Regel der ganze Sonntag gemeinsam verbracht. Es beginnt um 10
Uhr mit dem „Breaking of Bread“. Anne-Charlotte hatte mich schon im Vorfeld
darauf vorbereitet, dass dabei die Gemeindemitglieder in einem Stuhlkreis um
den Tisch mit dem Brot sitzen und Besucher in Reihen dahinter. Dieser Teil
dauert etwa eine Stunde, in der alle männlichen Gemeindemitglieder nacheinander
aufstehen und beten, wobei der Fokus des Gebetes auf dem Dank für „Our Lord
Jesus Christ“ und sein Opfer für uns liegt. Am Ende wird dann das Abendmahl
gefeiert, an dem nur die Gemeindemitglieder teilnehmen. Ich weiß, es geht nicht
um mich, aber ich mag es nicht, wenn vom Abendmahl ausgeschlossen wird. Ich habe
währenddessen dann auch in meiner Bibel alle Stellen vom Abendmahl
herausgesucht, um zu sehen, was da darüber steht, wer am Abendmahl teilnehmen
„darf“. Ich vermute es lässt Interpretationsspielraum. Ich fühle mich
jedenfalls immer von Jesus dazu eingeladen. Natürlich waren beim ersten
Abendmahl nur seine Apostel zugegen und damit seine getauften Nachfolger,
woraus man ableiten könnte, dass nur bekennende und getaufte Christen gemeint
sind. In der evangelischen Kirche darf man ja auch erst nach der Konfirmation
teilnehmen. Ich denke, ich sehe einfach weniger Gefahren in der Inklusivität
als in der Exklusivität des Abendmahls. In das Herz der Menschen kann man
sowieso nicht sehen – getauft, konfirmiert, kommuniert (ich weiß,
das Verb gibt’s nicht, sollte es aber) oder nicht. Wenn jemand daran teilnehmen möchte,
sollte er/sie das meiner Meinung nach dürfen. Was passiert schlimmstenfalls?
Ich glaube, Gott ist größer, als dass es ihn entweihen könnte, wenn ein
„Unwürdiger“ daran teilnimmt. Ich vermute, man merkt mir hier an, dass ich
evangelisch bin, wobei ich mich lieber als Christin bezeichne, als als
Protestantin, weil ich, wie oben schon angeklungen, lieber die Gemeinsamkeiten
betonen möchte, als die Unterschiede. Aber wenn es dazu kommt, bin ich doch
definitiv eher (frei) evangelisch als katholisch, da hat sich die Mutterseite
der Familie durchgesetzt. Nach dem Breaking of Bread, gibt es einen kleinen
Snack, bei dem ich anfange ein paar Leute kennenzulernen. Anders als man
vielleicht oben durch Sitzordnung und Abendmahl vermuten könnte, sind es
durchweg sehr freundliche und aufgeschlossene Menschen, bei denen ich mich
direkt wohl fühle. Nach dem Snack gibt es gegen 11.30 Uhr Lieder und eine Predigt
oder eine Bible Study. Entsprechend 1. Kor. 11,2-16 und 1. Tim. 2,8-15 sprechen
die Frauen im Gottesdienst nicht. Alle Frauen tragen Röcke, Kopfbedeckung über
langen Haaren und keinen Schmuck. Die Männer tragen Anzug und kurze Haare.
Vorher habe ich mich damit noch nie wirklich auseinandergesetzt, fange aber
jetzt an die entsprechenden Bibelstellen zu suchen und mir eine Meinung dazu zu
bilden. Außerdem spreche ich auch mit Anne-Charlotte und ihren Schwestern
darüber. Ich respektiere ihre Entscheidung und Auslegung und bin überzeugt,
dass sie aus den richtigen Motiven und mit der richtigen Herzenseinstellung
tun, was sie tun, finde es aber auch befremdlich. Für mich sind Paulus Aussagen
zu Kleidung und Haartracht historisch und kulturell bedingt. Er schreibt ja
sogar: „Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, dass eine Frau unbedeckt vor
Gott betet“ (1. Kor. 11,13). Mein Urteil sagt „ja“ (es geht um unbedeckten
Kopf, nicht Körper). Für mich ist es nur schwer vorstellbar, dass die Länge
meines Haares und ob ich es bedecke oder nicht, für Gott eine Rolle spielt. Ich
glaube auch nicht, dass Gott sich sonderlich für meine Kleidung interessiert.
Es ist vollkommen in Ordnung, wenn man ihn und den Anlass mit angemessener
Kleidung würdigt, aber wenn ich nur Lumpen hätte, würde das auch nichts ändern. Im Grunde zählt nicht das Äußere, sondern was dahinter steht.
Nach der Predigt oder Bible Study wird dann gemeinsam zu Mittag gegessen.
Danach fahren die meisten Gemeindemitglieder um 15 Uhr mit zur Sunday School im
First-Nation-Reservat Wagmatcook, wo es für die Kinder einen Input und einen Snack gibt. Den Nachmittag
verbringt Anne-Charlottes Familie dann bei ihrer Tante, bis Abends noch
ein Gottesdienst stattfindet. Gesungen wird durchweg a capella, weil im Neuen
Testament nicht erwähnt wird, dass sie Instrumente benutzen. Ich vermute, dass
die frühen Christen wohl ihre ursprüngliche Musiktradition miteingebracht haben
und dass da sicherlich auch weiterhin Instrumente involviert waren. Warum
sollten die getauften Juden-Christen aufhören die Psalmen mit Instrumentalbegleitung zu
singen, wie sie gedacht waren? Wir tragen ja auch nicht mehr die Gewänder, die
die frühen Christen im Gottesdienst trugen. Meiner Meinung nach geht es ja nicht
um ein Reenactment der frühen Kirche. Die Prinzipien sind die gleichen, aber
ich halte Entwicklung und eine gewisse Erweiterung eher für bereichernd als dem
Grundprinzip abträglich. Aber auch hier gilt, dass das Herz dahinter zählt. Und wenn sie keine Instrumente benutzen, weil sie glauben, dass Gott das so am besten gefällt und ihn damit ehren möchten, wer bin ich, dagegen was zu sagen, auch wenn meine Meinung anders ist.
An diesem ersten
Sonntag in der Gospel Hall nehme ich nicht am gesamten „Programm“ teil, sondern
lasse mich von Anne-Charlotte mitsamt Rad nach dem Mittagessen zurückfahren.
Wir verabreden uns für das kommende Wochenende. Anne-Charlotte will mir Cape
Breton zeigen. Und damit komme ich nach nur drei Seiten Text zum eigentlichen
Thema dieses Eintrages: Mein Wochenende in Margaree Forks bei Anne-Charlottes
Familie :D
Wie geplant,
kam mich Anne-Charlotte also am 14. Juli abends abholen. Wir saßen gerade im
Wohnzimmer. John, ein Freund von Terry war zum Abendessen zu Besuch und hatte
danach sein E-Piano ausgepackt und spielte uns – etwas unrhythmisch – etwas
vor. John hat einen Hirntumor. Eine neue wissenschaftliche Theorie besagt, dass Krebszellen nur
wachsen, wenn die elektrische Spannung gleichbleibend ist (wenn ich das richtig
verstanden habe), weshalb er ca. 12 Elektroden am Kopf befestigt hat, die immer
wieder die Spannung wechseln. Alle paar Tage muss die Position der Elektroden
gewechselt werden. An einem Abend kam ich gerade rechtzeitig rein, um die
Kabel wieder zu verflechten, Richard hat sie neu positioniert, ist mit diesem Teil der Aufgabe aber etwas
überfordert. Ich hatte auch meine Gitarre rausgeholt und versucht, ein wenig
Akkorde zu dem zu spielen, was John spielte. Anne-Charlotte und ihre zwei
Freundinnen, Tereneh und Claire kamen noch kurz mit rein, bevor wir abgefahren
sind. Anne-Charlotte kam aus Sydney, wo sie gerade ein Praktikum bei einem
Essen-auf-Rädern (Meals on wheels) Programm macht. Sie hat Ernährung studiert.
Wir bringen Tereneh ins Wagmatcook-Reservat (sie ist first nation) und fahren
dann noch eine halbe Stunde nach Margaree Forks, wo Anne-Charlottes Eltern
wohnen, die sie am Wochenende immer besucht. Ihre Eltern, Lorna und Theodore,
hatte ich schon vergangenen Sonntag in der Kirche kennengelernt. Ihr Mutter
hatte sofort nen Stein im Brett, weil sie, nachdem ich gesagt hatte, ich komme aus Deutschland, nachgefragt hat, wo ich denn geboren worden wäre, und nicht
glauben wollte, dass ich in Deutschland geboren und aufgewachsen bin, weil mein
Englisch so gut und akzentfrei ist :) Darüber hinaus strahlen sie und ihr Mann so eine Freude und Gastfreundschaft aus, dass man sie einfach mögen muss.
Obwohl es schon recht spät war, war die Küche hell erleuchtet und voller
Menschen – ich mag ihre Küche. Anne-Charlotte hat 3 ältere Schwestern und einen
älteren Bruder. Von den Schwestern war
gerade eine, Renette, mit ihrem Mann, David, Nordire, und Baby Theo(dore) (7
Monate) zu Besuch. Außerdem war Theodores Bruder mit Frau und Enkeltöchtern da.
Plus wir 3 Mädels. Wir wurden direkt mit Schwarztee und Strawberry Shortcake
bewirtet. Von Strawberry Shortcake – eine Art Scone mit Erdbeeren und
Schlagsahne – hatte Terry erst gestern geschwärmt. Super lecker, ich lass mir
von Lorna das Rezept geben. Irgendwann um 0 Uhr rum gehen dann alle ins Bett.
Ich teile mir ein Zimmer mit Anne-Charlotte und Claire, die auch über’s
Wochenende zu Besuch ist. Sie teilen das Doppelbett, ich bekomme das einzelne.
Am nächsten
Morgen stehen wir gegen 8.30 Uhr auf und gegen 9 Uhr gibt es dann ein
ausgiebiges Frühstück: Toast, Marmelade, Eier, Speck, Würstchen, Zuckerschoten
(frisch aus dem Garten), Erd- und Blaubeeren mit selbstgemachtem Joghurt, der
fast die Konsistenz von clotted cream hat. Vor dem Essen wird gebetet, dann aus
der Bibel gelesen und nochmal gebetet. Ich finde es schön, dass die ganze
Familie gemeinsam mit Gottes Wort in den Tag startet. Gegen 11 Uhr fahren wir
dann zum Egypt Falls-Wasserfall. „Wir“ sind Anne-Charlotte, Claire, Renette,
David, Matthew (der irgendwie gerade auch dort wohnt, warum genau und ob er
verwandt ist, hab ich nicht rausgefunden) und ich. Der Wasserfall hat zwei
Stufen und ist richtig schön. Ähnlich wie in der DR muss man etwa 15 Minuten
bergab laufen, um hin zu kommen. Beim letzten Stück ist am Rand des Weges zur
Hilfe ein Seil gespannt, weil es steil wird. Irgendjemand hat erzählt, dass
hier mal jemand geheiratet hat und die ganze Gästeschar, samt Großmüttern
irgendwie den Weg runter- und raufkraxeln mussten...
Auf dem Rückweg gibt uns
David ein Eis aus. Wieder zurück haben wir Pause und ich setze mich ans
Klavier, während Anne-Charlotte zum Café „The Dancing Goat“ fährt und da
Sandwiches für die für nachmittags geplante Wanderung kauft. Gegen 15 Uhr
fahren wir dann mit 3 Autos los, diesmal kommen auch Lorna und Theodore mit.
Wir fahren in den Nationalpark und ein Stück des berühmten Cabot Trails und
„wandern“ dann den Skyline Trail entlang. Es ist eher ein Spaziergang, aber die
Aussicht am Ende ist wirklich toll! Falls ihr mal da seid, macht den Trail. Er
ist zwar sehr bekannt und dementsprechend vielfrequentiert, aber es lohnt sich.
Am Ende angekommen, machen wir Fotos und packen die Sandwiches aus. Tief unten
im Meer kann man kleine Wale (ich glaube Pilotwale) beobachten, winzig klein,
aber gut zu erkennen. Und so kann ich beim Lunch unerwartet und kostenlos
whalewatchen und sehe mindestens sechsmal Rückenflossen aufblitzen. So toll!
Auf
die Bank neben mir setzt sich irgendwann ein Typ, der sich als Peter, 21, aus
Düren herausstellt. Er ist nach dem Abi trampend und couchsurfend unterwegs.
Theodore lädt ihn auch zu sich nach Hause ein, aber er ist in die andere
Richtung, nach Pleasant Bay, unterwegs. Wir unterhalten uns etwas über’s Reisen
und er läuft mit uns zurück.
Auf dem Rückweg halten Anne-Charlotte, Claire und
ich in Margaree Harbour und gehen dort an den Strand. Ursprünglich war für
heute Abend hier ein Lagerfeuer geplant, aber dafür wird es jetzt doch zu spät.
Ich habe zwischendurch Terry angerufen und gesagt, dass ich noch eine Nacht
bleibe.
Bis zum Abendessen setze ich mich in die Küche und unterhalte mich mit
Renette und Lorna, u.a. über die Gospel Hall. Zum Abendessen gibt es dann Hodge
Podge (Kartoffeln und frisches Gartengemüse mit Sahne), Spargel, Mangold und
für alle außer mich Schweinemedaillons mit Sourcream und Champignons. Zum
Nachtisch gibt es Erdbeer-Rhabarber mit Joghurt und Crumble. Nach dem Essen
setzen Anne-Charlotte und ich uns ins Wohnzimmer und machen Worship mit den
Liedern aus meinem kleinen „Feiert-Jesus-to-Camp“-Liederbuch, die sie auch
kennt, bis wir irgendwann nach 0 Uhr schlafen gehen. Ich erkläre diesen Tag
später zu meinem Vorgeburtstag. Laut Renette ist es in Kanada nicht unüblich
vor dem Geburtstag zu gratulieren und ggf. auch vorzufeiern. Ich würde sagen,
das macht man in Deutschland eher nicht. Wenn dann nachfeiern. Es war
jedenfalls ein wunderschöner Tag.
Am Sonntag
klingelt mein Wecker zeitgleich mit Claires um 8.15 Uhr. Gegen 9 Uhr
frühstücken wir. Vorher spiele ich ein wenig mit Baby Theo, der ein unglaublich
fröhliches Strahle-Kind ist. Lorna und Theodore sind schon länger auf den
Beinen, weil sie auch das Mittagessen für die Gospel Hall vorbereiten.
Anne-Charlotte, Claire und ich fahren vor, weil sie noch Tereneh im Reservat
abholt. Auf der Fahrt lassen wir wieder laut Worship laufen. Wir sind spät dran
und kommen 20 Minuten zu spät zur Kirche. Der Ablauf ist wieder wie oben
beschrieben. Nach dem Essen setzt mich Anne-Charlotte am Schiffsanleger ab,
weil ich nach Kidston Island rüberfahren will. Wir verabreden uns für 17.15 Uhr
an der Gospel Hall. Es gibt eine kleine kostenlose Motorboot-Fähre rüber auf
die Insel, die Fahrt dauert vielleicht 10 Minuten. Ich laufe die große Runde
und fotografiere dabei.
Die meisten Besucher gehen an den Strand und ich begegne fast niemandem. Es ist sonnig-wolkig und warm. Vor allem um den Leuchtturm herum ist es sehr schön. Über den See hört man Dudelsackklänge.
Nach ca. 1 Stunde auf der Insel fahre ich wieder rüber nach Baddeck, höre kurz dem Dudelsackspieler zu und laufe Richtung Alexander-Graham-Bell-Museum. Bekannt als Erfinder des Telefons, hat er auch daran gearbeitet mithilfe dem von seinem Vater (oder war's der Großvater?) entwickelten Alphabet Gehörlosen das Sprechen beizubringen (anstelle von Gebärdensprache) und an Flugkörpern geforscht, sodass in seiner Wahlheimat Baddeck mit der Silver Dart 1909 der erste Flug im Commonwealth stattfand. Dank Canada 150 ist der Eintritt ins Museum kostenlos.
Auf dem Rückweg zur Gospel Hall hole ich mir im „Frozen Spoon“ noch ein Eis und komme gleichzeitig mit Anne-Charlotte an.
Sie fährt mich zurück zum Big Hill Retreat. Die 12 Eier von seinen Hühnern, die mir ihr Vater morgens noch mitgegeben hatte, scheinen den Tag trotz Hitze im Auto gut überstanden zu haben. 3 davon verbacke ich später in meinem Geburtstagskuchen. Kurzentschlossen gehe ich noch auf den Trails spazieren.
Die meisten Besucher gehen an den Strand und ich begegne fast niemandem. Es ist sonnig-wolkig und warm. Vor allem um den Leuchtturm herum ist es sehr schön. Über den See hört man Dudelsackklänge.
Nach ca. 1 Stunde auf der Insel fahre ich wieder rüber nach Baddeck, höre kurz dem Dudelsackspieler zu und laufe Richtung Alexander-Graham-Bell-Museum. Bekannt als Erfinder des Telefons, hat er auch daran gearbeitet mithilfe dem von seinem Vater (oder war's der Großvater?) entwickelten Alphabet Gehörlosen das Sprechen beizubringen (anstelle von Gebärdensprache) und an Flugkörpern geforscht, sodass in seiner Wahlheimat Baddeck mit der Silver Dart 1909 der erste Flug im Commonwealth stattfand. Dank Canada 150 ist der Eintritt ins Museum kostenlos.
Auf dem Rückweg zur Gospel Hall hole ich mir im „Frozen Spoon“ noch ein Eis und komme gleichzeitig mit Anne-Charlotte an.
Sie fährt mich zurück zum Big Hill Retreat. Die 12 Eier von seinen Hühnern, die mir ihr Vater morgens noch mitgegeben hatte, scheinen den Tag trotz Hitze im Auto gut überstanden zu haben. 3 davon verbacke ich später in meinem Geburtstagskuchen. Kurzentschlossen gehe ich noch auf den Trails spazieren.
Was für ein
Wochenende. Ich kann wieder mal nur staunen, was Gott auf dieser Reise alles
für mich vorbereitet hat. Ich bin total dankbar für diese Begegnung und die
schöne Zeit mit der Familie Chiasson. Sie sind ein tolles Beispiel dafür, wie
man seinen Glauben mit Freude und Liebe leben kann, das mich definitiv
inspiriert.