Donnerstag, 28. Dezember 2017

Not coming home for Christmas ... Advent in Kanada

Ok, das war doch nicht so "kurz", weshalb ich es jetzt in mehrere Posts aufgesplittet habe.

Es ist der Tag nach Weihnachten und seit meiner Entscheidung zu verlängern und weitere 6 Monate in Kanada zu bleiben und damit auch Weihnachten hier zu verbringen, ist auch schon wieder mehr als ein Monat vergangen. Und nach einer Zeit der Unsicherheit - wie im letzten Post erwähnt - bin ich jetzt mega froh noch hier zu sein. Denn je näher Weihnachten rückte, desto weniger konnte ich mir vorstellen jetzt schon wieder nach Deutschland zu fliegen und nicht mehr am College zu sein.

Es überrascht mich vielleicht selbst am meisten, wie sehr ich mich hier inzwischen zuhause fühle und wie sehr mir hier alle in den letzten Monaten ans Herz gewachsen sind. Wir sind ja nur eine kleine Gruppe und wirklich zu einer Familie geworden. Hier kann man wirklich die Stärke einer christlichen Gemeinschaft erleben, in der jeder so angenommen und geliebt wird wie er und sie ist und gleichzeitig herausgefordert wird, noch mehr zu der Person zu werden, als die Gott sie immer gedacht hat. Schon mehrfach haben wir gehört, dass unsere Gruppe einen besonderen Zusammenhalt hat. Zum ersten Mal, nachdem wir uns während der Evangelism Week immer wieder zwischendurch zusammengesetzt und füreinander gebetet haben. Und das ist so geblieben. Es ist uns wichtig zu wissen, was bei den anderen gerade los ist und gemeinsam dafür zu beten. Wenn man so eng zusammenlebt, gibt es wenig, was verborgen bleibt und das ist zunächste eine Herausforderung. War es jedenfalls für mich, denn ich gestehe nicht gern Schwäche ein. Aber hier durfte ich erfahren welche Schönheit darin liegt, wenn man auch seine Schwächen teilen kann und darin zusammen füreinander einsteht. Ich glaube, für jeden von uns waren die letzten Wochen besonders. Eine herausforderde Zeit und eine Zeit des Wachstums und der Selbst- und Gotteserkenntnis. Fast alle in der Gruppe würden sich selbst als introvertiert bezeichnen, was hilfreich ist, wenn man mal seine Ruhe braucht. Aber gleichzeitig genießen wir auch die gemeinsame Zeit, was gut ist, denn davon gibt es viel. Wer hätte gedacht, dass ich, die ich doch drei Jahre allein gewohnt habe und das auch super fand, jetzt total gern im Dorm lebe ... "see you in the bathroom" sagen wir Mädels abends meistens untereinander, wenn wir zur "Sperrstunde" die Bibliothek verlassen, denn meistens trifft man sich beim Zähneputzen oder Duschen nochmal auf einen (ab und zu auch spätnächtlichen) Schwatz im Bad. Dass ich bis zu 10 Jahre älter bin als die Jüngsten hier, fällt dabei meistens nicht auf und fast immer reagieren die, die es noch nicht wissen, überrascht auf meine Antwort auf ihre Frage nach meinem Alter. Ich nehme das als Kompliment, dass ich unter (wohlgemerkt ziemlich reifen) 18 - Anfang 20 Jährigen nicht auffalle :) Ich kann mich ehrlich gesagt nicht daran erinnern jemals so viel gelacht zu haben ... Ich bin jedenfalls sehr dankbar, dass ich noch mehr Zeit hier verbringen darf, als ich ursprünglich geplant hatte.

Aber eigentlich wollte ich ja über die Adventszeit schreiben. Einen Post zur Parade of Lights gibt's ja schon. Ungefähr zu der Zeit haben wir auch angefangen das College weihnachtlich zu schmücken - die Chapel, die Cafeteria und die Turnhalle für das Christmas Dinner der Gemeinde hier. 


Ich habe von Ronda, die auch für das College arbeitet, außerdem ein paar Lichterketten und einen Plastiktannenbaum (irgendwie haben hier alle Plastiktannenbäume ...) bekommen, um die Lounge zu schmücken. Alle waren vom Ergebnis beeindruckt, denn statt eines Durchgangszimmers zwischen Klassenzimmer und Bibliothek mit Halogenbeleuchtung wirkt sie jetzt tatsächlich wie ein Wohnzimmer, in dem man es sich gern mal auf dem Sofa oder den Sesseln gemütlich macht. Außerdem habe ich einen Advents"kranz" gebastelt und aufgestellt. 


Auch unseren Dorm haben wir dekoriert. An einem Abend Anfang November haben Amanda und ich uns zusammengesetzt und gebastelt und gemalt, außerdem habe ich Fotos von uns Mädels ausgedruckt und mit Wäscheklammern an einer Leine aufgehängt. Und auch mein Zimmer habe ich immer mehr dekoriert, jetzt wo ich darin doch insgesamt 8 Monate leben werde. Dazu gehörten vor allem eine Lichterkette und Kerzen.




Am 1. Dezember durfte ich dann auch anfangen Mama's Adventskalender auszupacken.


Abends sind wir nach Caroline zur Church of the Nazarene, in die Carilee geht, gefahren, weil dort die "Night in Bethlehem" stattfand. Dazu haben sie in der Kirche quasi Bethlehem zur Zeit Jesu nachgebaut. Am Einlass musste man sich ins Register eintragen - Volkszählung und so, ne - und in der Kirche verteilt war auf Schildern die Weihnachtsgeschichte zu lesen. Maria, Josef und Jesus wurden von unseren Lobpreisleitern, Adam und Natalie mit im November geborenen Baby Lewis, dargestellt. Witzigerweise sind Adam und Natalie gut mit einem Konstanzer Freund von mir befreundet, der 2013 hier in der Nähe in der Frontier Lodge für einige Monate als Freiwilliger gearbeitet hat. Kleine christliche Welt... Im Anschluss sind wir noch zur Stadthalle rübergelaufen, wo eine Art Weihnachtsmarkt stattfand.



 




Nikolaus wird hier nicht gefeiert, aber Emily, die deutsche Freunde hat, weiß, dass es in Deutschland gefeiert wird und im Laufe des 6. fand ich dann in meinem Wanderschuh, den ich auf einen Hinweis von ihr vor meiner Zimmertür platziert hatte, ein Geschenk - dunkle Schokokugeln mit Blaubeer-Acai-Füllung. Wir teilen unsere Vorliebe für dunkle Schokolade. Am darauffolgenden Samstag habe ich zum Frühstück dann Weckmänner gebacken - inzwischen bin ich nicht mehr in der Supper Crew, sondern zusammen mit Christian Weekend Cook, was heißt, dass ich samstags Brunch und samstags und sonntags das Abendessen mache. Bei uns gibt's Weckmänner zwar zu St. Martin, aber in Süddeutschland zu Nikolaus, da heißen sie dann z.B. Gloosemaa (Klausenmann), wie ich von Ramona gelernt habe. Das Backen hat im Gasofen zwar leider nicht ganz planmäßig geklappt, sodass ich sie umdrehen musste (daher die seltsame Braunfärbung der Vorderseite), aber lecker waren sie trotzdem.



Am 6. Dezember war dann auch das Christmas Dinner der Gemeinde in der Turnhalle, wofür wir Mädels uns stundenlang im Bad verbarrikadiert und schick gemacht haben. Ashley hat uns allen eine Wunschfrisur gemacht und Danielle allen die wollten das Make-up. Ich hatte ein zartrosa Kleid an, das ich im September auf Bestehen der Mädels aus Carilee's Kleidersack behalten hatte. Auch die Jungs hatten sich schick gemacht und es war ein schöner Abend. Am besten war allerdings der Ausklang, nachdem das Dinner mit Programm vorbei und die Fotos gemacht waren. Nachdem ich angefangen hatte, mit den Plastiklöffeln im irischen Stil Percussion zu machen, artete der Abend nämlich in einer mehrstündigen Percussion-A-cappela-Christmas-Songs-Jam-Session mit Plastikbesteck, Mülleimerdeckeln, Pappkartons etc. aus. Ich muss schon sagen - we are pretty awesome :D



 





Die letzten Wochen vor Weihnachten waren dann sehr vollgepackt mit dem letzten Kurs "New Testament Survey" samt Assignments (mehr dazu und zur akademischen Seite in einem anderen Post). Außerdem hatten wir in der Woche vom 11.-15. Angel Week - quasi Wichtelwoche - in der jeder einer Person, die wir vorher gezogen hatten, heimlich jeden Tag kleine Geschenke machen sollte. Am letzten Tag gab es dann ein größeres Geschenk (bis 10$) und nachdem jeder geraten hat, wurde aufgedeckt, wer der Engel war. Obwohl ich es am Sonntag vorher geschafft hatte mit hohen Schuhen umzuknicken und die Treppe im Mädchendorm runterzufallen (7 Stufen - ich war spät dran und hatte auf dem Weg zum Gottesdienst auf die Uhr geguckt und deswegen die oberste Stufe verpasst, andernorts auch dazu mehr) , konnte ich zum Glück nach einem Tag auf Krücken schon ab Dienstag wieder einigermaßen laufen und meinen Engel-Geschenküberbring-Service "On Angel's Wings" anbieten - anonyme Geschenkübergabe, auf Wunsch auch mit Gesang. Mama hatte mir nämlich in meinem Adventspaket zusätzlich zu Printen, einem Adventskalender und weiteren Kleinigkeiten Engelsflügelchen geschickt, die dabei zum Einsatz kamen. Ich wurde tatsächlich ein paar Mal gebucht - und habe, ausgefuchst, wie ich bin - auch eines meiner Geschenke überbracht, um den Verdacht von mir abzulenken. 


Ich war Dylan's Engel und Trevor war meiner. Anfangs hatte ich keine Lust auf die Angel Week, aber letztendlich war es sehr cool, vor allem, weil einige wirklich sehr kreativ waren, mit Schnitzeljagden über den Campus und versteckten Hinweisen. Mein bestes Geschenk war die von Trevor gebastelte Maus mit Helm. Ich weiß nicht mehr in welchem Zusammenhang, aber irgendwann war in der Chapel dieses Foto gezeigt worden, dass mich total zum Lachen brachte. Und Trevor hat mir diese Maus, die ich Helm-ut getauft habe aus Holz nachgebastelt und geschenkt. Dazu einen leuchtenden Porzellan-Elch, dunkle Schokolade und selbstgemachtes Toffee.


Pünktlich zum Semesterende kamen auch die Hoodies etc. mit Collegelogo, die wir im Oktober bestellt hatten. Und am 18. haben wir noch einen Lebkuchenhaus-Bau-Wettbewerb gehabt. Allerdings mit Keksen statt Lebkuchen. Wir haben mit unserer Burg (Foto links oben) den zweiten Platz belegt.





Das Semesterende haben wir stilecht am 19. in einer Lernpause auf Levi's Initiative hin mit Martinelli's - Apfelsaft mit Kohlensäure - gefeiert und angestoßen. Fast wie Apfelschorle :)



Am 20. fuhren dann die meisten direkt nach der Klausur ab - nach Grande Prairie und Edmonton bzw. zum dortigen Flughafen, um nach Grande Prairie und Washington State zu fliegen. Nur Danielle, Levi, Cole und ich blieben noch. Levi wurde dann am Donnerstagnachmittag von zwei seiner Brüder abgeholt. Mit Danielle war ich am Freitag noch in Rocky einkaufen - ich muss mich hier ja zwei Wochen lang selbst bekochen. 


Ich freue mich auf die zwei Wochen Ruhe, in denen ich größtenteils allein am College sein werde, was mir Zeit gibt, endlich ein paar Sachen zu machen, zu denen ich während des Semesters nicht gekommen bin - zum Beispiel Blog schreiben, aber auch Lesen und Musik machen, sowohl einfach Gitarre und Klavier üben, aber auch an Songs arbeiten.

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