Dienstag, 26. Dezember 2017

Not coming home for Christmas ... Die Vorgeschichte oder "wenn sich Pläne ändern"


Ja, ich bin noch hier und nicht seit 3 Tagen wieder in Deutschland, wie ursprünglich geplant. Eigentlich wollte ich darüber schon längst einen Post geschrieben haben und dann hab ich doch die Zeit dafür nicht gefunden. Fangen wir also kurz damit an und springen gute 1,5 Monate zurück in den November.

Im Laufe des Semesters bekam ich immer mehr das Gefühl, dass ich gern noch länger bleiben würde, als nur bis Weihnachten. So lang einem vier Monate anfangs erscheinen, so schnell vergeht die Zeit dann doch und es gefiel mir wirklich gut. Es ist wohl nicht das erste Mal, dass jemand länger hier bleibt, als ursprünglich geplant. Doc, einer der Dozenten sagte, er würde immer schmunzeln, wenn neue Studierende hier ankommen und sagen: "Ich bleibe nur für ein Semester/ein Jahr...". Schon im ersten Gespräch mit den Deans, beteten sie, dass ich doch länger bleiben würde und als ich meine Überlegungen zu verlängern mit den Mädels teilte, sagten sie, dafür hätten sie schon seit Anfang des Semesters gebetet. Außerdem sagte einer der Gastprediger im Gebet für mich etwas in die Richtung: "Sie denkt, sie hat alles durchgeplant, aber Gott hat da noch ein paar Überraschungen für sie." Na ja, meine Pläne waren ja von Anfang an nicht in Stein gemeißelt, frei nach dem Vater Unser: "Dein Wille geschehe."

Also habe ich im November Glenn angesprochen, um ein paar Sachen das College betreffend abzuklären. Als es von der Seite keine Probleme gab und ich auch mit Mama meine finanzielle Situation abklären konnte, habe ich am 9.11. (dem Geburtstag meiner Schwester, ich dachte mir das ist ein gutes Datum ;) ) online den Antrag auf Verlängerung meines Touristenvisums ausgefüllt. Ich war zwar nicht 100% sicher, ob ich wirklich noch ein Semester dranhängen will, aber wollte Gott die Möglichkeit geben und immerhin den Antrag (Kosten 100$) stellen. Der Rest liegt ja dann in seiner Hand. Wenn's klappt, bleibe ich, wenn nicht halt nicht. 

Nachdem ich den Antrag abgeschickt hatte, wurde auf der Website die Möglichkeit angeboten nachzuschauen, wie lange die Bearbeitungszeit des Antrages voraussichtlich dauern würde: für "Visitor extension inside Canada" 114 Tage. Gerade würden Anträge von Anfang Juli bearbeitet. 114 Tage ... das wäre dann im März, etwas zu spät. Ich habe noch ein paar andere Kategorien durchgeklickt und die kürzeste Bearbeitungszeit, die ich finden konnte - allerdings für andere Anträge - waren 11 Tage. Also hab ich gebetet, dass die Bearbeitung schneller geht, damit ich rechtzeitig bescheid bekomme, um gegebenenfalls meinen Flug umzubuchen und alles Weitere zu planen. Auch die anderen haben mit für eine schnelle Bearbeitung gebetet. Und, was soll ich sagen, die Gebete wurden erhört. Nicht nur die für eine schnelle Bearbeitung, sondern auch die von diversen Menschen hier, die schon von Beginn des Semesters an gebetet haben, dass ich länger als nur das geplante Semester bleiben werde.

Ausgehend von der besten Zeitangabe hatte ich frühestens ab dem 20.11. mit einer Reaktion gerechnet. Am 17.11. saß ich nachmittags im Klassenzimmer am PC, habe an einem Song gearbeitet und zwischendurch kurz meine Mails gecheckt. Zwei neue Mails von donotreply@cic.gc.ca: "Your application has been updated", "You have a new message in your account for application". "Please sign in to your account and check your application status and messages for more information." Mehr konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht sehen, weil ich mein Passwort nicht im Kopf hatte, um mich in mein Profil einzuloggen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass das schon die Entscheidung sein sollte. Wahrscheinlich wäre es nur sowas wie "your application is being processed" oder so. Aber als ich mich später einloggte, war es tatsächlich schon die Entscheidung: "Final decision: Your application was approved. Check your messages below for details." Und in dem pdf-Dokument stand dann, dass mein Visum wie beantragt bis zum 15.5.2018 verlängert wurde. Wie meistens bei guten Nachrichten, konnte ich es erstmal gar nicht wirklich glauben und war erstmal unsicher, ob ich das richtig verstehe. Also bin ich schnell rüber zu Emily, die im Zimmer neben mir wohnt, um mir von ihr bestätigen zu lassen, dass das heißt, dass ich bis Mai hierbleiben darf, was sie auch tat und sich darüber sehr freute. Als nächstes habe ich zuhause angerufen, um ihnen bescheid zu sagen. Dann habe ich das Dokument ausgedruckt, um es allen beim Abendessen zeigen zu können und es ihrer Interpretation zu überlassen, was das heißt. Alle freuten sich mit mir. Und bestätigten, dass die schnelle Bearbeitung ein Wunder sei: 7 statt 114 Tage und das bei den langsam mahlenden Mühlen der kanadischen Verwaltung. Eine weitere Woche später bekam ich dann auch das offizielle Dokument per Post. 

"Your application was approved" - ein Auge lacht, das andere weint ...

In den nächsten Tagen habe ich dann nach der anfänglichen Freude doch auch ein wenig damit gehadert und die endgültige Entscheidung etwas hinausgezögert. Denn zu dem Zeitpunkt bedeutete das ja weitere 6 Monate in Kanada, also nochmal so lange, wie ich gerade schon da war. Und da es ein Visum ohne Wiedereinreiseerlaubnis ist, hieß "bis Mai hierbleiben" auch, nicht an Weihnachten nach hause zu fliegen und Weihnachten zum ersten Mal in meinem Leben nicht mit meiner Familie zu feiern, auch vor dem Hintergrund des sich verschlechternden Gesundheitszustands einer meiner Omas. Entsprechend habe ich noch ein paar Tage gezögert, aber letztendlich am 20.11. an das sta-Reisebüro in Konstanz geschrieben, um meinen Flug umzubuchen und es damit zu entscheiden. Am 23.11. konnte mein Flug dann gegen eine Gebühr von 200€ auf den 10. Mai 2018 umgebucht zu werden, sodass ich rechtzeitig zum Muttertag und zum 10-jährigen Abitreffen meiner alten Stufe nach 360 Tagen in Kanada wieder in Deutschland sein werde.

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