Samstag, 21. Januar 2017

Die beste Tür der Welt und andere Geschichten

Zwei Wochen in Samaná. Zwei Wochen, die kaum unterschiedlicher hätten sein können. Die erste Woche voller Aktivität bei der Arbeit und privat mit den anderen Freiwilligen, die zweite voll verordneter Ruhe. Beziehungsweise Bettruhe. Denn ruhig ist es hier selten bis nie. Dadurch, dass ich den ganzen Tag an mein Zimmer gefesselt war, habe ich jetzt auch den Familienalltag mitbekommen. Gegen 7.30 Uhr geht es unter der Woche los, dann wird erstmal laut der Fernseher angemacht. Rosa und Ashmel machen sich dann für Arbeit und Schule fertig. Massiel ist den ganzen Tag zuhause. Irgendwann vormittags kommen dann meistens noch Yesica und Isi und optional weitere Nachbarn oder Verwandte vorbei. Mittags, gegen 12 Uhr kommen Rosa und Ashmel zum essen zurück. Nach dem Mittagessen ist Siesta bis mindestens 14 Uhr. Der Nachmittag verläuft dann ähnlich wie der Vormittag. Die Zeit wird vornehmlich mit Fernseher, Smartphone oder Laptop verbracht und das dann bis in die Nacht. Gegen 20 Uhr wird nochmal zu Abend gegessen.

Mein Essen bestand bisher meistens aus Reis und gedünstetem Gemüse und hat mir eigentlich immer gut geschmeckt. Nur während ich krank war, war es etwas schwierig, denn obwohl Rosa und Massiel studierte Medizinerinnen sind, kennen sie sich mit Ernährung bei Krankheit wohl nicht so gut aus. So bekam ich zweimal Sandwichtoast mit Käse zum Frühstück vorgesetzt, zu Mittag Salat, Bohnen und frittierte Auberginen. Aber auch Gemüsesuppe und Reis - teilweise war auch was Passendes dabei. Leider hatte ich sowieso kaum Appetit. Die Portionen sind immer riesig, sodass es für mich mindestens zwei Portionen ergibt. Was ganz praktisch ist, weil ich dann mittags und abends davon essen kann und damit doch vollverpflegt bin (eigentlich habe ich ja nur Halbpension). Bevor ich auf die Idee gekommen bin, mir die Hälfte vom Mittagessen für abends aufzuheben, hatte ich mir überlegt, abends einfach Joghurt mit Haferflocken und Banane oder Brot mit Avocado zu essen, weil das einfach zu machen ist und nicht gewaschen werden muss. Die Essenszubereitung ist hier nämlich eine langwierigere Prozedur, über die ich noch berichten werde, wenn ich dann selber kochen darf.

Nun zur Titelgeschichte. Grundsätzlich ist es hier im Haus so, dass der Eingangsbereich repräsentativ ist und es dann, je weiter man durchgeht, immer weniger repräsentativ wird. Was mich dabei nur wundert, ist, dass das Bad auch absolut nicht repräsentativ ist, denn da kommen Gäste ja gegebenenfalls auch rein. Die Zimmertüren sind alle so, dass sie nicht einfach schließen, wenn man sie zuzieht, so wie man das bei uns kennt. Die Badezimmertür kann man von außen mit einem Haken abschließen, von innen nicht, weil der Riegel schief zur Halterung sitzt. Kam aber erst zweimal jemand rein, während ich drin war und ich hab bisher auch nur einmal jemand überrascht - zum Glück ist es ein Frauenhaushalt. Seit ein paar Tagen funktioniert jetzt auch das Licht nicht mehr. Jetzt nehm ich zusätzlich zu meiner Seife und meiner Rolle Klopapier also auch noch meine Stirnlampe mit ins Bad. Das ist fast wie Camping. Ich weiß ja nicht, wie die anderen das machen ...
Aber ich schweife vom Tür-Thema ab. Meine Zimmertür ist die beste im Haus, denn sie hat ein Schloss. Auf ihr klebt ein leicht abgeknibbelter Aufkleber, auf dem "La mejor puerta en el mundo (die beste Tür der Welt)" steht. Wenn man sie so schließen will, dass sie zu bleibt, muss man sie abschließen. Das geht von innen mit einem Drehknopf, von außen mit 'nem Schlüssel. Wenn sie nicht abgeschlossen ist, steht sie offen. Wenn sie also geschlossen, aber von außen ohne Schlüssel zugänglich sein soll, legt man ein Top oder Bikinioberteil über die obere Ecke, damit sie klemmt. Nachteil: ich kann sie dann von innen kaum noch öffnen, weil es außer dem Drehknopf nix zum anpacken gibt. Ganz klar die beste Tür der Welt. Die anderen Zimmertüren haben gar keine Schließvorrichtung außer Textilien. Ein Hoch auf Klinken und deren Schließmechanismen ;)

Samaná ist nichts für Hans-guck-in-die-Lufts. Die Bürgersteige haben ihre Tücken und sind selten eben und sauber, sodass man gut daran tut, immer auf den Boden zu schauen. Die Straße ist da teilweise die sicherere Variante. Vor allem nachts, wenn man aufgrund der teilweise fehlenden Straßenbeleuchtung auf den Gehwegen gar nichts mehr sieht. Beim Übergang auf die Straße muss man einen ca. 20x20cm Rinnstein überspringen. Auf der Straße muss man natürlich auf die Mofas aufpassen, die grundsätzlich nicht blinken und auch nicht unbedingt auf der Fahrbahn fahren, auf die sie gehören, vor allem beim Abbiegen. Man könnte es als Aufgabe zur Aufmerksamkeitsschulung bezeichnen :)

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