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Susi |
Ich habe mich inzwischen schon ganz gut eingefunden. Nachdem ich meine Gastfamilie kennengelernt und mit ihnen zu Mittag gegessen habe, holt mich Julia zum Einführungsgespräch ab. Wir gehen dafür in eine der Freiwilligen-WGs. Dort ist Alica, eine neue deutsche Freiwillige, die auch 3 Monate bleibt. Um 15 Uhr kommt dann Hanna, eine der acht weltwärts-Freiwilligen, die ein Jahr hier sind. Sie sind seit September da und überwiegend 18/19 Jahre alt. Hanna zeigt uns die Stadt, die Schule, den Markt, wo wir Bananas für 10 Pesos das Stück kaufen, den Supermarkt und was sonst noch so für uns interessant ist. Außerdem essen wir sehr leckeren Frozen Joghurt. Danach gehen wir noch kurz in die anderen Freiwilligen-WGs und lernen alle kennen, die gerade da sind. Ich gehe danach nochmal nach hause.
Um 19.30 Uhr holen mich Hanna und Alica zum Essen im Tierra y Mar ab. Dort treffe ich auch Jonathan, einen weiteren weltwärts-Freiwilligen, der mein Buddy ist (also mein Ansprechpartner in der Anfangszeit) und dort mit seinen Eltern isst. Später kommen noch Maria, Jakob und Stephen dazu.
Mein erster "richtiger" Tag in Samaná ist dann der Samstag (7.1.). Die erste Nacht war wieder erstaunlich gut. Trotz Schwüle und vielen Geräuschen vor dem Fenster. Hier ist alles sehr hellhörig und lauter als zuhause (inzwischen habe ich auch festgestellt, dass ich gar keine Fensterscheiben habe, nur so Klappläden). Vor meinem Fenster scheint irgendein nachtaktiver Piepsvogel zu wohnen, der anfängt zu zwitschern, sobald es dunkel wird. Außerdem kann ich noch länger dem Gottesdienst zuhören, der auf dem Platz um die Ecke stattfindet. Trotzdem schlafe ich ohne Oropax und recht gut. Irgendwann in der Nacht fängt es noch an zu regnen.
Anders als am Vortag, hält der Regen auch morgens noch an. Mein erstes dominikanisches Frühstück besteht aus 2 Scheiben Toast mit 2 dicken Scheiben Käse, einem Apfel und Leche con Limón (Milch mit Zitrone und Eis). Lecker.
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Eine Variante von dominikanischem Frühstück |
Um kurz vor 10 Uhr holen mich Hanna, Alica, Maria und Jonathan ab und wir laufen zur Guagua-Station. Ein Guagua ist hier im Prinzip der öffentliche Bus. Also ein Van oder Pick-Up, in dem locker mal 18 Personen Platz finden. Wir nehmen dann einen Pick-Up auf dessen Ladefläche es aus Holzbrettern eine Sitzkonstruktion gibt. Damit fahren wir für umgerechnet 4€ Richtung Las Galeras zum Hotel Vista Mar, wo wir Kristina besuchen, auch eine der weltwärts-Freiwilligen, die dort gerade mit ihrer Mutter und ihrem Bruder Urlaub macht. Das ist Karibik, wie man sie sich so vorstellt: Schickes Apartment, Terrasse mit Minipool und Meerblick, Infinity Pool - westliche Klischee-Heile-Welt-Karibik. Hier trinke ich meinen ersten Cuba Libre mit dominikanischem Rum. Wir essen auch zusammen zu Mittag: Spiegelei mit Zwiebeln und Mangú (Kochbananenpüree), Nudel- und Linsensalat, zum Nachtisch Obstsalat, Schokokuchen und Rosinenschnecke. Danach schwimmen wir noch im Hotelpool und nehmen dann gegen 17.30 Uhr ein Guagua nach Samaná. Zurück durch die reale Karibik, die vielen All-inclusive-Touristen wohl verborgen bleibt.
Ausblick von der Apartmentterrasse |
Am Samstagmorgen habe ich auch zum ersten Mal unter dem Rohr geduscht und bei dieser Gelegenheit festgestellt, dass die Temperatur nicht regulierbar ist. Von Jonathan erfahre ich, dass wir es hier in Samaná aber wohl im Vergleich zu anderen Freiwilligen noch richtig gut und luxuriös haben.
Zurück zuhause esse ich, was für mich vom Mittagessen aufgehoben wurde: Reis mit Gemüse - sehr lecker. Dabei ist auch ein für mich neues Gemüse: Chayote. Schmeckt ein bisschen wie Kohlrabi und sieht auch ähnlich aus, gehört aber wohl zu den Kürbisgewächsen und ist hier typisch. Während ich beim Essen auf der Terrasse sitze, höre ich plötzlich Hillsong-Musik, Young and Free. Ich zögere nicht lange und laufe los, um herauszufinden, wer das hier laut laufen lässt. Ich muss nicht weit gehen. Direkt um die Ecke finde ich den Ursprung der Musik und spreche die zwei Männer an, die dort stehen. Sie bereiten für den Abend einen Gottesdienst auf dem Platz vor, um die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass sie um die Ecke ab Sonntag eine neue Gemeinde gründen: das Centro Cristiano Esfera de Gloria. Gottesdienst ist am Sonntag um 18.30 Uhr. Sie sagen unter anderem, es gäbe hier viel Religiosität und die Rede sei oft davon, was alles Sünde sei ... Hosen tragen, Ohrringe ... Sie wollten dieses Bild geraderücken und Gottes Liebe predigen.
Ich kann an diesem Abend nicht zum Gottesdienst auf dem Platz gehen, weil wir mit den Freiwilligen am Malecon Pizza essen gehen. Aber bevor ich abgeholt werde, gehe ich kurz hin und lerne direkt Marisol und zwei weitere Frauen aus der Gemeinde kennen. Später kann ich den Lobpreis noch bis in mein Zimmer hören.
Am Sonntag fahren wir nach Cayo (spanisch für Sandinsel). Zum Frühstück hat mir Rosa Rührei mit Zwiebeln, Toast und O-Saft vorbereitet. Sie ist katholisch und geht um 8.30 Uhr in die Kirche. Sie wird mich auch mal mitnehmen. Von den Freiwilligen gehen Hanna und Maria auch sonntags in den Gottesdienst. Maria wohnt hier bei Methodisten, ist aber eigentlich katholisch. Hanna kommt aus einer Freikirche und hat hier schon verschiedene Gottesdienste angeschaut. An Kirchen, die man besuchen kann, mangelt es jedenfalls nicht.
Um 8 Uhr kommen mich Hanna, Alica und Fabienne abholen. Am Hafen haben wir noch Zeit für einen Kaffee und kaufen dann Proviant. Leider gibt es kein Baguette nur mit Queso (ohne Jamón), also gibt's für mich halt trockenes Baguette. So ein zuckriges Teilchen, wie es die anderen kaufen, will ich lieber nicht mitnehmen. Alle haben schon gesagt, dass man hier zunimmt. Das möchte ich möglichst vermeiden.
Kristina und ihre Familie schließen sich uns noch an und dann fahren wir mit dem Boot, mit dem auch die Angestellten, die dort arbeiten, rüberfahren, für 200 Pesos nach Cayo. Die Insel ist ein Karibiktraum, wobei ich davon irgendwie erstaunlich unbeeindruckt bin. Es folgt ein typischer Strandtag mit dösen, schwimmen, Musik hören ... Kristina schnorchelt und bringt Seesterne in Strandnähe, sodass wir sie anschauen können. Die sind härter und stachliger als ich dachte. Mittags holen wir uns Pina Colada in einer Ananas, in der das Fruchtfleisch püriert und mit frischem Kokoswasser aufgegossen ist.
Anfahrt nach Cayo |
Blick nach links vom Bootsanleger |
Ausblick von meinem Liegestuhl |
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The real piña colada (gesiebte Ananas) |
Um 17 Uhr fahren wir mit dem Boot wieder zurück. Zuhause esse ich wieder, was vom Mittagessen für mich aufgehoben wurde: diesmal Trigo(Weizen)-Salat, der abgesehen vom Koriander und den rohen Zwiebeln echt lecker ist. Ich habe es auch tatsächlich geschafft, den Sonnenbrand zu vermeiden, lag dafür aber auch die meiste Zeit im Schatten. Ein wenig braun geworden bin ich trotzdem schon.
Mit etwas Verspätung gehe ich dann gegen 18.50 Uhr zum Gottesdienst, der tatsächlich auch direkt um die Ecke stattfindet. Es ist ein sehr kleiner Raum, der sich nach und nach noch füllt. Auch die Band trifft erst nach mir ein. Der Raum ist überklimatisiert und zu stark beschallt, aber davon abgesehen gefällt es mir gut. Es wird sehr viel und leidenschaftlich gebetet. Solche Gefühlausbrüche sind wir in Deutschland nicht gewohnt. Laute Halleluja-Rufe aus der Gemeinde gehören genauso mit dazu wie die zeitweilig fast geschriene Predigt. Darauf hat mich immerhin die Hillsong schon ein wenig vorbereitet, auch wenn es hier nochmal extremer ist. Im Lobpreis kenne ich sogar ein Lied "Perfume a tus pies". Das lief auf dem spanischen Lobpreis-Onlineradio, dass ich immer mittwochsmorgens gehört habe. Es bewegt mich, hier zu sein und mitzuerleben, wie Gott überall Menschen beruft und wirkt.
Nach dem Gottesdienst, der ca. 2 Stunden dauert, spreche ich noch kurz mit Marisol und Florangel, die mich direkt zu sich nach hause einlädt. Es ist toll, so weit weg von Zuhause trotzdem direkt ein Zuhause und gleichgesinnte Menschen zu finden.
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