Montag, 9. Januar 2017

Erste Eindrücke aus der Karibik … (Teil 1)



Jetzt bin ich schon den 5. Tag in der Dominikanischen Republik. Hier ist für euch der erste Teil des Rückblicks auf die Reise und meine ersten Eindrücke.

Tag 1 (5.1.2017): Reise von Grevenbroich nach Punta Cana

Die Anreise hat soweit gut geklappt. Ich bin am 5. um 8 Uhr zusammen mit Mama und Papa mit dem Zug zum Flughafen Köln-Bonn gefahren. Dort war es richtig leer und entspannt. Der Check-in ging dementsprechend schnell: Mein Reiserucksack bringt 16,5kg auf die Waage mein Handgepäckrucksack 8,5kg. Die Ukulele kriegt auch anstandslos ihren Handgepäck-Anhänger. Nachdem ich meinen Rucksack in Klarsichtfolie gewickelt beim Sperrgepäck abgegeben habe, bleibt noch Zeit für einen Kaffee. Um 10.30 Uhr gehe ich dann durch die Sicherheitskontrolle. Auch hier ist fast nichts los, ich kann im Prinzip direkt durchlaufen. Da mein Flugzeug um 11.55 Uhr abfliegt und es leer ist, habe ich noch etwas Zeit am Terminal Ukulele zu spielen. Am Gate treffe ich dann Romina. Ab Ende Januar ist sie auch mit in Samaná und über WhatsApp hatten wir herausgefunden, dass wir mit demselben Flugzeug anreisen. Sie ist allerdings mit zwei Freundinnen unterwegs und wir sitzen auch im Flugzeug weit auseinander. Mit 30 Minuten Verspätung fliegen wir dann um 12.25 Uhr ab. 

Der Flug war dann tatsächlich gar nicht so schlimm wie erwartet. Es war ja mein längster Flug bisher. Aber dank dickem Buch, das ich durchlesen konnte, Musik und zeitweiser Unterbrechung durch essen ging die Zeit doch einigermaßen schnell rum. Gegen 16.50 Uhr Ortszeit landen wir dann leicht verfrüht in Punta Cana. Im Landeanflug blitzen draußen mehrfach Regenbögen auf. Die Einreise läuft problemlos. Im Flugzeug musste man zwei Dokumente ausfüllen – eines zur Einreise, eines für den Zoll – und dann noch eine Touristenkarte für 10$ kaufen. Ich wechsle mir für den Anfang 4.000 Dominikanische Pesos. (wenn man Pesos durch 50 rechnet, kommt man auf €). Mal schauen, wie weit mich die 4.000 Pesos bringen. Die Preise sind teilweise günstig, teilweise ähnlich wie bei uns. Was bedeutet, dass vieles für die Einheimischen teuer ist. 

Im Anflug - seht ihr den Regenbogen?
Mit Claire, meiner Airbnb-Host hatte ich vorab die Möglichkeit besprochen, dass sie mir ein Taxi an den Flughafen schickt, hatte dann aber nichts mehr von ihr gehört. Als ich aus dem Flughafen laufe, steht aber tatsächlich ein Taxi-Fahrer draußen, der ein Schild mit meinem Namen und der Flugnummer hochhält. Für 40$ (vllt. überteuert, bestimmt der Touri-Preis) bringt er mich zur Unterkunft in Bavaro, Punta Cana. Aber komfortabel und ich muss nicht erst ein Taxi suchen. Anders als gedacht, wartet hier nicht Claire, sondern ihr Freund Frank auf mich. Erstmal etwas komisch, nun allein mit ihm in der Wohnung zu sein, aber ein kurzer Blick auf Airbnb bestätigt, dass es ihr Freund ist und alles seine Richtigkeit hat. Claire ist wohl in England, weil ihre Mutter gestorben ist. Deshalb hat sie ich wahrscheinlich auch nicht mehr bei mir gemeldet.

Ich mache mich kurz frisch, dann nimmt Frank mich mit, um mir die Umgebung zu zeigen. Er will mich eigentlich auf dem Mofa mitnehmen, was ich dankend ablehne, sodass wir laufen. Inzwischen weiß ich, dass das Mofa (Motoconcho) hier mit das gängigste Fortbewegungsmittel ist und auch als Taxi fungiert. Also werde ich wohl nicht darum herum kommen, demnächst auch mal damit zu fahren. Wenn man nicht aufpasst, hat man danach ein Motoconcho-Tattoo (eine Brandnarbe vom Auspuff). Einige der Freiwilligen haben es wohl schon. Das ist vermutlich auch der Grund, warum viele im Damensitz hinten mitfahren … Auf so ein Motoconcho passen dann auch gerne mal 4 Personen. Einen Helm trägt natürlich niemand. 

Von Punta Cana sehe ich – inzwischen im Dunkeln – hauptsächlich eine Straße, die Avenida Alemania, an der große Hotels, bzw. deren Grundstücksmauern liegen. Und eben auch der Apartmentkomplex in dem ich übernachte. Zusätzlich sind rechts und links ein paar Restaurants. Frank stellt mich allen möglichen Leuten vor, die wir auf der Straße treffen und erzählt mir allerhand auf Spanisch, wovon ich ca. die Hälfte verstehe. Er kommt ursprünglich aus Santo Domingo. Schon anders das Spanisch hier. Sehr schnell und genuschelt, da muss ich mich erst noch reinhören.
Wir treffen dann auch noch meinen Zimmervormieter, einen Dänen, der eigentlich im Kongo als Ingenieur irgendwas mit Zement arbeitet, aber im Dezember wegen der angespannten politischen Lage ausgeflogen wurde und jetzt quasi Urlaub hat, bis die Situation dort wieder sicherer ist. Er geht dann noch ein Stück mit uns mit.

Zurück im Apartment nötigt Frank mir noch ein Glas Rosé auf, weil wir ja, wie er sagt, leider nicht zusammen feiern und was trinken gehen können. Er geht dann wieder. Ich gehe gegen 20 Uhr (1 Uhr deutscher Zeit) schlafen, weil die Reise am nächsten Morgen ja schon um 6.45 Uhr weitergehen soll. 

Tag 2: Reise von Punta Cana nach Santa Barbara de Samaná

Meine erste Nacht war erstaunlich gut. Ich hatte befürchtet, wegen der Schwüle nicht schlafen zu können oder sehr früh aufzuwachen, weil es in Deutschland ja schon 5 Stunden später ist. Tatsächlich bin ich zwar ein paarmal aufgewacht und habe mir unter anderem mehr angezogen, konnte sonst aber gut schlafen. Mein Wecker klingelt um 5.30 Uhr.
Nachts hat es geregnet. Im Zimmer fühlt sich alles klamm an und im Bad rosten die Metallteile schon. Als ich meine Rucksäcke zum Packen anhebe flitzen drei Käfer weg. Die zwei kleinen erwische ich, aber der große flüchtet sich ins Bad. Da darf er bleiben. Zum Frühstück gibt’s zwei deutsche Fruchtriegel, die ich mitgenommen habe und Wasser. Frank hatte mir abends noch gesagt, ich solle ihn wecken, wenn ich gehe. Als er nach mehrfachem Klopfen und Rufen immer noch nicht reagiert, gehe ich aber einfach, ich muss ja zum Shuttle. Die Haustür muss ich dabei leider offen lassen, weil man sie nur abschließen kann, ich den Schlüssel aber ja drinnen liegen lassen muss.

Draußen ist es noch dunkel, dämmert aber langsam. Ich wende mich meiner GoogleMaps-Karte entsprechend nach links, wo das Hotel Barcelo Dominican Beach liegen soll, von wo mein Shuttle nach Samaná losfährt. Auf der Straße kommt mir als erstes ein Transporter entgegen, auf dem „Jesus te ama“ (Jesus liebt dich) steht. Solche Aufschriften sind hier weit verbreitet. Ich frage mich, inwiefern das auch verstanden und gelebt wird. Die Religion ist auf jeden Fall sehr präsent in der Öffentlichkeit und es geht wohl auch so gut wie jeder in die Kirche.

Am Ende der Straße muss ich feststellen, dass wohl leider irgendwas mit meiner ausgedruckten Google-Wegbeschreibung nicht stimmt. Denn was ich sehe, entspricht nicht der Karte. Ich spreche einen Mann an, der gerade ein Auto wäscht und frage ihn, ob er mir sagen kann, wo das Hotel Barcelo Dominican Beach liegt und wie ich da hinkomme. Von ihm erfahre ich, dass es inzwischen „Sunscape“ heißt und ich zurücklaufen muss. Hmm … vielleicht hat mir Frank das am Vorabend erzählt. Da war was mit Sunscape und dass ihre Wohnung bei Airbnb über Google falsch verortet ist... Der weitere Zusammenhang hat wohl zur Hälfte gehört, die ich dann nicht verstanden habe. Hätte ich mal nachgefragt und nicht einfach genickt, dann hätte ich mir das Gelatsche in die falsche Richtung wahrscheinlich sparen können. Ich bin aber noch ganz gut in der Zeit. Also wieder zurück zu Sunscape. Ich spreche noch zweimal Männer an, die mir das Gesagte bestätigen. Auf dem Weg halten zwei Mofafahrer neben mir an und wollen mich mitnehmen. Inzwischen weiß ich, dass das hier üblich ist (s.o.), aber ich frage mich trotzdem, wie sie sich das vorgestellt haben … ich trage schließlich vorne und hinten einen Rucksack. Ich lehne also ab und sehe auch prompt ein paar Meter weiter einen Mofa-Unfall. Der Fahrer ist wohl auf der nassen Straße auf einem der zahlreichen Verkehrsberuhigungshubbel weggerutscht. Er steht aber sofort wieder auf und fährt weiter.

Am Sunscape angekommen, stehe ich erstmal noch am falschen Tor, auf Nachfrage werde ich an den Haupteingang weiterverwiesen. Dort frage ich wieder einen Hotelangestellten, der mich auf ein Großraumtaxi hinweist, dass vorhin hupend neben mir gehalten hat. Da liegt tatsächlich ein Zettel mit meinem Namen hinter der Windschutzscheibe. Und so werde ich von Olvi nach Sabana de la Mar gefahren. Auf dem Weg sehe ich nun etwas mehr vom Land. Hinter uns geht langsam die Sonne auf, während am Horizont Hügelketten auftauchen. Über den Wiesen zwischen den Palmen liegt ein leichter Nebel im Morgenlicht. Mit steigendem Sonnenstand löst er sich rasch auf. Im Radio läuft Bachata-Musik.



Aussicht vom Steg in Sabana de la Mar
Nach ca. 2 Stunden Fahrt lässt mich der Fahrer am Landungssteg in Sabana de la Mar aussteigen und bringt mich zur Fähre. Also zum Boot, unter "Fähre" verstehen wir doch eher was größeres. Ich bin die einzige Touristin, außer mir fahren nur Einheimische mit. Und zwei Motorroller. Ob es einen Fahrplan gibt, weiß ich nicht so genau, es scheint, dass man losfährt, wenn das Boot voll ist.

Ich sitze eingequetscht zwischen einem etwa achtjährigen Mädchen ohne Berührungsängste und einem älteren Mann, der irgendwann sein Kirchengesangbuch herausholt und anfängt leise zu singen. Ich kann ihn durch den Motorenlärm kaum hören, aber lese die Texte mit, die hauptsächlich von Jesu Liebe zu uns handeln.
Die Fahrt über’s Meer gibt mir Zeit für die ersten Reflexionen.

Auf der Fähre
Karibik – das klingt für uns so glamourös. Wir denken an Palmen, lange weiße Sandstrände, Pina Colada … vielleicht auch an Piraten. Mein erster, im Vorbeifahren gewonnener Eindruck ist ein anderer. Ich sehe zwar Palmen und Sandstrände, aber auch Häuser aus Wellblech und Betonhäuser, die eigentlich eher Bauruinen sind, in denen aber trotzdem Menschen leben. Oft sind sie farbenfroh angemalt. Neben dem Mofa ist – zumindest auf dem Land – wohl auch das Pferd ein beliebtes und verbreitetes Fortbewegungsmittel. Am Straßenrand und auch an den Stränden, die nicht extra für Touris hergerichtet sind, sieht man viel Müll und Schrott liegen.

Um 10.45 Uhr – eine Stunde früher als gedacht – komme ich dann in Samaná am Hafen an. Ich rufe kurz Julia an, um ihr zu sagen, dass ich schon da bin und um 11 Uhr holt sie mich dann mit einer Art Motor-Riksha-Taxi ab und bringt mich zu meiner Gastfamilie.

Erster Blick vom Hafen auf Samaná
Meine Gastmutter ist noch bei der Arbeit, deshalb werde ich von ihrer Tochter, deren Tochter und weiteren Frauen begrüßt. So ganz bin ich durch die Verwandschaften, Beziehungen und Funktionen der Personen hier im Haushalt immer noch nicht durchgestiegen, aber es wird. Dazu dann später mehr.

In meinem Zimmer, im Bad und in der Küche wartet dann der Kulturschock auf mich. Manchmal denke ich, dass es auch ein Fluch sein kann, wenn man deutsche Sauberkeit und den europäischen Standard gewöhnt ist. Denn da kommt quasi nichts dran. Ich weiß nicht genau, womit ich gerechnet habe ... ich war im ersten Moment einfach nicht darauf eingestellt. Aber nach dem ersten Gedanken "So kann man doch nicht leben", sagt dann die Reflexion: "Doch, kann man. Und wirst du." Ich glaube, dass ich hier sogar noch einen gewissen Standard habe. Zwar nur ein Rohr und nur kaltes Wasser (wenn es Wasser gibt), aber immerhin eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken. Und mein Zimmer ist auch echt in Ordnung. Halt nicht ganz so sauber und schön, wie ich es gewöhnt bin. Aber genau das wollte ich ja. Mal raus aus der Komfortzone, eine andere Lebensweise kennenlernen, einfacher leben. Das hat also geklappt, fühlte sich im ersten Moment aber nicht so toll an. Man fühlt sich eben doch wohl in seiner Komfortzone. Inzwischen habe ich mich aber schon daran gewöhnt. Und bin froh über den Kurzhaarschnitt, denn der ist wirklich praktisch bei geringem Wasserdruck, kaltem Wasser und ohne Föhn.

Im nächsten Post hört und seht ihr dann mehr von meinen ersten Tagen in Samaná, denn dieser ist jetzt wirklich schon lang genug ;)

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen