Jetzt bin ich
schon den 5. Tag in der Dominikanischen Republik. Hier ist für euch der erste Teil des Rückblicks auf die Reise und meine ersten Eindrücke.
Tag 1 (5.1.2017): Reise
von Grevenbroich nach Punta Cana
Die Anreise
hat soweit gut geklappt. Ich bin am 5. um 8 Uhr zusammen mit Mama und Papa mit
dem Zug zum Flughafen Köln-Bonn gefahren. Dort war es richtig leer und
entspannt. Der Check-in ging dementsprechend schnell: Mein Reiserucksack bringt
16,5kg auf die Waage mein Handgepäckrucksack 8,5kg. Die Ukulele kriegt auch
anstandslos ihren Handgepäck-Anhänger. Nachdem ich meinen Rucksack in
Klarsichtfolie gewickelt beim Sperrgepäck abgegeben habe, bleibt noch Zeit für
einen Kaffee. Um 10.30 Uhr gehe ich dann durch die Sicherheitskontrolle. Auch hier
ist fast nichts los, ich kann im Prinzip direkt durchlaufen. Da mein Flugzeug
um 11.55 Uhr abfliegt und es leer ist, habe ich noch etwas Zeit am Terminal Ukulele zu spielen. Am
Gate treffe ich dann Romina. Ab Ende Januar ist sie auch mit in Samaná und
über WhatsApp hatten wir herausgefunden, dass wir mit demselben Flugzeug
anreisen. Sie ist allerdings mit zwei Freundinnen unterwegs und wir sitzen auch
im Flugzeug weit auseinander. Mit 30 Minuten Verspätung fliegen wir dann um
12.25 Uhr ab.
Der Flug war dann tatsächlich gar nicht so schlimm wie erwartet.
Es war ja mein längster Flug bisher. Aber dank dickem Buch, das ich durchlesen
konnte, Musik und zeitweiser Unterbrechung durch essen ging die Zeit doch
einigermaßen schnell rum. Gegen 16.50 Uhr Ortszeit landen wir dann leicht
verfrüht in Punta Cana. Im Landeanflug blitzen draußen mehrfach Regenbögen auf.
Die Einreise läuft problemlos. Im Flugzeug musste man zwei Dokumente ausfüllen
– eines zur Einreise, eines für den Zoll – und dann noch eine Touristenkarte
für 10$ kaufen. Ich wechsle mir für den Anfang 4.000 Dominikanische Pesos. (wenn man Pesos
durch 50 rechnet, kommt man auf €). Mal schauen, wie weit mich die 4.000 Pesos bringen. Die
Preise sind teilweise günstig, teilweise ähnlich wie bei uns. Was bedeutet,
dass vieles für die Einheimischen teuer ist.
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Im Anflug - seht ihr den Regenbogen? |
Mit Claire,
meiner Airbnb-Host hatte ich vorab die Möglichkeit besprochen, dass sie mir ein
Taxi an den Flughafen schickt, hatte dann aber nichts mehr von ihr gehört. Als ich aus dem
Flughafen laufe, steht aber tatsächlich ein Taxi-Fahrer draußen, der ein Schild
mit meinem Namen und der Flugnummer hochhält. Für 40$ (vllt. überteuert,
bestimmt der Touri-Preis) bringt er mich zur Unterkunft in Bavaro, Punta Cana. Aber komfortabel und ich muss nicht erst ein Taxi suchen.
Anders als gedacht, wartet hier nicht Claire, sondern ihr Freund Frank auf
mich. Erstmal etwas komisch, nun allein mit ihm in der Wohnung zu sein, aber
ein kurzer Blick auf Airbnb bestätigt, dass es ihr Freund ist und alles seine
Richtigkeit hat. Claire ist wohl in England, weil ihre Mutter gestorben ist.
Deshalb hat sie ich wahrscheinlich auch nicht mehr bei mir gemeldet.
Ich mache
mich kurz frisch, dann nimmt Frank mich mit, um mir die Umgebung zu zeigen. Er
will mich eigentlich auf dem Mofa mitnehmen, was ich dankend ablehne, sodass
wir laufen. Inzwischen weiß ich, dass das Mofa (Motoconcho) hier mit das gängigste
Fortbewegungsmittel ist und auch als Taxi fungiert. Also werde ich wohl nicht
darum herum kommen, demnächst auch mal damit zu fahren. Wenn man nicht
aufpasst, hat man danach ein Motoconcho-Tattoo (eine Brandnarbe vom Auspuff).
Einige der Freiwilligen haben es wohl schon. Das ist vermutlich auch der Grund, warum
viele im Damensitz hinten mitfahren … Auf so ein Motoconcho passen dann auch gerne
mal 4 Personen. Einen Helm trägt natürlich niemand.
Von Punta
Cana sehe ich – inzwischen im Dunkeln – hauptsächlich eine Straße, die Avenida Alemania, an der große
Hotels, bzw. deren Grundstücksmauern liegen. Und eben auch der Apartmentkomplex in dem ich übernachte. Zusätzlich sind rechts und links ein
paar Restaurants. Frank stellt mich allen möglichen Leuten vor, die wir auf der
Straße treffen und erzählt mir allerhand auf Spanisch, wovon ich ca. die Hälfte
verstehe. Er kommt ursprünglich aus Santo Domingo. Schon anders das Spanisch hier. Sehr schnell und genuschelt, da muss
ich mich erst noch reinhören.
Wir treffen
dann auch noch meinen Zimmervormieter, einen Dänen, der eigentlich im Kongo als
Ingenieur irgendwas mit Zement arbeitet, aber im Dezember wegen der
angespannten politischen Lage ausgeflogen wurde und jetzt quasi Urlaub hat, bis
die Situation dort wieder sicherer ist. Er geht dann noch ein Stück mit uns mit.
Zurück im
Apartment nötigt Frank mir noch ein Glas Rosé auf, weil wir ja, wie er sagt, leider nicht
zusammen feiern und was trinken gehen können. Er geht dann wieder. Ich gehe gegen 20 Uhr (1 Uhr deutscher Zeit) schlafen, weil die Reise am nächsten Morgen ja schon
um 6.45 Uhr weitergehen soll.
Tag 2: Reise
von Punta Cana nach Santa Barbara de Samaná
Meine erste
Nacht war erstaunlich gut. Ich hatte befürchtet, wegen der Schwüle nicht schlafen
zu können oder sehr früh aufzuwachen, weil es in Deutschland ja schon 5 Stunden
später ist. Tatsächlich bin ich zwar ein paarmal aufgewacht und habe mir unter
anderem mehr angezogen, konnte sonst aber gut schlafen. Mein Wecker klingelt um
5.30 Uhr.
Nachts hat es
geregnet. Im Zimmer fühlt sich alles klamm an und im Bad rosten die Metallteile
schon. Als ich meine Rucksäcke zum Packen anhebe flitzen drei Käfer weg. Die
zwei kleinen erwische ich, aber der große flüchtet sich ins Bad. Da darf er
bleiben. Zum Frühstück gibt’s zwei deutsche Fruchtriegel, die ich mitgenommen
habe und Wasser. Frank hatte mir abends noch gesagt, ich solle ihn wecken, wenn
ich gehe. Als er nach mehrfachem Klopfen und Rufen immer noch nicht reagiert,
gehe ich aber einfach, ich muss ja zum Shuttle. Die Haustür muss ich dabei leider
offen lassen, weil man sie nur abschließen kann, ich den Schlüssel aber ja
drinnen liegen lassen muss.
Draußen ist
es noch dunkel, dämmert aber langsam. Ich wende mich meiner GoogleMaps-Karte
entsprechend nach links, wo das Hotel Barcelo Dominican Beach liegen soll, von
wo mein Shuttle nach Samaná losfährt. Auf der Straße kommt mir als erstes ein
Transporter entgegen, auf dem „Jesus te ama“ (Jesus liebt dich) steht. Solche
Aufschriften sind hier weit verbreitet. Ich frage mich, inwiefern das auch
verstanden und gelebt wird. Die Religion ist auf jeden Fall sehr präsent in der
Öffentlichkeit und es geht wohl auch so gut wie jeder in die Kirche.
Am Ende der
Straße muss ich feststellen, dass wohl leider irgendwas mit meiner
ausgedruckten Google-Wegbeschreibung nicht stimmt. Denn was ich sehe,
entspricht nicht der Karte. Ich spreche einen Mann an, der gerade ein Auto
wäscht und frage ihn, ob er mir sagen kann, wo das Hotel Barcelo Dominican
Beach liegt und wie ich da hinkomme. Von ihm erfahre ich, dass es inzwischen
„Sunscape“ heißt und ich zurücklaufen muss. Hmm … vielleicht hat mir Frank das
am Vorabend erzählt. Da war was mit Sunscape und dass ihre Wohnung bei Airbnb
über Google falsch verortet ist... Der weitere Zusammenhang hat wohl zur Hälfte
gehört, die ich dann nicht verstanden habe. Hätte ich mal nachgefragt und nicht
einfach genickt, dann hätte ich mir das Gelatsche in die falsche Richtung wahrscheinlich sparen
können. Ich bin aber noch ganz gut in der Zeit. Also wieder zurück zu Sunscape.
Ich spreche noch zweimal Männer an, die mir das Gesagte bestätigen. Auf dem Weg
halten zwei Mofafahrer neben mir an und wollen mich mitnehmen. Inzwischen weiß
ich, dass das hier üblich ist (s.o.), aber ich frage mich trotzdem, wie sie
sich das vorgestellt haben … ich trage schließlich vorne und hinten einen
Rucksack. Ich lehne also ab und sehe auch prompt ein paar Meter weiter einen Mofa-Unfall. Der Fahrer
ist wohl auf der nassen Straße auf einem der zahlreichen
Verkehrsberuhigungshubbel weggerutscht. Er steht aber sofort wieder auf und
fährt weiter.
Am Sunscape
angekommen, stehe ich erstmal noch am falschen Tor, auf Nachfrage werde ich an
den Haupteingang weiterverwiesen. Dort frage ich wieder einen
Hotelangestellten, der mich auf ein Großraumtaxi hinweist, dass vorhin hupend
neben mir gehalten hat. Da liegt tatsächlich ein Zettel mit meinem Namen hinter
der Windschutzscheibe. Und so werde ich von Olvi nach Sabana de la Mar
gefahren. Auf dem Weg sehe ich nun etwas mehr vom Land. Hinter uns geht langsam
die Sonne auf, während am Horizont Hügelketten auftauchen. Über den Wiesen
zwischen den Palmen liegt ein leichter Nebel im Morgenlicht. Mit steigendem
Sonnenstand löst er sich rasch auf. Im Radio läuft Bachata-Musik.
Aussicht vom Steg in Sabana de la Mar |
Nach ca. 2
Stunden Fahrt lässt mich der Fahrer am Landungssteg in Sabana de la Mar
aussteigen und bringt mich zur Fähre. Also zum Boot, unter "Fähre" verstehen wir
doch eher was größeres. Ich bin die einzige Touristin, außer mir fahren nur
Einheimische mit. Und zwei Motorroller. Ob es einen Fahrplan gibt, weiß ich
nicht so genau, es scheint, dass man losfährt, wenn das Boot voll ist.
Ich sitze
eingequetscht zwischen einem etwa achtjährigen Mädchen ohne Berührungsängste
und einem älteren Mann, der irgendwann sein Kirchengesangbuch herausholt und
anfängt leise zu singen. Ich kann ihn durch den Motorenlärm kaum hören, aber
lese die Texte mit, die hauptsächlich von Jesu Liebe zu uns handeln.
Die Fahrt
über’s Meer gibt mir Zeit für die ersten Reflexionen.
Auf der Fähre |
Karibik – das
klingt für uns so glamourös. Wir denken an Palmen, lange weiße Sandstrände,
Pina Colada … vielleicht auch an Piraten. Mein erster, im Vorbeifahren
gewonnener Eindruck ist ein anderer. Ich sehe zwar Palmen und Sandstrände, aber
auch Häuser aus Wellblech und Betonhäuser, die eigentlich eher Bauruinen sind,
in denen aber trotzdem Menschen leben. Oft sind sie farbenfroh angemalt. Neben dem Mofa ist – zumindest auf dem
Land – wohl auch das Pferd ein beliebtes und verbreitetes Fortbewegungsmittel. Am Straßenrand und auch an den Stränden, die nicht extra für Touris hergerichtet sind, sieht man viel Müll und Schrott liegen.
Um 10.45 Uhr
– eine Stunde früher als gedacht – komme ich dann in Samaná am Hafen an. Ich
rufe kurz Julia an, um ihr zu sagen, dass ich schon da bin und um 11 Uhr holt
sie mich dann mit einer Art Motor-Riksha-Taxi ab und bringt mich zu meiner
Gastfamilie.
Erster Blick vom Hafen auf Samaná |
Meine Gastmutter ist noch bei der Arbeit, deshalb werde ich von ihrer Tochter, deren Tochter und weiteren Frauen begrüßt. So ganz bin ich durch die Verwandschaften, Beziehungen und Funktionen der Personen hier im Haushalt immer noch nicht durchgestiegen, aber es wird. Dazu dann später mehr.
In meinem Zimmer, im Bad und in der Küche wartet dann der Kulturschock auf mich. Manchmal denke ich, dass es auch ein Fluch sein kann, wenn man deutsche Sauberkeit und den europäischen Standard gewöhnt ist. Denn da kommt quasi nichts dran. Ich weiß nicht genau, womit ich gerechnet habe ... ich war im ersten Moment einfach nicht darauf eingestellt. Aber nach dem ersten Gedanken "So kann man doch nicht leben", sagt dann die Reflexion: "Doch, kann man. Und wirst du." Ich glaube, dass ich hier sogar noch einen gewissen Standard habe. Zwar nur ein Rohr und nur kaltes Wasser (wenn es Wasser gibt), aber immerhin eine Dusche, eine Toilette und ein Waschbecken. Und mein Zimmer ist auch echt in Ordnung. Halt nicht ganz so sauber und schön, wie ich es gewöhnt bin. Aber genau das wollte ich ja. Mal raus aus der Komfortzone, eine andere Lebensweise kennenlernen, einfacher leben. Das hat also geklappt, fühlte sich im ersten Moment aber nicht so toll an. Man fühlt sich eben doch wohl in seiner Komfortzone. Inzwischen habe ich mich aber schon daran gewöhnt. Und bin froh über den Kurzhaarschnitt, denn der ist wirklich praktisch bei geringem Wasserdruck, kaltem Wasser und ohne Föhn.
Im nächsten Post hört und seht ihr dann mehr von meinen ersten Tagen in Samaná, denn dieser ist jetzt wirklich schon lang genug ;)
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