![]() |
Der "Es-geht-mir-endlich-wieder-gut"-Frozen Joghurt |
Privatsphäre
ist Luxus. Ich konnten sie mir hier nun wieder erkaufen. Heute bin ich aus der
Familie ins Apartment umgezogen. Knapp zwei Wochen früher als geplant, aber es
kostet mich nur 2.500 Pesos mehr. Dabei hatte ich ja in der Familie sogar schon
ein eigenes Zimmer. Das ist mehr, als die anderen im Haus haben, die eigentlich
alle Bett und Zimmer teilen. Vielleicht darf jetzt Ashmel wieder in ihr Zimmer
ziehen.
![]() |
Ankunft im Apartment |
Mit
Privatsphäre und Platz war ich ja in den letzten drei Jahren wirklich verwöhnt.
2 Zimmer und 66qm für mich. In anderen Ländern wohnen auf weniger Raum
Großfamilien – vielleicht auch in Deutschland. Ich denke dabei auch an die
vielen Flüchtlinge, die in Turnhallen und anderen Provisorien mit hunderten
fremden Menschen auf engstem Raum zusammenleben müssen. Ich kann jetzt durchaus
nachvollziehen, dass da mal Aggressionen aufkommen. Am Donnerstagmorgen
bin ich nämlich kurz aggressiv geworden. Früh morgens wird laut der Fernseher
angemacht, irgendjemand zieht dauernd laut die Nase hoch, in der Küche wird
geschrien, die Kinder weinen… Das alles bekommt man einfach mit, ob man will
oder nicht. Dann kommt noch der Kulturschock hinzu und im Fall der Flüchtlinge
Traumata, Angst … Meine Nerven hat das extrem strapaziert, weshalb ich auch entschieden habe, frühzeitig umzuziehen.
Nach drei
Jahren allein wohnen in Konstanz mit „paradiesischer“ Ruhe erscheint einem der Lärm hier nur
noch lauter. Ruhe ist auch Luxus. Und ich bin grundsätzlich ein Mensch mit
großem Ruhe- und Privatsphäre-Bedürfnis. Ruhiger ist es in meinem neuen
Apartment leider auch nicht. Wirkliche Ruhe gibt es hier leider – zumindest in
der Stadt – nicht. Ich werde mich also gewöhnen müssen. Um noch einmal zu den
Flüchtlingen zurückzukommen: Ich habe mir das hier wenigstens ausgesucht, ich
bin hier, weil ich das so wollte und auch dieses Leben hier, dass so anders ist
von dem, was ich gewohnt bin, kennenlernen möchte. Ich kann sicher noch nicht
annähernd nachempfinden, was Menschen durchmachen, die in Deutschland und
anderen Ländern als Flüchtlinge ankommen, aber mein Verständnis ist hier durch
meine aktuellen Erfahrungen noch einmal gewachsen. Und die sprachliche
Barriere ist ja hier leider für mich auch größer als gedacht und gehofft. Ich
bekomme schon ein wenig Angst vor Russland – meine Russischkenntnisse sollten
sich noch stark verbessern, bevor ich da hingehe. Man ist sonst so hilflos und
echt auf das Wohlwollen der anderen angewiesen.
Im
Grunde
sollte diese Erfahrung jeder Mensch einmal machen. Fremd in einer Kultur
sein,
eine Sprache nur schlecht bis gar nicht beherrschen und sich dann
einfinden und
integrieren müssen. Wenn man sich darauf einlässt, kann das eine so
lehrreiche Erfahrung
sein, die Verständnis, Demut und Toleranz fördert. Man kann es natürlich
nicht verpflichtend machen, aber 6-12 Monate im Ausland nach dem
Abitur, halte ich schon für eine gute Sache. Ich muss sagen, dass ich
die
weltwärts-Freiwilligen und jeden, der sowas nach dem Abitur macht, echt
bewundere.
Sie sind noch so jung und verbringen hier ein ganzes Jahr, um
Freiwilligenarbeit zu leisten. Ich weiß nicht, wie ich das hier mit 18
weggesteckt hätte. Inzwischen habe ich ja doch schon einiges mehr an
Lebenserfahrung und Gelassenheit als vor knapp 10 Jahren. Ich bin
sicher, dass es für sie ein prägendes
Jahr wird.
Ich muss
gestehen, dass ich den Kulturschock tatsächlich unterschätzt habe. Ich
habe unterschätzt, wie viele neue Eindrücke ich hier verarbeiten muss und wie
anders das Leben hier ist – im Kleinen und Großen. Aber ich werde mich daran
gewöhnen und der Umzug ist ein weiterer Schritt für mich hier ein „richtiges“
dominikanisches Leben zu führen.
Ich würde mir
hier dafür auch gern noch einen Alltag außerhalb der Arbeit aufbauen.
Gestern war ich wieder im Gottesdienst. Um 18.40 Uhr ist noch niemand da (offiziell geht es um 18.30 Uhr los). Also schaue ich noch schnell nach, wohin ich umziehen werde und wie weit ich dafür laufen muss. Nicht so weit. Auf dem Rückweg bleibe ich an der Iglesia Pentecostal Misionaria stehen, aus der „Feiert Jesus“ auf Spanisch erklingt. Immer wieder cool, bekannte Lieder zu hören.
Gestern war ich wieder im Gottesdienst. Um 18.40 Uhr ist noch niemand da (offiziell geht es um 18.30 Uhr los). Also schaue ich noch schnell nach, wohin ich umziehen werde und wie weit ich dafür laufen muss. Nicht so weit. Auf dem Rückweg bleibe ich an der Iglesia Pentecostal Misionaria stehen, aus der „Feiert Jesus“ auf Spanisch erklingt. Immer wieder cool, bekannte Lieder zu hören.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen